Review

Polizeifilm mit einigen unüblichen und vielen üblichen Wendungen

Es ist schon komisch, wie einen die Erinnerung zu trügen vermag. Da bestellt man sich einen Film, den man als absoluten Klassestreifen im Gedächtnis hatte, voll mit harten Actionsequenzen und Zeitlupen, schiebt die DVD freudig ins Fach – und wird enttäuscht. Nicht, daß „Blue Steel“ ein schlechter Film ist – da gibt es weitaus dünnere Polizeifilme – aber der absolute Reißer ist es auch nicht, zumal doch an einigen Stellen sich eine gewisse Langatmigkeit breitmacht. Wäre eine Liebesgeschichte schon noch erträglich gewesen, überspannt die Regisseurin mit einer zweiten Liebesgeschichte den Bogen. Das ist halt der Nachteil, wenn sowohl Hauptfigur als auch Regisseur weiblich sind, da schlägt die milde und romantische Ader durch. Eine kleine Enttäuschung also, dabei fängt der Film so gut an...

Frisch graduiert ist die Polizistin Megan Turner auf Streife und erschießt einen Ladenräuber. Dessen Pistole aber nimmt der Börsenmakler Eugene an sich, ohne daß dies jemand mitbekommt. Eugene aber ist nicht der nette Typ von nebenan, sondern hört Stimmen und tötet wahllos Menschen. Megan wird in die Ermittlungen mit einbezogen, da auf den Patronenhülsen, die man an den Tatorten findet, ihr Name eingraviert ist. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse. Zunächst verliebt sich Megan in Eugene, nicht wissend, daß er der Mörder ist. Dann, als Eugene unter Verdacht gerät, beginnt sie eine Liaison mit Nick, ihrem Vorgesetzten, Eugene aber dreht in der Zwischenzeit immer mehr durch. Es kommt also wie es kommen muß, ein blutiger Showdown in den Straßen von New York beendet den Film.

Irgendwie wird man nicht recht warm mit dem ganzen...zunächst gute Actionszenen, dann ein bißchen
Serienmörder, dazu Liebesfilm, Polizeidiensteinblicke, häusliche Gewalt bei Megans Eltern, zu guter letzt dann wieder ein harter und gut choreographierter Showdown. Es wirkt ein bißchen so, als habe sich Regisseurin Bigelow nicht recht entscheiden können, wohin ihr Weg führt. Schauspieler hat sie
gute zur Verfügung, da gibt es auch nichts zu bemängeln, aber der Hintergrund für Eugenes Wahn wird uns nicht erklärt. Wird man irr, wenn man eine Pistole findet? Bekommt man dadurch sogleich Allmachtsphantasien? Seltsam, aber so scheint es zu sein. Und so entpuppt sich der Film als recht zäher Brocken, insgesamt zu lang, langatmig und mit viel zu wenig Actionszenen. Wie gesagt, nicht schlecht, aber die Erinnerung hat gewaltig getrogen...so leider nur 6/10.

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