Hurra, der Zombiefilm lebt! Zwar kommen momentan auch verstärkt größere Filmstudios wieder auf den entdeckten guten schlechten Geschmack eines der strittigsten Genres im Horrorbereich, doch den wahren Appetit bekommt man vorerst nur durch kleinere Produktionen – wie z.B. diese hier – gestillt. Zwar wird der ein oder andere durch das Wort „Amateur" oder „Independent" abgeschreckt sein, doch der wahre Zombiefilm kam eh nie wirklich aus dem Underground heraus, die meisten kennen ja die eher halbherzigen, auf Splatter bauenden Vertreter dieser Sparte. Klar, der gehört da rein, aber die plumpen Gedärmewühlereien der vergangenen Tage haben auch irgendwann bei den eingefleischtesten Freaks ausgedient, oder? Naja, missen möchte man sie in der Tiefe seines blutpumpenden Herzens dann doch nicht. Bone Sickness packt wie der eher belanglose Shadows of the Dead die Zombie-Thematik beim Thema „zwischenmenschlich-unmenschliche Beziehungen" und Erklärungsversuche über das Wie und Warum des Zombie-Daseins an, scheitert dabei aber nicht an dem Fehler, die blutigen Effekte aussparen zu wollen – wenn auch die Story nicht wirklich ausgereift ist, sich auch nachher ganz verliert. Von seiner Machart, vom Aufbau her erinnert er am ehesten an Day of the Dead, denn hier wie da kann man den Film quasi in zwei Hälften einteilen, wo in der ersten etwas „Geschichte" kommt, die zweite Hälfte dann zum völligen Zombie-Overkill mit superben und knallharten F/X wechselt, wo dann all die aufgebauten Beziehungen in Fetzen verloren gehen.
In den ersten 40 Minuten erfährt man etwas über das Schicksal von Alex, einem jungen Mann mit einer sehr obskuren Knochenkrankheit. Bettlägerig, wird er von seiner Freundin Christine, einer ausgesprochen leckeren dickbusigen Blondine, medizinisch versorgt. Des Nächtens gräbt sie auf Friedhöfen das aus, was er am dringendsten benötigt: Knochenmark. Naja, es sind die Knochen, aus der sie eine ihm wohlschmeckende Suppe macht, doch des Rätsels Ursprung bleibt den beiden vorerst verborgen. So quält sich der Arme durch Würmer scheißen, Blut spucken und einen langsamen Verwesungsprozess mit Appetit auf warmes Menschenfleisch.
Die Bedrohung ist merkbar und gegenwärtig, doch, wie gesagt, in den ersten 40 Minuten taucht so gut wie kein Zombie auf. Trotzdem gibt es viele kleine fiese Szenen, in denen die Zombies mehr oder weniger „auftauchen". Beispielsweise in der Leichenhalle, wo ein Freund von Alex und Christine, für die er ein Stück Knochen aus einem Toten klaut, nicht mitbekommt, wie sich der Leichnam nach Licht-Ausmachen abrupt aufrichtet! Klasse Effekt! Mit der allgegenwärtigen Düster-Mucke werden zudem in zahlreichen Abständen Bildes eines Friedhofes eingeblendet. Auf den sickert auch irgendwann die toxische Substanz (?), die ihrerseits die Untoten wieder aufstehen erlässt. Und Alex wird langsam aber sicher auch einer von ihnen. Der Ekelfaktor ist ziemlich hoch, der „Verwandlungsprozess" von Alex – Würmer scheißen, Blut spucken und noch mehr Würmer kotzen – extrem widerlich in seiner Mache. Ein wenig an Fulci erinnernd, vielleicht noch was ekeliger, wenn hier dutzende lebende Würmer aus dem Mund quillen. Aber das zeugt wieder von guter Mache, die hat der Film wirklich. Mit viel Elan, Können und Einsatz wurde wohl der jüngste ernstzunehmende Zombie-Splatter inszeniert. Humor taucht eigentlich keiner auf, nicht mal unfreiwilliger, denn Sets, Kamera und darstellerische Darbietung lassen keinen Grund zur Klage aufkommen. Auch wenn die Geschichte nicht wirklich tiefgehend ist, versucht man – und schafft es – einem die sympathischen Darsteller näher zu bringen und nicht sofort in die endlose Welt blutiger F/X einzutauchen, die ohne Frage eingeräumt werden müssen.
Die Zombies sind richtig schön oldschool: lahmarschig, verwest und gefährlich in Massen wie eh und je. Hier wurde auch einiges investiert, das Make-up kann sich sehen lassen. Auch bei den F/X wurde wohl dann noch das letzte Budget vergossen, sprichwörtlich, denn einziger „Fehler" ist, dass am Ende – fernab der Geschichte – die Effekte den größten Platz einräumen. Ganz in der Tugend der alten Schule wird hier noch genüsslich jeder Effekt geradezu zelebriert: Zombies mit einer Flex zerlegt, Hirne aufgerissen und Körperteile abgerissen, Gehirn, Eingeweide verspeist und vieles mehr: die gelatinenartigen Blaseneffekte setzen dem Ekelfaktor dann die Krone auf. Dabei gleitet die Geschichte dann völlig ab, Alex als Zombie bekommt Kontakt zu Dämonen, die ihn durch Zombies zersplattern lassen, welche wiederum die Apokalypse – sehr gut gemacht – beschwören. Hier geht es etwas bunt her, vielleicht schon etwas ZU bunt, auf jeden Fall wird man mit den härtesten und zahlreichsten F/X im Zombiefilm seit langem verwöhnt. Für alle, die auf Romeros Land of the Dead nicht mehr warten können, welcher eher ernsterer Vertreter und nicht vom Schlag eines Plaga Zombie oder Dead & Breakfast (auch grandiose Zombiefilme, aber mehr Fun-Splatter) ist, dem sei dieses kleine Stücken Zombie-Amateur wärmstens an die Rippen empfohlen!