Review

Als bekennender Bollywood-Fan war ich sehr enttäuscht von diesem Film, da wirklich nichts zusammenpasst. Es stimmt, dass dieser Film ansonsten nur gute Reviews bekommen hat, was mich sehr wundert.
Was allerdings stimmt, ist, dass alle Bollywood-Erwartungen erfüllt werden. Es gibt große Gefühle, viel Gesang und Tanz und eine prächtige Ausstattung.
Jedoch zerstört dieser Film eine sehr schöne Liebesgeschichte zugunsten konservativer Ansichten. Das habe ich bisher so nicht gesehen, finde es aber besonders hier extrem schlecht inszeniert.
Es gibt im folgenden massive Spoiler - deswegen erst dann weiterlesen, wenn man den Film gesehen hat.
Sameer (Salman Khan) und Nandini (Aishwarya Rai)werden bis zur Intervall-Pause als unsterblich verliebte Personen dargestellt. Salman Khan finde ich im Gegensatz zu anderen Reviews sogar sehr amüsant und charmant. Und beide leiden extrem unter ihrer Trennung und Nandini versucht sogar sich ihr Leben zu nehmen. Nachdem so eine extreme Bindung uns darsgestellt wurde, freut man sich auf eine Wiedersehen der beiden und man leidet förmlich mit.
Nach der Intervallpause tritt Ajay Devgan (Vanraj) auf den Plan, der auch recht sympathisch rüberkommt, jedoch ein wenig fehl am Platz wirkt, da Nandini ihn nicht liebt. Allerdings werden die beiden verheiratet, was in Indien einem Ende gleichkommt, da man selten von Scheidungen hört oder sieht, besonders nicht in Bollywood-Filmen. Trotz Devgan's netten Charakter passt es einfach nicht, dass Nandini plötzlich die Fronten wechselt und sich in ihn verliebt. Wäre Sameer einfach eine Jugendliebe gewesen, wäre das tragbar gewesen. Jedoch fragt man sich nach kurzer Zeit, warum sie sich umbringen wollte und warum sie Devgan solange abgewiesen hat, wenn sie sich nach der gemeinsamen Reise, die auch nur Sameer galt, für ihn entscheidet. Natürlich zeigt Devgan ihr, was echte Liebe bedeutet und kümmert sich auch nur um ihr Wohlergehen, jedoch ist der Wandel Nandinis einfach nach dem ersten Teil des Films nicht nachvollziehbar. Eine bessere Lösung wäre gewesen, Devgan als sehr guten Freund zu etablieren, der es am Ende auch geblieben wäre.
Zudem finde ich diese Aneinander-vorbeilauf-Szenen wirklich extrem albern. Sowas passiert einfach nicht. Sameer und Vanraj treffen sich einen ganzen Nachmittag lang ohne zu wissen wer der andere ist. So etwas ist Schwachsinn, da keiner mehrere Stunden mit jemanden verbringt, ohne seinen Namen zu kennen. Und da immer etwas dazwischenkommt, wenn Sameer seinen Namen nennen will, wird alles nur noch unglaubwürdiger. Außerdem laufen Sameer und Nandini oft einander vorbei - ganz toll! Schicksal? Nein! Schwachsinn! Was wäre gewesen Herr Regisseur, wenn sich Nandini und Sameer doch früher getroffen hätten? Dann wären sie sicher zusammengekommen und Nandini hätte sich scheiden lassen? So - und hier - die Exempelstatuierung des Regisseurs: So etwas darf nicht sein! Eine Ehefrau darf keine andere Liebe haben! Gegen Ende entscheidet sich Nandini für Vanraj ("Stand by your man"), da er nunmal ihr Ehemann ist und sie sehr liebt und lässt einen weinenden Sameer zurück, der seinen Vater im Himmer anfleht. Spätestens jetzt kommt einem die Galle hoch. Wäre diese hirnverbrannte konservative altmodische Botschaft in diesem Film nicht vorgekommen, hätte ich diesen Film wahrscheinlich noch gut gefunden. Man kann einfach Nandinis Wandel nicht nachvollziehen, da sie unter anderem im ersten Teil des Films als rebellische Frau auftritt und sogar für die verbotene Liebe ihrer Schwester eintritt und sich auch heimlich mit Sameer trifft.
Hat man selbst schonmal echte Liebe erfahren, weiss man, dass man sich nicht so schnell anders entscheidet. Und gerade das predigen uns normale Bollywood-Filme doch, siehe "Kuch Kuch Hota Hai" (stellt euch vor hier hätte sich Kajol am Ende für Salman Khan entschieden - genauso kommt es in diesem Film rüber). Außerdem war insgesamt gesehen Devgans und Nandinis Bindung nicht so intensiv inszeniert, dass man ihre Entscheidung am Ende des Films verstehen könnte.
Regisseur Bhansali hat mit "Devdas" einen sehr viel besseren und vernünftigeren Film abgeliefert, der ebenfalls von einer unerfüllten Liebe handelt.
Ich kann dem Film gerade mal 3 von 10 Punkten abgewinnen. Die erste Hälfte des Films hat mir gefallen - die zweite Hälfte war für mich wie oben beschrieben unerträglich und einfach nur ärgerlich!

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