Review

Warum dieses hervorragende Remake von John Carpenters "Assault - Anschlag bei Nacht" bisher noch nicht den Weg in die deutschen Kinos gefunden hat, ist mir unverständlich. Glücklicherweise konnte ich vor kurzem über Ebay die US-DVD günstig erwerben und so in den Genuss eines tollen Actionfilms kommen. Nach dem schon ordentlichen France-Remake "Das Tödliche Wespennest" inszenierte der französische Regisseur Jean-Francois Richet (Brennender Asphalt) einen spannungsgeladenen und zugleich unheimlichen Action-Thriller der Extraklasse, mit dem sich dieses Jahr nur "Hostage" in Sachen spannend inszenierter Action messen kann.

Am Silvesterabend wird der gefürchtete Chicagoer Gangsterboss Marion Bishop (Laurence Fishburne) verhaftet und vor dem Weitertransport in ein Hochsicherheitsgefängnis in der Polizeistation 13 untergebracht. Als zwei bewaffnete Männer gerade noch daran gehindert werden können, in die Station einzudringen und Bishop zu töten, realisiert der diensthabende Officer Jake Roenick (Ethan Hawke), dass ein größerer Angriff droht. Um diesen abzuwehren, stellt er sich mit seinen wenigen Kollegen und anderen Gefangenen den Angreifern entgegen...

Hier mimt Ethan Hawke (Taking Lives) seine Rolle so, dass der Film theoretisch auch ein "Training Day"-Sequel sein könnte, da sich die Charaktere in gewisser Weise ähneln und er auch hier gegen korrupte Polizisten ans Werk gehen muss. Er verleiht seinem Charakter zudem etwas Tiefe, so dass sie nicht zu einem puren Abziehbild wird. Laurence Fisburne (Red Heat) spielt zwar auch gut, aber nicht so wie Hawke, da er oftmals nur mit der gleichen, steinernen "Matrix"-Mimik sich durchs Bild bewegt. Maria Bello (Payback) ist als attraktive Psychotante zu sehen, die ein unerwartetes Ende findet, das man eigentlich der Figur von Drea de Matteo (Joey) eher zugetraut hätte. Als Kopf der angreifenden Spezialeinheit agiert hier Gabriel Byrne (Stigmata), wobei er annähernd an seine Boshaftigkeit aus "End of Days" rankommt. Ansonsten besteht der restliche Cast noch aus John Leguizamo (Revenge), Brian Dennehy (Rambo) und Studio-Gangster Ja Rule (Halb tot).

Mag sich "Assault on Precinct 13" von der Ausgangssituation her mit dem Original und dem France-Remake gleichen, so ist er dennoch teilweise komplett anders, was auch gut so ist. Die Action ist sehr gut in Szene gesetzt worden und Richet scheut sich auch nicht vor härteren Szenen, weshalb der Film bei uns eine Freigabe ab 18 bekommen könnte, sollte er mal irgendwann herausgebracht werden. Von einer Eiszapfen-Szene a'la "Stirb langsam 2" über Messer durch den Unterkiefer in bester "The Punisher"-Manier bishin zu mehreren recht ansehnlichen Kopfschüssen ist da einiges drin. Auch die winterliche Location weckt nicht nur Erinnerungen an den zweiten "Stirb langsam"-Film, sondern auch an ähnlich gelagerten Szenarien wie "Tödliche Weihnachten" und "Wild Christmas". Bei der Erstürmung der Polizeistation gehen die Belagerer ziemlich kreativ vor (Blendgranaten, Dauerbeschuss, Plastiksprengstoff, Sniper, Helikopter-Einsatz, Maulwurf in den Reihen der Eingeschlossenen), was nicht heißen soll, dass Roenick & Co. sich weniger kreativ zur Wehr setzen. Die Atmosphäre des Remakes wirkt auch schön unheimlich und bedrohlich, auch wenn die fesselnde Musikuntermalung von Carpenter fehlt. Zwar spielt mit Ja Rule ein Rapper mit, doch vermeidet Richet im Film glücklicherweise den Einsatz von nervender Rap-Mucke, die man lediglich im Abspann vorfindet. Im Gegensatz zum Original und France-Remake haben die Bösen hier auch ein Gesicht und der Film endet darum auch nicht durch die entgültige Dezimierung der belagernden Truppen. Der Showdown im nahegelegenen Wald ist zwar etwas arm geraten, kann sich durch Spannung und Optik dennoch sehen lassen. Wie sein französischer Kollege Florent Emilio Siri weiß auch Richet den Umgang mit dem Feuer effektiv in Szene zu setzen, auch wenn die lokale Spannung nicht an jene aus Siris "Hostage" heranreicht, obwohl es die eine oder andere überraschende Wendung gibt. Mögen einige Sequenzen (Leguizamos Zellen-Gelaber, Smalltalk zwischen Fishburne und de Matteo) als bloße Lückenfüller dienen, so komplettieren sie dennoch das gute Gesamtbild des Streifens.

Somit einer der besseren Actioner 2005 und man möge hoffen, dass "Assault on Precinct 13" auch bald den Weg in deutsche Kinos bzw. DVD-Läden findet. Ebenfalls zu hoffen ist, dass nach diesem Streifen und "Hostage" noch weitere ähnliche Produktionen folgen werden und eine neue Ära des spannenden Actionfilms einleuten.

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