In der aufkommenden und scheinbar nicht zu stoppenden Remakewelle der letzten Jahre wurde auch einige heilige Kühle des 70er Jahre Kinos geschlachtet, die eigentlich nicht unbedingt nach einer Neuinterpretation verlangt hätten. Griff man sich bislang mit Texas Chainsaw Massacre, Dawn of the Dead, Amityville Horror nur die Horrorfilme heraus, so scheinen langsam die Actionreisser dran glauben zu müssen, Dirty Harry ist ebenso im Gespräch wie The Warriors und Poseidon Inferno, John Carpenter’s Assault - Anschlag bei Nacht [ 1976 ] hat es bereits erwischt.
Nun ist das Geschrei bei Ankündigung von Remakes jedes Mal übermäßig gross, der Tenor reicht immer von einem „Braucht man so was?“ strikt über „Wird doch eh Mist“; die filmischen Ergebnisse kann man sich dann erstaunlicherweise doch ansehen, die besten von ihnen sogar gut als positiv gesehenen Vergleich der Ära und der veränderten Sehgewohnheiten heranziehen. Was auch für Jean-François Richet’s soweit gelungene Aufbereitung gilt.
Der Grundplot ist bekannt und wird komplett übernommen: Ein vor der Auflösung stehendes, schon fast verlassenes Polizeirevier in Detroit wird von Polizisten und Gefangenen gegen Angreifer verteidigt. Das Massaker hinterläßt nur wenige Überlebende.
Die einzigen Änderungen bestehen also in der Abweichung der Location – dort war es Los Angeles – und in der Identität der Angreifer [ dort eine kriminelle Jugendbande ].
Dazu wird ein anderer Prolog genutzt, der die neue Situation einführt und erklärt, und das Ende wird unnötigerweise ausserhalb des Gebäudes verschleppt. Leider muss man dem Film bescheinigen, dass ausgerechnet die Abweichungen vom Original erstaunlicherweise kaum wirken und generell sowohl Anfang auch Ende nicht das ist, was man in Betracht des Vorbildes sehen will.
Allein der Mittelteil selber greift das von Howard Hawks in Rio Bravo [ 1959 ] entwickelte und in El Dorado [ 1966 ] und Rio Lobo [ 1970 ] variierte Thema der Belagerungssituation auf und überzeugt dort auch am nachhaltigsten; die Faszination des Szenarios wirkt immer noch.
Ausgehend von klassischen und äußerst einfachen Genre-Konventionen werden in den ersten 30 Minuten die Personen eingeführt, die die verschneite Neujahrsnacht in einem leergefegten Vorort von Detroit verbringen müssen. Da ist der junge, aber durch seine 5jährige Undercovertätigkeit und einem missratenen Einsatz völlig ausgebrannte Sergeant Jake Roenick, der sich nur mühsam mit Alkohol und Aufputschmitteln über den Tag schleppen kann. Sein Schreibtischjob im neuen Revier in der Innenstadt ist beschlossene Sache, seine Psychologin Alex Sabian [ Maria Bello ] kommt überhaupt nicht an ihn heran.
Jasper O'Shea [ Brian Dennehy ] als die letzte Bastion des fast leergeräumten Reviers will mit dessen Schliessung in die Rente gehen, der aufgetakelten Sekretärin Iris Ferry [ Drea de Matteo ] ist in der Silvesternacht eigentlich nur nach feiern zumute. Als durch den aufpeitschenden Schneesturm unplanmässig ein Gefangenentransport in der angeschnittenen Einöde Halt machen muss, darf man eine gleiche Anzahl von Kriminellen bewirten. Doch plötzlich ist es ganz mit der Ruhe vorbei, 2 Maskierte sind durch den Hintereingang eingedrungen und konnten nur mühsam vertrieben werden. Doch das ist erst der Anfang, das Revier wird komplett von aussen unter Beschuss genommen, man will anscheinend den einsitzenden Gangboss Marion Bishop [ Laurence Fishburne ] freipressen.
Waren im Original noch Ansätze zu einem Horrorfilm sichtbar und stimmig íntegriert, sieht man hier eine andere Art von Film, ein aufgemotzter Cop – Actioner in begrenztem Zeit und Raum, der weit mehr auf Tempo und Druck setzt. Besonders die erste Angriffswelle hört sich wirklich wie auf einem Kriegsschauplatz an, es wird grundsätzlich mit schwerer Artillerie und Ausrüstung auf dem neuesten Stand hantiert. Die folgende Actionpalette ist straff und stimmig inszeniert, der Verzicht auf Schnittstakkato und neumodischen Schnickschnack und gleichzeitig ausgespielten Härten macht den Film herrlich forsch und gleichzeitig altmodisch. Die später notgedrungene Vereinigung von Polizisten und den Kriminellen gegen den gemeinsamen Angreifer sorgt noch dazu für einiges Unwohlsein und dadurch verstärkten Spannungsmomenten, kann nun auch innerhalb des Gebäudes ständig das Bleigewitter beginnen. Zudem schlägt sich hierbei auch der Ton des Filmes zugute, der in seiner Kompromiss- und Gnadenlosigkeit auch unerwartet Sympathieträger hinwegrafft und keine Opfer macht.
Ist die Atmosphäre besonders durch Verzicht auf gefühlschwangerem Beiwerk sehr stimmig, so erreicht sie doch im direkten Vergleich nie die ruhige Durchschlagskraft des Vorbildes. Wo Richet Erklärungen setzt, liess sie Carpenter einfach effizient weg. Der Film ist nicht nachhaltig beunruhigend, sondern nur zeitweilig aufreibend; da die Angreifer nicht von unmenschlich - abgrundtiefer Bösartigkeit sind, sondern einfach zielverfolgend. Und die allgegenwärtige Bedrohung hört hier mit dem Sonnenschein des nächstens Tages einfach auf.
Trotzdem sollte man sich glücklich schätzen, auch noch heutzutage einen Film dieser Art sehen zu dürfen, knapp geworden sind sie ja.