Review
von Cineast18
Eine grauenvolle Mordserie erschüttert die Stadt: Scheinbar zufällig ausgesuchte Personen werden erschlagen und geköpft, die Köpfe nimmt der Mörder mit. Auch die Eltern der 16-jährigen Ausreißerin Aura (die Tochter des Regisseurs, Asia Argento) werden Opfer des brutalen Mörders. Zusätzlich wird sie von einem zwielichtigen Psychiater drangsaliert. Nur der junge Journalist David (Christopher Rydell) steht ihr bei - und gerät ins Visier des Killers.
Der italienische Horror- und Thriller-Spezialist Dario Argento liefert mit "Aura - Trauma" geradezu einen Paradefilm der Giallo-Schlitzer-Streifen ab, mit denen er in den 70ern berühmt wurde. Typische Elemente treten hier erneut gehäuft auf: zahlreiche Subjektiven aus der Sicht des Mörders, Nahaufnahmen auf seine behandschuhten Hände, ein penetranter Soundtrack (der damit irritiert, dass er selbst in völlig belanglosen Szenen donnernde Spannungsmusik einsetzt), derbe Gewaltszenen und eine überraschende Schlussauflösung. Das alles wird mit größtenteils einfachen Mitteln realisiert: Passanten auf den Straßen werden von Laiendarstellern gespielt, viele Settings (wie etwa Davids Wohnung) bleiben karg ausgestattet, was durch eine ausgetüftelte Lichtdramaturgie kaschiert wird, und auch der eine oder andere Spezialeffekt kommt recht billig daher - und das, obwohl für die Effekte Tom Savini verantwortlich zeichnet.
Auch auf anderen Ebenen offenbart der Streifen einige Schwächen: So wirken viele Dialoge hölzern und klischeehaft und die Einleitung erfolgt etwas zu gedrängt und überstürzt. Auch die Schauspieler bleiben in ihren Leistungen eher bescheiden - während Asia Argento ihre psychisch labile Figur allzu überkandidelt gibt, bleibt Christopher Rydell über weite Strecken eintönig. Manche Szenen wirken durch schlechte Schnittmontage oder fehlgesetzte Musik geradezu dilettantisch. Dazu passt dann auch, dass einige logische Verbindungen in der Story auf der Strecke bleiben.
Und dennoch kann "Aura - Trauma" sogar relativ anspruchsvolle Genre-Fans durchaus unterhalten. Das bewirkt allein Argentos typische Handschrift: All die Giallo-Elemente verbinden sich zu einem trashigen, aber spannenden Killer-Reißer, der manche Dinge andeutet, die eine oder andere verblüffende Wendung parat hat und mit einem wirklich gut gemachten, spannenden Finale aufwartet, das eine überraschende Auflösung und ein extrem garstiges Motiv für die Morde aufweist. Sowohl hier als auch bei den teils drastischen Mordszenen werden Grenzen des guten Geschmacks leichtfüßig überschritten, ohne plump oder ekelhaft zu wirken. Diese formale Stärke erzeugt eine dichte, dunkle Atmosphäre und einen subtilen Spannungssog, der sich gegen Ende unerbittlich in die Höhe schraubt.
Wer auf düstere Killer-Reißer irgendwo zwischen Thriller und Slasher steht und auch vor trashigen Elementen keine Scheu hat, der wird mit "Aura - Trauma" bestens bedient. Auch wenn er nicht zu den besten (oder krassesten) Filmen Argentos gehört, ist er insgesamt überzeugend inszeniert und dank des handwerklichen Könnens des Filmemachers durchaus einen Blick wert.