*Das Comeback des klassischen Thrillers* - mit dieser verheißungsvollen Ankündigung auf dem damaligen Kinoplakat versuchte der deutsche Verleih die treue Anhängerschaft des einstigen Action-Heroes Burt Reynolds in die Lichtspielhäuser zu locken.
Und *klassisch* wirkt dieser Justizkrimi tatsächlich - denn obwohl klangvolle Namen wie Henry Mancini (Musik), John A. Alonzo (Kamera) oder Michael Crichton (Regie) neben namhaften Stars wie Therasa Russell oder Ned Beatty an dem Werk beteiligt waren, wirkt das Endprodukt - nicht nur an heutigen Standards gemessen - wie eine routiniert inszenierte TV-Produktion und selbst der Neuaufguss diverser *Perry Mason*-Specials in Spielfilm-Länge hält mit Leichtigkeit jeglichen Vergleich zu dieser Kinoproduktion stand.
Burt Reynolds, wieder einmal als Cop besetzt, der diesmal des Mordes an einer zwielichtigen Unterwelt-Größe verdächtigt wird, spielt seinen Part gewohnt lässig, bleibt aber weit hinter seinen Erwartungen zurück.
Bereits zwei Jahre zuvor in "Rent-A-Cop" waren Reynolds Actioneinlagen auf ein Minimum begrenzt, doch gegen "Die Anwältin" wirkt diese Actionkomödie wie ein Feuerwerk aus spektakulärer Action und gefährlichen Stunts.
Selbst Perry Masons 90er-Jahre-Revival vor Gericht war actiongeladener als Michael Crichtons Justizkrimi und vor allem deshalb dürfte Reynolds Auftritt in diesem Film eher eine Enttäuschung für seine Fans sein.
"Die Anwältin" ist in jeder Hinsicht ein eher biederer und sehr geschwätziger Justizkrimi, dem es vor allem auch in den obligatorischen Gerichtsszenen - dem Kernstück des Justizthrillers - deutlich an Dramatik, Dynamik und Tempo fehlt.
Zwar fahren Drehbuchautor Bill Phillips und Regisseur Michael Crichton die üblichen Standards auf - vom Eröffnungsplädoyer über die Auswahl der Geschworenen bis zu Zeugenvernehmungen und Kreuzverhöre - doch das ist dem Zuschauer hinreichend aus diversen Serien wie "Matlock" oder "Petrocelli" bekannt.
Es fehlt einfach an Überraschungs- und Spannungsmomenten sowie an unvorhersehbaren Twists in der Handlung um dem Genre neue Impulse verleihen zu können und auch darstellerisch wird hier deutlich auf Sparflamme gekocht. Auf die genretypischen hitzigen Wortgefechte zwischen Anklage und Verteidigung und dramatische, teilweise theatralische Auftritte hofft man vergebens - bis auf wenige blutige Details bleibt dieser Thriller größtenteils sauber und porentief rein, entwickelt aber vor allem in der zweiten Hälfte einen gepflegten Spannungsaufbau.
In den Thriller-Momenten erreicht der Film dann auch ein ordentliches Maß an Suspense und sorgt in den zwischenmenschlichen Momenten für Konfliktpotential und Dramatik - zwei Stilelemente die den Film interessanter werden lassen.
"Die Anwältin" ist gut gespielt, anfangs zwar etwas zäh und behäbig inszeniert, entwickelt sich Michael Crichtons Werk im späteren Verlauf zu einem unterhaltsamen Justizkrimi mit einem spannenden Finale, dass allerdings auch ein paar Logikfragen aufwirft, deren Beantwortung das abrupte Ende keine Zeit lässt.
Insgesamt passable Unterhaltung - für einen Kinofilm allerdings nicht ausreichend genug.