Review

Auch Jesse Johnsons („The Last Sentinel“, „Alien Agent“) zweite Regiearbeit stellt sich als überaus gelungenes B-Movie heraus, das erneut einmal wesentlich teurer ausschaut, als es in Wirklichkeit war. Auch wenn das Publikum auf den Film vorwiegend durch seinen enormen Härtegrad aufmerksam wurde, so sind ebenso die sorgfältige Inszenierung und die guten Darsteller wieder ein Garant für kurzweilige 85 Minuten, in denen es eifrig vors Fressbrett gibt.

Nach „The Honorable“ findet sich Ex-Elitesoldat Dominiquie Vandenberg unter Johnson erneut in der Hauptrolle wieder und macht in erwarteter Manier als wortkarger, charismatischer Haudrauf eine gute Figur. Jack, so sein Name, hat das Gedächtnis nach einer blutigen Schießerei, die er nur schwer verletzt überlebte, verloren. Nun leidet er unter Amnesie, darf sich aber schnell als Pit Fighter beweisen, als der Kleingangster Manolo (Steven Bauer, „Scarface“, „Terminal Voyage“) nach einer Trainingseinheit sein Potential erkennt und prompt mit mächtigen Lokalbossen in Verhandlung tritt. Er glaubt, ihm winkt mit diesem Goldjuwel von Kämpfer das schnelle Geld. Gerade mal von einem schmierigen Arzt notdürftig zusammengeflickt und aufgepäppelt, tritt der zähe Fighter Jack nun seinen Siegeszug beim Pit Fighting in den schmierigsten Hinterzimmern Mexikos an.

Obwohl die Handlung eher eine sekundäre Rolle einnimmt, bewahrt sich „Pit Fighter“ über die kurze Distanz seine Kurzweiligkeit. Zu verdanken hat er dies vor allem erneut Vandenberg, der wie schon in „The Honorable“ diese schweigsamen Typen ziemlich überzeugend verkörpert, zumal in ihm ein Vulkan brodelt und Erinnerungsfetzen ihm langsam sein Gedächtnis zurückbringen. Die Story nimmt zum Ende hin einen recht dramatischen Verlauf, ist aber linear gestrickt und lange Zeit ausschließlich auf Jacks Karriere als Pit Fighter ausgelegt.Bisweilen mag man allerdings an seinem Verstand zweifeln, wenn er seine Gegner unbedingt ehrenvoll verlieren lassen möchte und sich dafür die Fresse zu Brei schlagen lässt.

Diese Kämpfe haben es dann tatsächlich auch in sich. Der Realismus regiert und deswegen bleiben spektakuläre Choreographien weitestgehend außen vor. Dafür gibt es gebrochene Knochen, matschige Visagen, blaue Beulen und Narben in Hülle und Fülle, die leider nach dem Kampf immer wieder von Zauberhand verschwinden. Da haben entweder die Make Up – Künstler geschlafen oder man musste auf das knappe Budget achten. Kann man angesichts der blutigen Fights allerdings in Kauf nehmen, denn dort geht es richtig zur Sache. Da bleibt kein Auge trocken, wenn Platzwunden zu siffen beginnen, der rote Saft aus Mund und Nase läuft oder genähte Risse im Gesicht wieder aufplatzen. Kein schöner Anblick, zumal die Fighter sich nichts schenken.

Nebenher versucht Jack etwas aus seinem Leben zu machen, weil er wenig mit seiner alten Identität, die er so langsam erforscht, einverstanden ist. Seine Erinnerungen bringen ihn einem schlechten Charakter näher, denn er eher verabscheut. So versucht er seine zweite Chance zu nutzen und die alten Fehler nicht erneut zu begehen. Er spendet das verdiente Geld und versucht sich irgendwie durchzuschlagen, ohne in kriminelle Machenschaften verwickelt zu werden, hat aber keine echten Freunde, sondern liebt sein Einzelgängerdasein. Seine melancholische Figur erinnert in vielen Momenten an Andre aus „The Honorable“, der mit sich selbst ja auch nicht im Reinen war.
Das hört sich jetzt kitschiger an, als der Film eigentlich ist. Den meisten Klischees geht man aus dem Weg, auch wenn das Drehbuch nicht immer den richtigen Ton trifft. Notfalls bemüht sich eben Manolo als geschwätziger Sidekick für ein wenig Auflockerung. Martial Arts – Ass Scott Adkins („Special Forces“, „Undisputed II: Last Man Standing“) tritt übrigens in einer Nebenrolle auf, legt aber weder Hand noch Fuß an.

Die Kulissen des schmuddeligen Kaffs in Mexiko besitzen zudem eine Menge Flair, das Jesse Johnson ähnlich wie schon in „The Honorable“ für sich zu instrumentalisieren weiß und dadurch eine schwüle Atmosphäre heraufbeschwört, die gut zur Stimmung der Hauptfigur passt. Überhaupt sorgt dieses mexikanische Lokalkolorit für etwas Abwechslung im eintönigen Business, wo sonst doch mit Vorliebe schäbige Ostblock-Kulissen herhalten müssen.Der Einsatz passender Farbfilter unterstreichen den bisweilen kühlen Look des Films.

Zum krönenden Abschluss kredenzt Jesse Johnson dann einen fürstlichen Gewaltausbruch mit Explosionen und jeder Menge blutiger Shootouts. Das Szenario gewinnt dabei keinen Preis mehr für seine Glaubwürdigkeit, macht dank seines hohen Bodycounts der vielen Kaliber und unzähliger Schergen, die ins Gras zu beißen haben, aber eine ganze Menge her. Den richtigen Schlusston findet der Film abschließend trotz des martialischen Spektakels dennoch.

Fazit:
Ich mag diese leisen, düsteren Geschichten von Jesse Johnson irgendwie. „The Honorable“ und „Pit Fighter“ sind sich von der Stimmung her ziemlich ähnlich, obwohl es große Unterschiede bezüglich des Budgets gibt. Die überzeugende Inszenierung, gute Darsteller, eine melancholische Geschichte und die harten Actionszenen garantieren für einen rundum gelungenes B-Movie, das ich jedem Genrefan nur wärmstens empfehlen kann.

Details
Ähnliche Filme