Review

Eines weiß ich nach diesem Film zumindest ganz sicher: Ich will nie ein Patient im Haddonfield Memorial Hospital sein! Warum nicht, dazu später. Zuerst mal sein angemerkt, dass es unumgänglich schien, den Kultfilm "Halloween" irgendwann mal mit einer Fortsetzung auszustatten, um noch an den Erfolg anzuknüpfen, Ganz so leicht war das ja dann wohl doch nicht, wenn man die Einspielergebnisse vom Original und vom Sequel vergleicht.

Schön ist aber, dass "Halloween II" gleich zur Sache kommt und nahtlos am Vorgänger anknüpft. Michael Meyers wurde mehreremale tödlich getroffen, spaziert aber immer noch seelenruhig durch die Gegend. Laurie Strode wird ins eben genannte Krankenhaus verfrachtet, wo Brüderchen Michael ihr sofort wieder an die Kehle will. Dr. Loomis sucht derweil mit Herz und Niere nach seinem ehemaligen Patienten, um ihn entgültig zu töten, schafft das aber wie zu erwarten war bis zum letzten Drittel des Films überhaupt nicht.

Wer bei Halloween II von fehlender Logik spricht, sollte mal die rosarote Brille abnehmen, denn schon das Original war manchmal alles andere als nachvollziehbare Kost. Beim Sequel erscheinen diese Ungereimheiten nur gröber, was sich vor allem beim Krankenhaus bemerkbar macht. In vielen Kritiken wurde es angesprochen, ich wärme diese Sachen nochmal auf: das Krankenhaus ist der Brüller. Eine riesige Klinik mit verwinkelten Korridoren, und im ganzen Komplex rennen sage und schreibe 1 (!!) Arzt, so um die 4 (!!) Krankenschwestern und ein 1 Patient (!!!!) rum. Die agieren auch dementsprechend seelenruhig, sitzen im Speiseraum und trinken Cola.

Gleich zu Anfang gibt es auch eine eklige Szene, die sich im absoluten Nichts verläuft. Ein kleiner Junge wird mit blutigem Mund (sehr geschmackvoll) ins Krankenhaus eingeliefert und an der Rezeption mit einem unfreundlichen "Der Doktor hat gerade zu tun" in den Warteraum geschickt. Was macht denn Onkel Doktor? Sich auf der Couch zur Abwechslung mal nach links drehen? Wie dem auch sei, die Krankenschwestern sind zum Teil strohdoofe Teenies, angeführt von einer strengen Schwester, die jedem mal auf die Finger klopft. Sobald Michael kommt, dezimiert sich aber zum Glück das Personal mit jeder Minute.

Wo wir auch bei den vielfältigen Methoden wären "Wie bringe ich einen Menschen um?". Michael Meyers lässt sich nicht lange bitten und bringt so ziemlich jeden im Krankenhaus um die Strecke. Sei es nun altmodisch mit einem Messer oder Skalpell oder mit der Spritze direkt unterm Auge. Besonders schick wirds in der Szene, in der es sich ein Krankenwagenfahrer und eine Schwester in der hauseigenen Badewanne nackt gemütlich machen, während Michael Bademeister spielt und die Temperatur bedeutend anhebt. Schließlich verbrüht er der Schwester im kochenden Wasser das Gesicht, was ja zum Teil zur unnötigen Indizierung geführt hat.

Die Schauspieler machen die Sache nur bedingt wärmer. Sämtliches Personal im Krankenhaus liefert nur schauspielerische Standard-Arbeit, während Jamie Lee Curtis den halben Film über schlafen darf und Donald Pleasance einmal mehr den hektischen Psychiater spielt und mit tollen Dialogen aufwartet - "Sie wissen doch gar nicht, was Tod ist!" Besonders nervig ist aber Lockenkopf Jimmy, der sich immer wieder ins Krankenzimmer von Laurie drängelt, um ihr Sachen wie eine Cola anzubieten. Nachher knallt er dann in einer völlig an den Haaren herbeigezogenen Szene mit dem Kopf einfach gegen das Lenkrad. Warum? Nun... wenn er müde war?

Zumindest ist das Geschehen hier halbwegs spannend. Die bekannten Schockmomente aus dem Original wurden zwar größtenteils kopiert, wirken aber immer noch. Manchmal ist der Film aber auch etwas gemächlich. Der dicke Nachtwächter (Klischee? Nicht doch!) zum Beispiel kramt gefühlte zehn Minuten in einem gespenstischen Lagerraum rum, bis er endlich von Meyers erstochen wird. Eine schier endlose Verfolgung durchs Krankenhaus zwischen Laurie und Michael gestaltet sich auch nicht unbedingt abwechslungsreich, da man immer irgendwie ahnen kann, dass Laurie ihm schon entkommen wird.

Aber es ist alles noch recht unterhaltsam. Richtig böse Hänger zum einschlafen, wie es das Original von Zeit zu Zeit hatte, gibt es glücklicherweise nicht, es wirkt nur stellenweise antriebslos. Carpenters zum Teil aufgemotzte Musik verspricht wieder berechtigte Gänsehaut-Momente und das Ende könnte brachialer gar nicht sein, wenn Loomis sich und Meyers in einer Explosion entgültig zur Strecke bringt. Da tut dann nur Teil 4 weh, wo Loomis ein paar Narben im Gesicht hat und das wars. Einen Extrapunkt kriegt der Film aber wegen seines Kultstatus, denn man erwischt sich doch immer wieder, wie man erleichtert aufjubelt, wenn Michael endlich wieder mit seiner berüchtigten Maske ins Bild geschlendert kommt.

Fazit

Im direkten Vergleich zum Original etwas biedere Fortsetzung mit Logiklöchern, einem zum Teil unfreiwillig dämlichen Drehbuch und langweiligen Darstellern. Unterhaltsam ist das alles schon noch, aber der Bodycount ist zu hoch und das ganze Geschehen ein bisschen zu sehr an den Haaren herbeigezogen, als das man sich genauso fühlen würde wie beim großartigen Original.

6,5/10

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