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Knapp drei Jahre nach seinem ersten erfolgreichen Auftritt als Schwarzbrenner Gator McKlusky aus den Sümpfen Louisianas debütierte Burt Reynolds („The Longest Yard“, „Boogie Nights“) als Regisseur, um zusammen mit Kumpel Hal Needham (später u. a. Regisseur der „Cannonball“ – und „Bandit“ – Filme) die etwas schwächere Fortsetzung auf den Weg zu bringen.

Schade, dass „Gator“ sich vom Start weg zunächst aus den Sümpfen wegbewegt und nur der Auftakt, eine lange Bootverfolgungsjagd mit beeindruckenden Stunts, noch den Flair des Original in sich trägt. Denn nach Gators Bloßstellung der einmal mehr planlosen und trotteligen Gesetzeshüter, erpressen die ihn zu einem Deal. Um nicht ein drittes Mal in den Knast zu wandern und seinen Vater nebst Tochter zu schützen, muss er seinen alten Kumpel Bama McCall (Countrysänger Jerry Reed, „Smokey and the Bandit“, „Bat*21“) ans Messer liefern, der inzwischen zu einer einflussreichen Unterweltgröße geworden ist, die nicht nur Steuern hinterzieht, sondern auch Kinderprostitution betreibt und Schutzgeld von mittellosen Geschäftsleuten kassiert.
Zusammen mit dem trotteligen, fetten Regierungsagenten Irving Greenfield (Jack Weston, „The Thomas Crown Affair“, „Dirty Dancing“) zieht er halbamüsiert los, um zu schauen was Jerry denn nun so treibt und soll sich überrascht zeigen.

Die urige Musik von Charles Bernstein entfaltet den Charme der Siebziger, Jerry Reeds Titelsong ist sogar ein richtiger Ohrwurm und doch zündet „Gator“ nicht so recht, was vor allem daran liegt, dass die Comedy sich mit den ernsten Tönen des Films beißt und das Rezept nicht aufgeht. So cool und abgeklärt Gator auch erst einmal Hallo sagt, Greenfield schlitzohrig auf die Ersatzbank verfrachtet, um erst einmal Spaß zu haben, so ernüchternd sind die nächsten Minuten, wenn er mit ansehen muss, wie eingeschüchtert die arme Bevölkerung doch von McCall ist, der jedem, der nicht genug zahlt, die Hütte ansteckt und Minderjährige für sich prostituieren lässt. Wenn nur wenige Szenen später Reynolds im Vollrausch Witze über McCalls minderbemittelte Handlanger macht, bleibt einem das Lachen nun einmal im Halse stecken und diesen Stil setzt der Film leider fort, lässt McCall überraschend kaltblütig mit seiner Schrotflinte Menschen wegpusten und Unschuldige opfern, weil er die lokalen Politiker und korrupten Polizisten gut geschmiert hat, während Gator endlich Bedenken kommen und er McCalls Treiben ein für alle mal ein Ende setzen will.
Der Faktor Comedy tritt regelmäßig auf und hat auch einige witzige, wenn auch hoffnungslos alberne Momente, wie den Einbruch in das Rathaus mit den Miezekatzen im Gepäck, mutet aber jedes Mal geschmacklos an, wenn es wieder ernst wird.

Etwas Wichtiges hinzuzufügen hat dem die TV-Journalistin Aggie Maybank (Ex-Playboy-Bunny und Model Lauren Hutton, „American Gigolo“, „Malone“) auch nicht, außer eben Reynolds obligatorische love interest zu sein, seinem Chauvinismus zu erliegen und mit ihm eine romantische Nacht am Strand zu verbringen. Der Rest vom Schützenfest ist ohnehin nur Staffage, Ziel für einige Witze oder zum Sterben verurteilt.

Gänzlich langweilig ist „Gator“ indes nicht, auch wenn Reynolds Erzählweise die Zügel hin und wieder zu lose hängen lässt. Action wird ab und an geboten, zum Schluss mit einem riskanten Stunt sogar richtig spektakulär (Wenn der Wagen falsch fällt, wäre der Stuntman hin gewesen...), an den stringenteren, ersten Teil reicht er indes allerdings nicht heran. Daran können auch kurze Schlägereien und ein Attentat auf McCall nichts ändern. Reynolds flapsigen Kommentare passen hier ohnehin nicht ganz rein und den entschlossenen Kerl hat er in „White Lightning“ auch überzeugender gegeben.

Nach Reynolds gewissensbedingten mahnenden Appell an den eigentlichen Freund mit seinen schmutzigen Geschäften aufzuhören und dessen darauf folgende Warnung, sich nie wieder bei ihm blicken zu lassen, weil ihn sonst nur der Tod erwartet, folgt am Ende natürlich die Auseinandersetzung zwischen den beiden – leider nur eine wüste Prügelei ohne viele Worte.

Allein für Reynolds-Fans, die seine archetypischen Macho-Rollen mögen, bleibt „Gator“ allenfalls einen Blick wert, weil der Mime nun mal nicht allzu viele großartige Filme während seiner Karriere zustande brachte, wohl damit aber Erfolg hatte und einige auch wirklich ganz unterhaltsam sind, was nichts daran ändert, dass „Gator“ einfach nur ein schematisches Produkt der Siebziger ist, ohne großartigen Bezug zum besseren Original zu haben.


Fazit:
So bleibt es letztlich ein Film für seine Fans, womit er sich in eine Schlange mittelmäßiger Reynolds-Filme einreihen kann. „Gator“ kann unterhalten, plätschert jedoch meist ziellos vor sich hin und hat seine stärksten Minuten zu Beginn in den Sümpfen. Die folgende Abkehr in die Stadt hält dann leichtfüßigen Humor mit dem typischen sprücheklopfenden Ladykiller Burt Reynolds parat, bittet dann mit seinen bösen Momenten seinem Publikum ein paar bittere Pillen zu schlucken, die so ernst sind, dass der Film von da an einen schalen Beigeschmack mit sich führt. Vielleicht sehe ich das insgesamt etwas zu eng, aber die folgenden Actionszenen konnten weder von der vorangegangenen Prostitution Minderjähriger noch vom geschmacklosen, kaltblütigen Ermorden Unschuldiger ablenken.

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