Review

Verfilmung des Kultcomics mit Til Schweiger als Lucky Luke.

Story:
Ma Dalton schämt sich vor ihren Freundinnen, dass ihre vier Jungs immer noch keine ordentliche Karriere als Gangster gemacht haben. Also nimmt sich das Quartett vor, daran endlich was zu ändern und überfallt aber dummerweise die neuste Bank in Gulch City, womit der Gefängnisaufenthalt schon sichergestellt ist. Nach einiger Zeit gelingt ihnen die Flucht, nachdem sie eine Geschichte über einen Zaubersombrero gehört haben, der seinen Träger unverwundbar machen soll. Also nix wie auf nach Mexico, als Musiker verkleidet auf die Party eines ortansässigen Banditen eingeschlichen und ihm dem Hut geklaut. Jetzt steht dem Bankraub eigentlich nichts mehr im Weg - bis auf Lucky Luke...

Ich muss zugeben, ich habe mich als alter Lucky Luke Fan (einer meiner Comicfavoriten als Kind) wirklich auf den Film gefreut. Was dabei aber letztendlich rausgekommen ist, spottet fast schon jeder Beschreibung, aber der Reihe nach:

Die "Gags" - wenn man sie überhaupt so nennen kann - in den Comics ja zahlreich und sehr gut, funktionieren so gut wie nie, sondern sind zu 95% so dermaßen platt, dass vermutlich nicht mal ein kleines Kind darüber lachen könnte. Während des gesamten Film konnte ich genau 3 Mal lachen und einmal schmunzeln, ein bisschen wenig für knapp 90 Minuten, wie ich finde. Jetzt ist es ja nicht mal so, dass ich gehobene Ansprüche stellen würde, was Komik betrifft. Im Gegenteil, Slapstick stand und steht bei mir immer hoch im Kurs, nur was hier geboten wird, ist schlicht und ergreifend absolut UNLUSTIG!

Nimmt man den deutschen Titel für bare Münze, geht man eigentlich davon aus, dass sich die vier Daltons und Lucky Luke Wort- und andere Gefechte liefern, aber Pustekuchen. Der gute Lucky (ob Til Schweiger für die Rolle fehlbesetzt ist oder nicht soll mal außen vor bleiben) taucht vielleicht für etwas mehr als 5 Minuten auf, die meiste Zeit davon auch nur am Ende. Das ist also eindeutig Etikettenschwindel, um mehr Publikum in Deutschland ins Kino zu locken. Der Schuss dürfte aber sehr wahrscheinlich nach hinten los gehen, gerechtfertigt. Die beiden tragenden Figuren, Joe und Averill Dalton (gespielt von den französischen Komikern Eric Judor und Ramzy Bedia) werden wohl nicht ausreichend genug gewesen sein. Ob die beiden ansonsten gute Comedians sind, weiss ich nicht - gemessen an diesem Machwerk sicher nicht.

Auch ansonsten kann der Film nicht mal ansatzweise an die Comicvorlage ranreichen, es fehlen einfach ein paar essentielle Dinge. So darf z.B. Jolly Jumper, Lucky's Pferd - ansonsten eigentlich ein Garant für zynische und besserwisserische Sprüche - gerade mal zum Schluss hin mal was loslassen und das ist auch nicht gerade das Gelbe vom Ei.

Noch viel schwerwiegender: Rantanplan, der treue Hund, der Lucky immer begleitet, kommt genau 3 mal für ein paar Sekunden vor. Normalerweise ist der immer für derbe Lacher gut und hatte meines Wissens sogar mal eine eigene Comicreihe. Hier darf er zwar mal was sagen, aber das ist so was von lahm, dass man auch gut und gerne ganz auf ihn hätte verzichten können.

Tja, und letztendlich noch Lucky Luke und die Daltons. In den Comics ist das Quartett immer als ganzes Lustig, hier dürfen die beiden Normalgroßen so gut wie gar nichts sagen - was andererseits aber auch vielleicht besser ist. Nur Joe und Averill wurden halbwegs glaubwürdig verkörpert, es fehlt ihnen halt schlicht und ergreifend an Gags. Und Lucky Luke ist sowieso die Lachnummer schlechthin, Til Schweiger sieht in seinem Kostüm nicht wirklich wie sein Comicpendant aus. Sehr passend dann auch sein computeranimierter Schatten, der noch am ehesten der Vorlage gerecht wird, aber an Schweiger wie ein Fremdkörper haftet. Bei seinen Fähigkeiten hat man hingegen völlig übertrieben. Lucky schießt schneller als sein Schatten - schön und gut. Nur dass er auch die Zeit anhalten und matrix-like Kämpfen kann, war mir ehrlich gesagt neu und das wirkt absolut lächerlich.

Und schon wieder ein Problem des Films: Die "Matrix"-Parodie, die gar keine ist. Ob es nun nötig ist, auch 6 Jahre nach dem Erscheinen des Kultfilms darauf rumzureiten, sei mal dahingestellt. Wird direkt darauf angespielt wie in "Scary Movie" geht das in Ordnung und ist witzig. Wenn man aber meint, Matrix verarschen zu müssen, indem man einfach sagt: "Was die in Ihrer Computerwelt können, konnten wir damals im wilden Westen schon längst", dann ist das leider ganz und gar nicht komisch, sondern einfach nur peinlich.

Womit wir auch schon wieder beim Ausgangspunkt angekommen wären, kaum einer der Gags funktioniert und das ist wirklich sehr enttäuschend. Da schaue ich mir lieber mal wieder den Lucky Luke mit Terence Hill an, der war zwar auch nicht besonders, aber immer noch 10-mal besser als dieser Schrott.

Kleine Notiz am Rand: Entsprechend der "Qualität" des Films war auch der "Zuschauerandrang". Neben mir und einem Kumpel verirrten sich noch exakt 3 weitere Leute ins Kino. Und der Film wurde schon im kleinsten Saal unseres örtlichen Kinos gezeigt. Kein gutes Omen...

Fazit: Hätte man das Drehbuch als Aufsatz in der Schule vorgelegt, wäre die Bemerkung des Lehrers wohl gewesen: "Thema verfehlt, SECHS!" Neben dem Musspunkt noch ein Gnadenpunkt für die 3 gelungenen Gags. Ansonsten kann ich nicht mal für Hardcore Lucky Luke-Fans eine Empfehlung ausprechen.

2 von 10 Punkten

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