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Man muss schon zugeben, dass Actionproduzent Joel Silver einfach nicht totzukriegen ist. Allein für die "Lethal Weapon-Reihe" muss man ihm heute noch danken, doch mit richtigen Großprojekten hat er augenscheinlich abgeschlossen. So spendierte er Louis Morneau "Made Men" mit James Belushi und Timothy Dalton. Desweiteren bewies Morneau schön öfter sein Können, zum Beispiel in "Soldier Boyz, Retroactive" oder dem Sequel zu "Hitcher", da seien ihm Patzer wie "Carnosaurus II" verziehen.
Für "Bet your Life" starteten Silver und Morneau eine Art Castingshow, welche ich gerne gesehen hätte. Doch der Spass wurde nur im amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt, uns mal wieder vorbehalten. Während wir uns mit "Popstars, DSDS" und Konsorten herumplagen müssen, wählten die Beiden so ihre Hauptdarsteller aus. Getestet wurden nicht nur die schauspielerischen Fähigkeiten, sondern auch die körperliche Fitness, die Kandidaten mussten Einiges riskieren, zudem auch gefährliche Stunts selbst ausführen. Genau so kam Sean Carrigan, der zuvor schon einige Kurzauftritte in Fernsehserien hatte, zu seiner Hauptrolle. Doch neben der zu alltäglichen Jagdstory, ist er mein dickster Kritikpunkt. Er mag Ausstrahlung haben, auch als Held taugen, doch seine mimischen Fähigkeiten sind doch begrenzt und für mich ist Carrigan völlig austauschbar.

Er hat zu keiner Zeit die Chance, gegen einen Billy Zane in Topform anzukommen. Zane ist einfach genial. Manche mögen sein Schauspiel hier vielleicht als überzogen bewerten, doch wie er mit Glatze und Sonnenbrille durch den Kugelhagel läuft, dass will ihm erstmal einer nachmachen. Er verkörpert den Casinobesitzer Joseph, der dem hoch verschuldeten Sonny Briggs (Sean Carrigan) 2,4 Millionen Dollar anbietet. Doch die muss Sonny sich verdienen. Er muss 24 Stunden überleben, während er von Joseph und seinen Mannen gehetzt wird. Zudem hat der arme Sonny noch die Killerin Carmen (Corinne Van Ryck De Groot) am Hals. Zusammen mit Carrigan gewann Corinne die Show von Silver und Morneau. Im Gegensatz zu Carrigan macht sie ihre Sache wirklich gut.
Auf jeden Fall reichen die gut aufgelegten Darsteller, vor allem Billy Zane, aus um über das routinierte Screenplay von Jeff Welch und Louis Mornau hinweg zu sehen. Die Grundidee hat man von "Hard Target" und "Running Man" geklaut, aber gut geklaut. Auf Überraschungen kann man erst im Finale bauen, denn "Bet Your Life" endet völlig anders, als erwartet. Und die kleine Kritik am gewaltliebenden Menschen wirkt nicht aufgesetzt.

Auch ist es Louis Morneaus hochwertige Inszenierung zu verdanken, dass sich "Bet your Life" vom Einheitsbrei abhebt. Dazu hatte man mit David Mooradian einen absoluten Profi hinter der Kamera. Nach etwas holprigem Start, bekommt der Zuschauer fast Non Stop Action geboten. Sonny bekommt fünfzehn Minuten Vorsprung und ist ab dann immer in Bewegung. Vor allem Verfolgungsjagden dominieren die Actionszenen. Dabei werden einige Vehikel verschrottet, nur einige Explosionen fallen zu klein aus. In einigen Szenen hat man dann auch sichtlich mit CGI nachgeholfen, aber richtig schlecht sieht es nie aus, auf jeden Fall über TV-Niveau. Auch die Shootouts können sich wirklich sehen lassen und das Sortiment an Waffen lässt kaum Wünsche offen. Hinzu kommen kleine Zweikämpfe zwischen Sonny und Joseph, die ordentlich choreographiert wurden. Insgesamt fällt die Action aber zu soft aus. Es wäre auch für die FSK 16 Freigabe möglich gewesen, den Härtegrad ein wenig zu erhöhen. Das erwähne ich nicht aus purer Lust zur Gewalt, sondern weil den Actionszenen meist der letzte Schliff, oder Höhepunkte fehlen. Aber man kann mit dem Paket zufrieden sein, dass erfreulicherweise auch komplett auf wackelige Kameraperspektiven verzichtet.

Auch wenn der Film nur wenig eigene Ideen offenbart, Silver und Morneau hatten Eine und die hat funktioniert. "Bet your Life" bietet in 82 Minuten fast Non Stop Action, die Darsteller hatten sichtlich ihren Spass. Richtig spannend wird es nie, doch Morneaus Inszenierung ist auf hohem Niveau, das knappe Budget sieht man nur an einigen zu klein geratenen Explosionen. Ein kurzweiliger Actionspass, vor dem man keine Berührungsängste haben muss.

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