Review

"Heartbreakers", als wahnwitzige Gaunerkomödie angepriesen, entpuppt sich bei genauer Betrachtung als lustige Femenin-Variante der herrlichen Komödie "Zwei hinreißend verdorbene Schurken" mit Michael Caine und Steve Martin in der Hauptrolle, erreicht jedoch niemals die komödiantische Klasse.

Es gibt jedoch noch genug zu lachen, wenn Mutter Sigourney Weaver und Tochter Jennifer Love Hewitt auf einen letzten großen Fischzug gehen, weil die Steuerbehörde hinter ihnen her ist. Also haben sie nur 90 Tage, um als patente Heiratsschwindlerinnen noch mal groß Kasse zu machen.

Erstmal: die Storyline ist recht lustig. Sigourney Weaver haut als 13malige Heiratsschwindlerin und in der Rolle einer russischen Emigrantin, die einen im Endstadium kettenrauchenden Gene Hackman umgarnt, so manche Szene raus, die Jennifer Love Hewitt nicht hinbekommt. Allerdings ist deren Rolle auch wesentlich schlechter geschrieben. Denn der Fehler liegt wieder mal in einer zu großen Betonung der Schwindlerin-verliebt-sich-wirklich-Masche.
Zwar dürfte dieser Film den Rekord an kurzen Kleidern und tiefen Ausschnitten bei Miss Hewitt für die nächste Zeit halten, doch ist ihr Part der Comedy etwas arg ruppig. Zu sehr und grobschlächtig brät sie dem freundlichen Barbesitzer Jason Lee ständig etwas über, ihr Kontakt zu ihm ist ein ständiges Hin und Her, bei dem ein realer Charakter ihr schon längst einen Tritt in den Arsch verpaßt hätte. Lee ist stets nur verwirrt und sieht sich das dauerne Abhauen und Wiederkommen (Lewitt sagt ungefähr 10x "Ich muß weg!" und läßt ihn dann stehen.) nur halbamüsiert an. Da weiß man überdeutlich, was am Ende die Stunde geschlagen hat, obwohl sich Jennifer im Gegenteil zu "Ich weiß noch immer..." immerhin redlich müht.

Viel zu unterentwickelt dagegen die Betrüger-Plots, die zwar hin und wieder mit einer Wendung und Überraschung aufwarten, aber sonst viel Comedy-Potential verschenken, weil sie wie nebenbei erledigt werden. Stattdessen flüchtet sich das Buch in andere Humorsparten, teilweise nicht so gehobener Art, wenn Hackmans Dauerquarzerei Anlaß zu einigen physischen Ekelgags ist und seine Leiche später eine geradezu brutale Behandlung erfährt, die sonst im Kontext unpassend ist.
Der generelle Verlauf ist jedoch so vorsehbar, daß zu erwartender Irrwitz weitestgehend außen vor bleibt.

Erfreulich dagegen viele kleine nette Jokes und ein überraschend sympathischer Ray Liotta, dessen Autoschieber richtig viele Punkte für den Film macht. Hackman selbst beweist zwar Mut zur Häßlichkeit (und sieht aus wie eine Mischung aus Karl Malden und Adolf Hitler) und hat ein paar Klasse One-Liner zu sagen, ist aber mehr ein Gross-Out-Extra, denn ein wichtiger Part.

Auf jeden Fall kann man sich ohne übermäßige Ansprüche mit "Heartbreakers" ganz wunderbar amüsieren, wenn auch nichts für die Ewigkeit dabei herausspringt. Mit Mühe, Sorgfalt und Witz wurde auf jeden Fall gearbeitet, das ist dankbar zu bemerken. Ansonsten wollte man jedoch alle Besuchergenerationen gleichzeitig bedienen und das ist teilweise unausgegoren ausgegangen. Für einen schönen Abend reichts. (6,5/10)

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