Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, dann kommen diese Arschgeigen eventuell noch auf die Erde zurück. Rückt doch da unten bitte näher zusammen!
Ob nun „Höllenkommando" oder „Kommando zur Hölle", „Comando al infierno" ist ein ruppig zusammengeschusterter Italo-Kriegsfilm, der weder über handwerkliche noch inhaltliche Finesse punktet, dafür aber das Töten von Nazis so zentral stellt, dass zumindest ein genereller Unterhaltungswert für Freunde von derlei Unternehmungen geliefert wird.
Die mir vorliegende DVD aus dem Hause „Polar-Film" kommt mit einem gezoomten und gänzlich unrestaurierten Bild vom VHS-Transfer, das auch nicht verschleiern kann, dass man sich gerne mal im Archiv bedient hat. So wirken die Szenen zu Beginn, in denen unser wackerer Haufen unsympathischer Kerle aus ihrem Transporter mit dem Fernglas von Frankreich (?) aus in eine afrikanische oder russische Steppe (!) schauen, um dort deutsche Einheiten zu entdecken, einfach nur billig und unfreiwillig komisch. Da hat die Montage mal vollkommen danebengehauen.
Um die Motive der Nazimetzelei nicht im Ungewissen zu lassen, müssen dann zum Auftakt die Konkubinen des dreckigen halben Dutzends dran glauben. Der Schwur, nun aber auch wirklich alle Nazis dafür töten zu wollen, klang für mich wie eine willkommene Einladung für die nächsten 90 Minuten. Kaugummi kauen und Nazis abknallen - Dann mal los, Jungens! In Folge gibt es ein Kostümfest, was etwas verwirrend ist, denn die Mitglieder der Rasselbande sind irgendwie nicht wirklich einprägsam, so dass man immer unsicher ist, ob nun „echte" Nazis oder die Cosplay-Garde das Bild bevölkern. Sei es drum, denn es gilt ja einen Wissenschaftler aus den braunen Griffeln zu befreien und so macht man sich kurzerhand im SS-Zwirn auf dem Weg zum Hauptquartier des Böswichts Standartenführer Kreuzfeld (Vorname Jakob?), um die Welt vor einer biologischen Nazi-Superwaffe zu schützen.
Regisseur José Merino ist bei der Inszenierung allerdings kein Freund von Schwelgereien und treibt seine Kameramann Emanuele Di Cola zur Sachlichkeit. Hier hätte es gerne etwas mehr seien dürfen, denn einige Sets sind durchaus gelungen, wenngleich der Film über die gesamte Laufzeit nicht den Eindruck vermittelt, dass die Spardose viel hergab. Das obligatorische Hitler-Portrait in der Offiziersvilla sieht so dann auch eher aus wie ein Bild Walter Kasuppkes, Vorsitzender des Kaninchenzüchtervereins Bad Hersfeld. Bärtchen drauf. Fertig.
Ebenso wird der Plot nicht konzentriert verfolgt, so dass man bei Sichtung immer wieder abdriftet und die Spannung etwas auf der Strecke bleibt. Auch Actionszenen, wie eine Schießerei mit Hilfe französischer Widerständler, gehen teils durch schlechte Arbeit am Schneidetisch etwas wirkungslos daher und die eingeflochtene Liebesgeschichte braucht es nun wirklich nicht, da die Figuren allesamt zu plakativ und uninteressant bleiben. Einzig bei Kreuzfeld hat man durch eine recht klar angedeutete Homosexualität den Versuch gewagt, den Charakter auszuschmücken. Allerdings kommt das rüber wie „Nazi und auch noch pervers!" und dieser Aspekt dürfte damals wie heute keinen Beifall aus den LGBTQ-Gemeinden dieser Welt bekommen. Der Rassismus und der daraus resultierende gegenseitige Hass unter den Kommando-Mitmachern wirken auch eher deplatziert und der anvisierte Tiefgang schürft lediglich über die plakative Oberfläche.
Also: Plot unnötig verwirrend, Figuren allesamt unsympathisch und egal, Inszenierung eher zweckhaft als elegant, Post-Produktion mäßig... Wie sieht's denn dann mit dem Nazitöten aus? Das wird hier schon gemacht, aber tatsächlich hätte ich mir mehr exploitative Metzelei gewünscht. Anstatt die braunen Buben hingebungsvoll zur Hölle zu schicken, versteift sich der Film zu sehr auf seine nicht sauber entwickelte Dramaturgie zwischen den blassen Figuren und so bleibt der Höhepunkt das Ende des Standartenführers mittels Dynamit apportierender Schäferhunde. Gut gemacht, Blondies! Und nun platzt!
Fazit
Auf der Suche nach vergessenen Perlen des italienischen Kriegsfilms kann man über „Kommando zur Hölle" hinwegsehen. Zwar gibt es hier und da unterhaltsame Sequenzen, aber technisch und inhaltlich ist der Film eher mau und das Hölla-Di-Ho-Kommando besteht irgendwie nur aus egalen Arschlöchern.
Damit der Humor jedoch nicht zu kurz kommt, hat man zahlreiche Stimmen aus den ersten Staffeln von „The Simpsons" angeheuert, inklusive Homer und Moe. Gelacht habe ich trotzdem nicht... Dann lieber „Das dreckige Dutzend" oder „Ein Haufen verwegener Hunde". Mal sehen, was das italienische Rumpelkino noch so bietet. Viel weiter bergab sollte es aber bitte nicht mehr gehen.