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Der Sohn von Elvis als Gangster…22.06.2009

Es gibt Filme, an denen scheiden sich die Geister. Mehrheitlich hat man diesen Streifen hier niedergemacht, an der Kinokasse war er ein Flop, man beschwert sich über das Drehbuch, über den Versuch, Tatantino zu kopieren, man mault über lustlose Darsteller und nervige Filmkinder, ach, es ist ja alles irgendwo richtig – aber in meinen Augen, sehr subjektiv gesprochen, auch wieder falsch. Zufällig erblickte der Streifen 2001 das Licht der Welt, als alle nur noch blind „Quentin, Quentin“ riefen und jeder Gangsterfilm sofort als Kopie, Abklatsch oder sonstwas von Tarantinos angeblichen Meisterwerken kritisiert wurde. Aber die Reise nach Kanada, der wir hier beiwohnen dürfen, hat nichts mit Tarantino zu tun, ist nicht cool, sondern eher hart, blutig und zuweilen äußerst brutal. Witz und Humor fehlen hier völlig, lediglich eine Prise Sarkasmus hier und dort lockern die an sich recht ernste Story auf, die natürlich nicht ohne Fehl und Tadel ist.

Kevin Costner zeigt sich als Gangster Murphy und zugleich vermeintlich unehelicher Sohn von Elvis mal von einer ganz anderen Seite. Murphy geht über Leichen, killt alle, die er für überflüssig erachtet und ist grandios überzeichnet. Costner macht das prima, nix mehr zu sehen vom alten Romantiker und aufrechten Streiter wider das Böse. Als Murphy überfällt er mit dem frisch aus dem Knast entlassenen Michael – hier sehen wir Russells Kurti, den ich immer wieder gerne auf der Leinwand erlebe – und drei weiteren Kumpanen ein Casino in Vegas, nutzt dabei einen gleichzeitig stattfindenden Elviswettbewerb zur Ablenkung und erbeutet über drei Millionen Dollar. Doch schnell wird klar – das Geld will Murphy alleine behalten. Michael, einziger Überlebender von Murphys Säuberung, begibt sich mit der alleinerziehenden Mutter Cybil samt deren Sohn und dem Geld auf die Flucht, wobei Geld, Frau und Kind immer wieder die Obhut wechseln, am Ende aber dem Familiengesetz des amerikanischen Films folgend alle Bösen tot, das Geld in guten Händen und die Patchworkfamilie vereint sind.

Dieser Part verhindert eine bessere Note, denn die Motive von Cybil samt ihren halbgaren Ausreden und Erklärungsversuchen bremsen den Film gerade im Mitteldrittel erheblich aus. Hier hätte Straffung wirklich gut und not getan, zumal auch die Logik weitgehend auf der Strecke bleibt. Aber immer, wenn es mit Filmkind und Friends-Mama zu zäh und eklig wird, tritt good ol’ Kevin auf die Bühne, räumt wieder jemanden aus dem Weg und hat dabei großen Spaß. Den haben wir als Zuseher auch, wenn wir bereit sind, diesen Mix aus Roadmovie, Gangsterfilm, Blutbad und Familiendrama einfach nur hinzunehmen und nicht permanent zu hinterfragen. Der Film ist vom Styling her sehr chic, hat eine treffende musikalische Untermalung, hier und da ein paar amüsante Dialoge mit an Bord und vermag es, über die gut zwei Stunden Laufzeit zu unterhalten. Und das ist mehr, als man bei manchem Film von Tarantino sagen kann. Und was bleibt haften? Russels Darbietung eines Elvis-Songs beim Filmabspann.…8/10.

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