Bekloppt, bekloppter, „3000 Miles to Graceland“. Selten habe ich einen so durchgeknallten Film gesehen. Im Elvis-Kostüm verkleidet überfallen fünf Kerle ein Casino in Las Vegas, um sich danach gegenseitig abzuknallen und um das Geld zu streiten. Der Genre-Mix aus Roadmovie, Romanze und Action funktioniert jedoch so gut, dass der Film einen unglaublich hohen Unterhaltungswert hat. Die coole Action, die klasse Darsteller und die tolle Musik machen „3000 Miles to Graceland“ zu einem sympathischen Reißer, der vollkommen zu Unrecht verrissen wurde.
Storymäßig überrascht der Film mit erstaunlich lebhaften Charakteren, die trotz der vielen Gewaltszenen nicht zu kurz kommen. Zwar ist das Geschehen des Films recht vorhersehbar, was jedoch wenig stört. Dafür ist die Grundidee genial und so abstrus, dass es einfach Spaß macht.
Wie erwähnt springt „3000 Miles to Graceland“ zwischen mehreren Genres hin und her. Den Anfang macht das typische Gangster-Kino, darauffolgend mischen sich Roadmovie und Romanze, ehe am Ende (und natürlich auch in der Mitte) die Action die Oberhand behält. Leider kann Regiedebütant Demian Lichtenstein einige Längen im Mittelteil nicht vermeiden, jedoch ist „3000 Miles to Graceland“ recht kurzweilig und amüsant. Und die Idee, im Elviskostüm ein Casino zu überfallen, halte ich für eine der besten in der (neueren) Filmgeschichte.
Wichtigstes Zugpferd ist natürlich die Action – und die ist mehr als gelungen. Die blutigen Shoot-Outs zu Beginn und im Finale sind perfekt inszeniert, auch dank cooler Verfremdungseffekte wie SlowMo oder Highspeed-Kamerafahrten. In vielen Filmen mögen diese Effekte schaden, hier passt es einfach perfekt zu der tollen Optik. Natürlich zieht der Regisseur auch weitere Actionregister, neben einigen Explosionen (genial ist die an der Tankstelle) gibt’s noch eine nette Autoverfolgungsjagd. Gewalt spielt hier selbstverständlich eine große Rolle, knallhart wird hier geballert und gekillt und das Vorgehen der Elvis-Imitatoren beim Casinoraub ist auch nicht ohne (Kopfschuss und viel Blut), aber eine FSK18-Freigabe ist dennoch überzogen.
Überzeugend auch die Darsteller. Kevin Costner verabschiedet sich von seinem Saubermann-Image und spielt den gnadenlosen Murphy brillant. Kurt Russell und Courtney Cox setzen weitere Glanzlichter, der Kurzauftritt von Ex-Rapper Ice-T ist allerdings ebenso überflüssig wie der nervige Sohn von Cybil, den sich die Story hätte sparen können.
Inszenatorisch überzeugt „3000 Miles to Graceland“ mit einer modernen Optik und vielen Verfremdungseffekten. Die Inszenierung ist einwandfrei, Kamera und Schnitt verleihen dem Film Tempo, die Musik-Mischung aus Elvis und Techno funktioniert ebenso gut.
Kommerziell gestaltete sich „3000 Miles to Graceland“ als böser Kassenflop. Trotz eines anständigen Budgets von gut 60 Mio. Dollar spielte der Film nur 16 Mio. wieder ein. Dabei hätten die Produzenten sich dies an ihren neun Fingern ausrechnen können: ein vollkommen unerfahrener Regisseur, der vorher nur eine Serie und einen LowBudget-Film gedreht hatte, und Kevin Costner, der seit Jahren pures Kassengift ist. Dazu noch die recht hohe Gewalt, die jungen Zuschauern den Kinogang verwehrt, rein finanziell konnte das gar nicht gut gehen. Doch ein Flop macht noch lange keinen schlechten Film und daher habe ich mich auch großartig amüsiert.
Fazit:
Knallharte Kerle, coole Sprüche, geniale Action. „3000 Miles to Graceland“ ist ein knallharter Action-Reißer und für mich der Kult-Film des neuen Jahrtausends. Das Drehbuch ist dabei ebenso durchgeknallt wie die Charaktere, weiß aber zu unterhalten. Die Schwankung zwischen Genie und Wahnsinn gelingt dem Film und serviert einen furiosen Genre-Mix, der hervorragend gelingt und nur noch von den tollen Darstellern übertroffen wird. Abzüge gibt es nur für einige Längen, inszenatorisch erreicht der Film höchstes Niveau (die CGI-Effekte in den Opening-Credits mal abgesehn).
Ein Fest für Actionfans und ein tolles, nicht alltägliches Filmerlebnis, dass man sich nicht entgehen lassen darf.