Review

Nessie und seine vielen Ableger, - da kommt uns ein Wassermonster indianischen Glaubens gerade recht. Regisseur John Henderson, der in diesem Bereich mit dem „Geheimnis von Loch Ness“ einschlägige Erfahrungen sammelte, setzt hier stark auf kindlichen Charme und altbackene Familienunterhaltung, was teilweise sogar funktioniert.

Diesmal hat sich (mindestens) ein Urzeitvieh in den entlegenen Gewässern Kanadas eingefunden, als Bohröl-Spezialist Sean Cambell (Bruce Greenwood) mit Sohn Mac in dem verschlafenen Nest aufkreuzt. Nach einem auf Grund des Sees gesunkenen Titanbohrer soll gesucht werden, doch Mac findet bei Erkundungen der Gegend schnell erste Hinweise auf den sagenumwobenen Dinosaurier, der ihm kurz darauf sogar das Leben rettet. Doch bald gesellen sich zwei finstere Saboteure hinzu, die es letztlich nicht nur auf den wertvollen Bohrkopf abgesehen haben…

Genrefans dürften folgende Stichworte ausreichen, um den kompletten Kontext der Geschichte einordnen zu können: Allein erziehender Vater mit wenig Zeit, eine Umweltschützerin, eine verschrobene Indianerin, eine wohlgesinnte Omi als Gastgeberin, ein freches Indianermädchen und die skrupellose Gegenseite, die ohne Rücksicht auf Verluste handelt, - schon ist der Plot nach handelsüblichen Mustern ohne Überraschungen gestrickt.

Was der Erzählung zugute kommt, sind recht sympathische Nebenfiguren, wie der nörgelnde Helfer des Helden oder der zurückhaltende Indianer, der ironischerweise Custer heißt.
Der Vater/Sohn-Konflikt wird wenig aufdringlich abgewickelt und die Annäherung zwischen Dad und Umweltschützerin verläuft angenehm unkitschig.
Zudem stellt die ältere Vermieterin die warmherzige Großmutter dar und die Bösewichte sind eben von vornherein widerlich und untermauern ihre bösen Absichten durch entschlossenes Auftreten. Darüber hinaus gibt es noch eine Freundschaft zwischen dem elfjährigen Mac und einem gleichaltrigen Indianermädchen, aus der ein paar goldige Szenen hervorgehen.

Ansonsten ist der Verlauf von vornherein klar abgesteckt und es sind kaum Überraschungen zu erwarten, zumal die Sache komplett jugendgemäß vonstatten geht.
Das Erzähltempo ist flott, diverse Kamerafahrten durch die malerische Kulisse durchaus willkommen und kleinere Pausen für Zwischenmenschliches zu verkraften, da natürlich nur an der Oberfläche gekratzt wird.
Gegen Ende wird es noch einmal deutlich spannender, als es zum Zweikampf der verschiedenen Lager kommt, Mac in prekärer Situation über Bord geht und die Übeltäter kurz davor sind, ihr Ziel zu erreichen.

Mee Shee selbst sieht auf den ersten Blick recht knuffelig aus und erinnert ein wenig an Fuchur aus der „Unendlichen Geschichte“. Das Antlitz wirkt wohlgesonnen, die Sounduntermalung der Kreatur ist rundum gelungen, nur realistisch wirkt die Erscheinung nicht. Vielleicht gerade, weil sie aus der Schmiede von Jim Henson stammt, der in Sachen Puppen kreative Maßstäbe setzte, wirkt diese Erscheinung auch eher wie eine Mischung aus silberglänzender Kunststoffpuppe und animiertem Urzeitvieh mit Hang zu wuchtigen Auftritten, die man der FX immerhin positiv anrechnen kann.
Dennoch bleibt die Titelgestalt im Gesamtbild eher unspektakulär.

Einige Tauchgänge in einer Spezialkapsel sind atmosphärisch dicht in Szene gesetzt, ein paar Auflockerungen zünden und ein wenig indianische Mystik verschafft zumindest ein wenig Abwechslung.
Ansonsten herrschen hier nicht gerade erzählerische Innovationen vor, die darstellerischen Leistungen sind zwar brauchbar, doch allzu viel wird von den Mimen nicht abverlangt.

Alles in allem also ein solider Nessie-Spaß mit charmanten Einlagen und sympathischen Figuren in netter Umgebung. Ein Beitrag, der sich am Sonntagnachmittag zum wohligen Dahinschlummern eignet, diesbezüglich zwar nicht langweilt, aber eben auch keine erzählerischen Berge versetzt.
Wer es ein wenig altmodisch und zugleich familientauglich mag, kann zumindest nichts falsch machen…
5,5 von 10

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