Seattle, 1989: Der "Green River Killer", der es auf Prostituierte abgesehen hat, die er vergewaltigt, ermordet und dann am Ufer besagten Flusses ablegt, macht die Stadt unsicher. Als die Polizei mit ihren Ermittlungen nicht weiter kommt, wendet sich der mit dem Fall beauftragte Beamte Dave Reichert an den Profiler Robert Keppel. Dieser erhält kurz darauf Post von dem in der Todeszelle sitzenden Frauenmörder Ted Bundy, dem Keppel in den 70er Jahren dicht auf der Spur war. Bundy, der kurz vor seiner Hinrichtung steht, bietet seine Hilfe bei der Erstellung des Täterprofils an, um noch einmal ein wenig Aufschub rauszuschlagen. Keppel geht auf das Angebot ein... auch mit dem Hintergedanken, Bundy über den Verbleib einiger vermisster Frauen auszufragen, deren Leichen damals nicht gefunden werden konnten... Das Polizist-gegen-Serienkiller-Duell, das sich in Bill Eagles' True Crime-TV-Film entspinnt und folglich auch den größten Teil der Laufzeit bestimmt, scheint zunächst einmal ganz nach der Manier von "Das Schweigen der Lämmer" geraten zu sein. Doch Obacht, dem ist nicht so, denn "The Riverman - Auf der Jagd nach dem Green River Killer" basiert in Wahrheit auf dem gleichnamigen Bestseller des echten Robert Keppel... und rekapituliert damit die tatsächlich stattgefundenen Ereignisse, die ebenso die Inspiration für Jonathan Demmes Thriller-Übervater und somit auch für die besten und memorabelsten Momente zwischen Jodie Foster und Anthony Hopkins geliefert haben. Is'n Ding, oder? Zugegeben, es ist zwar durchaus interessant, mal einen Blick auf die wahren Hergänge der "Green River"-Morde werfen zu können, doch einen ganz großen Fehler hat "The Riverman" allerdings: Angesichts einer so charismatischen fiktiven Figur wie Hannibal Lecter nimmt sich so'n realer Psychopath wie Ted Bundy nämlich eher eindimensional und langweilig aus, weswegen der Streifen im direkten Vergleich mit "Das Schweigen der Lämmer" (oder gar einem der unzähligen Nachzügler) nur verlieren kann. So ist aus dem Ganzen trotz der an und für sich recht reizvollen Grundidee und der guten Besetzung doch wieder nur typisches Serienmörder-Larifari geworden, das unter dem Deckmäntelchen der Authentizität auf allzu viel Spektakel verzichtet und leider aus den realistischen Details der Geschichte auch nicht wirklich einen Gewinn ziehen kann, aber dafür genau auf einer Linie mit den in letzter Zeit zunehmend beliebter werdenden Biopics à la "Ed Gein" und "Dahmer" liegt. Die zurückhaltende Fernsehfilm-Machart arbeitet mehr als nur ein wenig gegen den Stoff, der durch die auferlegten Einschränkungen in Sachen Sex und Gewalt viel bedeutungsloser erscheint, als es ihm eigentlich zusteht. Dabei wird die Geschichte immer wieder von unfreiwillig komischen Rückblenden unterbrochen, bei denen die Schauspieler völlig lächerliche 70er Jahre-Frisuren spazieren tragen, was doch ganz schön abnervt. Klischeehafte Dialoge der Marke "Haben sie die geringste Ahnung, wie es in der Hölle aussieht?" tragen nun auch nicht gerade dazu bei, die ganze Chose als Tatsachenbericht ernst zu nehmen. Am ärgerlichsten ist aber definitiv, dass dem Regisseur in der zweiten Hälfte der klare Blick auf die Geschehnisse abhanden kommt und man sich wirklich fragen muss, ob nun die eher klassisch zugeschnittene Serienkiller-Handlung oder die Charakterstudie des einsitzenden Ted Bundy, der von Cary Elwes übrigens nur wenig charismatisch gemimt wird, im Fokus des Interesses steht? So ist "The Riverman - Auf der Jagd nach dem Green River Killer" insgesamt nicht das, was man sich von ihm erhofft, sondern mehr ein verkapptes Drama. Wem also der Sinn nach einer "Das Schweigen der Lämmer"-Light-Version steht, der darf vielleicht mal einen vorsichtigen Blick riskieren, wobei die bei dieser Art seichter TV-Unterhaltung vorprogrammierte Enttäuschung hinterher nur umso größer sein dürfte. Was natürlich umso bedauerlicher ist, denn das Leben schreibt zwar im Grunde immer noch die besten Geschichten, aber das bedeutet ja nicht, dass man mittels dramatischer Überhöhungen nicht auch ein bisschen nachhelfen darf. Immerhin ehrt der Verzicht auf vordergründige Blutrünstigkeiten den Film ein wenig, aber gut und sehenswert wird die Angelegenheit deswegen noch lange nicht. Weitestgehend uninvolving und langweilig, leider, da wäre mehr drin gewesen.
4/10