Begeben wir uns einmal auf die Spur von Ted Bundy, einem der berüchtigtsten Serienkiller der Vereinigten Staaten.
Mit seinem gutem Aussehen und einer gewissen Redegewandtheit lockte er zwischen 1974 und 78 mindestens 50 Frauen an einsame Plätze, vergewaltigte und ermordete sie.
Er wurde gefasst und 1989 durch den elektrischen Stuhl hingerichtet.
Ein paar Jahre vor seiner Hinrichtung machte Bundy noch einmal auf sich aufmerksam, indem er der Polizei mit einem Täterprofil half, den „Green River Killer“ ausfindig zu machen.
Bill Eagles inszenierte diesen Stoff für seinen TV-Thriller, indem er sich detailliert an die literarische Vorlage des damaligen Ermittlers und Gesprächspartners Bundys hielt.
Allerdings ist der Film auch weitaus unspektakulärer ausgefallen, als die Story über zwei Serienkiller zunächst vermuten ließe.
Irgendwie fühlt man sich an „Schweigen der Lämmer“ erinnert, wenn ein Serienmörder hinter Gittern ein psychologisches Profil über einen gesuchten Killer erstellt, doch so faszinierend laufen die Dialoge zwischen Ermittler Robert Keppel (Bruce Greenwood) und Ted Bundy (Cary Elwes) in der Todeszelle dann doch nicht ab.
So sehr die Gespräche, die mit einigen wenig ansprechenden Flashbacks versehen wurden, auch um Authentizität bemüht sind – und es möglicherweise auch sind – so fehlen dem Zuschauer gewisse Hintergründe über Gary Leon Ridgway, jenem Mann, der bis dato bereits 14 Opfer auf seinem Konto hat und nun von der Polizei vergeblich gesucht wird.
Hier und da wird eine Frauenleiche aus dem Green River gefischt, der junge, aber total überforderte Detektive wendet sich an den erfahrenen Profiler Keppel und bald darauf folgen Gespräche hinter Gittern.
Keine Ermittlungsarbeiten, keine Details, außer dass es sich bei den Opfern um Prostituierte handelt, die jeweils mit einem Stein in der Vagina aufgefunden werden.
Etwas Druck durch die Medien, etwas Kompetenzgerangel und die Frau von Keppel, die um das Wohl ihrer Familie bangt, da ihr Mann zur Zeit der Ergreifung Bundys nah an einem Nervenzusammenbruch stand.
Eagles erzählt unentschlossen und widmet sich im letzten Drittel ausschließlich den Gesprächen zwischen Keppel und Bundy und lässt die aktuelle Mordserie komplett außen vor.
Dabei gesteht Bundy weitere Morde, die ihm bislang nicht nachgewiesen werden konnten.
Das ist thematisch durchaus interessant, wenn sich ein Profiler in den Zustand eines Serienkillers versetzt, doch die beiden Darsteller strahlen für ihre jeweiligen Figuren zu wenig Charisma aus.
Bruce Greenwood agiert als Kriminalexperte zu hölzern, zu unnahbar und kaum emotional. Cary Elwes bringt hingegen zuviel Mimik mit ins Spiel, die schon fast (auch rein optisch) an Jim Carrey erinnert und somit überhaupt nicht in das Bild eines zurückhaltenden, aber wohl überlegt handelnden Bundys passt.
Dazu kommt nur wenig Spannung auf, die Flashbacks, die die jeweiligen Morde ankündigen, sind TV-zahm wie eine Ausgabe „Aktenzeichen XY“, kurze Sequenzen, Andeutungen einer Tat, aber kein zusammenhängender Prozess.
Psychologische Tiefe wird nur angerissen, über Bundys Motiv für seine Taten erfährt man nur oberflächliche Beweggründe, die übliche düstere Kindheit in einem Satz am Rande.
Er beschreibt dabei zwar Gefühle von Macht, doch damit argumentiert schließlich jeder Triebtäter. Hier hätte es mehr emotionales Fingerspitzengefühl bedurft, ein wirklich überzeugendes Profil eines Serienkillers zu präsentieren.
So gestaltet sich die teilweise dokumentarisch anmutende Inszenierung zwar größtenteils ansprechend, weil die Grundthematik interessiert, doch mit besseren Darstellern und einer klareren Strukturierung der Erzählung wäre deutlich mehr drin gewesen.
So bleibt ein tempoloser Thriller auf TV-Niveau, der über ein solches auch nicht hinaus kommt und nur einen oberflächlichen Blick in die Psyche eines Serienkillers vermittelt.
4 von 10