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Ilsa - She Wolf of the SS! Uhh was für ein Titel. Unbedarfte vermuten vielleicht eine BBC Doku über eine geheime weiblich geführte SS Gruppe. Der Genrekenner weiß, dieser Titel steht für den meistdiskutierten, wahrscheinlich dümmlichsten und vielleicht erfolgreichsten Sexploiter der 70er Jahre.

Major Ilsa führt ein Konzentrationslager, in dem sie schreckliche Experimente an den Gefangen durchführt. Die Erkenntnisse sollen den Soldaten an der Front helfen. Nebenbei unterhält sie noch private Forschungen an den internierten durch. Die Männer sollen ihr sexuelles Verlangen stillen, wenn ihnen dies nicht gelingt, werden sie natürlich umgehend kastriert. Die weiblichen Versuchsobjekte sollen ihre Theorie untermauern, jeglichen Schmerz ertragen zu können. Warum auch immer. Eines Tage kommt Wolfe ins Lager, ein Amerikaner (natürlich, alles andere hätte mich jetzt auch überrascht) der es fertig bringt dem She Wolf endlich den ersehnten Orgasmus zu verschaffen. So muss er natürlich des öfteren für Frau Major bereit stehen. Nebenbei führt sie ihre Experimente weiter fort und freut sich auf den Besuchs des Generals. Wolfe hingegen plant mit Mario den Ausbruch aus dem Lager.

Die Ausstattung des Films kann man als bemüht bewerten, jedoch driftet sie  regelmäßig ins Reich der Lächerlichkeit ab. Angefangen bei den Uniformen der SS-Schergen. Über grün-türkise und speckpolierte Stahlhelme der Wachmannschaften kann man vielleicht noch hinwegsehen, die himmelblauen Militärfahrzeuge hingegen wirken so lächerlich wie die offensichtlich mit einer Schere zerschnittenen Kostüme der Gefangenen. Die spärlich vorhandenen Baracken sind mit zerflederten Gardinen ausgestattet, na immerhin, wenigstens Gardinen. Wo wir schon einmal bei den Baraken sind ist anzumerken, dass die Beschriftungen dergleichen von der korrekten Verwaltung bis hin zu einer "Dewachtungskaserne" reichen. Natürlich hängt an jeder Ecke eine Hakenkreuzfahne. In Ilsas Privat-OP können wir auch ein Bild Adolf Hitlers bewundern und in ihrem Büro eine "Ein Volk Ein Reich Ein Führer"-Stickerei, die anscheinend das in amerikanischen Filmen so beliebte "My Home..." ersetzt. Kommen wir zu den Kostümen Ilsas und ihrer beiden weiblichen Befehligten. Es wäre kein Sexploiter, würden ihre Uniformen nicht einen ordentlichen Einblick auf deren Oberweite gewähren, ja es wird auch mal Oben ohne gefoltert. Insgesamt erinnern ihre Uniformen eher an Stewardessen, samt keck und schief aufgesetztem Schiffchen. Da hilft dann auch kein Totenkopfemblem am Reverse. Auch die Frisuren der weiblichen Lagerführung erinnern eher an Goldfingers Damen als an KZ Aufseher.

Die schauspielerische Leistung bewegt sich im ganzen Film zwischen ziemlich schlecht und grottenschlecht. Was eigentlich ganz gut passt. Dayanne Thorne ist sichtlich bemüht professionell zu wirken, wobei die Betonung auf bemüht und nicht professionell liegt. Den Vogel schießt jedoch der Nazigeneral ab.Farbe raus, Ton aus und wir sind beim Stummfilm.An dieser Stelle sei einmal eingeworfen, daß es die Dienstränge Major und General in der SS überhaupt nicht gab, aber wen wundert es noch. Der Rest des Cast agiert nicht wirklich auf besserem Niveau. Genauso wie die gezeigten Folter und Sexszenen. Zwar kann der Film mit viel hellrotem Blut und bestialischen Foltermethoden aufwarten, die wirken jedoch insgesamt lachhaft, da sie einfach allesamt, bis auf die eine oder andere Szene, schlecht gespielt und vor allem für die Handlung unnütz sind. Und wenn Ilsa eine Gefangene mit Typhus infiziert um die ultimative Waffe zu erschaffen(?), diese Gefangene jedoch die ganze Zeit mit den anderen Frauen in der Barake verbringt ohne auch sie zu infizieren, naja lassen wir das... Wer den Film nach zehn Minuten nicht ausschaltet, weiß sowieso, dass man Logik und alles was mit ihr einhergeht selbst mit einem Elektronenmikroskop nicht finden wird. Da wundert es auch nicht mehr, dass die Gefangenen zwischen ihren Sexabenteuern und Folterstunden so sinnvolle arbeiten wie die Pflege von Blumenkästen und Heu mit Schubkarre durch die Gegend schieben zu verrichten haben.

Schaut man den Film in Originalton an, wird einem die Dümmlichkeit dieses Schmierentheaters noch bewußter. Denn auch im Original kann man die Dialoge nur als dämlich bezeichnen. Ein ständiges Achtung! Achtung! aus dem immer eingeschalteten Radio, ein eingeworfenes Schnitzel vom General oder auch Ilsas ständiges wechseln zwischen very gut und sehr gut können einem dann doch schon ein Schmunzeln herauskitzeln. Das meist benutzte Wort scheint jedoch Third Reich zu sein, welches niemand so richtig gut über die Lippen bekommt. Hier erstreckt sich die Bandweite von Reik bis Reichk.


Puhh, was uns Produzent Dave Friedman alias Hermann Traeger und sein Regisseur Don Edmonds hier feilbieten, dürfte wohl auf Ewigkeiten die Spitze der Top-Schrott-Filme angehören. Nicht nur dass die Story für mich persönlich den Gipfel der Unverschämtheiten der Nachkriegsfilmgeschichte darstellt, nein auch die Produktion an sich ist eine Beleidigung jeglicher auch nur noch in Spuren vorhandener Intelligenz. Low Budget hin, Low Budget her, was hier an Unzulänglichkeiten aufgeboten wird, kann selbst im Kontext des Trashkinos nur noch als einziges Ärgernis wahrgenommen werden. Die allergrößte Frechheit erlaubt sich Friedman jedoch direkt im Vorspann. Dort widmet er seinen Film den Opfern der medizinischen Experimente in den Konzentrationslagern des Dritten Reichs.

 Ab in die Tonne mit diesem Dreck.

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