Review

Ohne ersichtlichen Grund wird eine kleine Navajo – Siedlung von Duncan [ Aldo Sambrell ] und seiner Bande angegriffen, die Indianer getötet und skalpiert.
Kurz darauf bemerken die Mannen, dass sie Gesellschaft haben...

Corbuccis vierter Italowestern nimmt den Racheplot und formt ihn nach ganzen zehn Minuten in einen anderen Film um, der nur noch sekundär mit der Revenge spielt und diese dann am Ende wirklich erst kalt serviert.
Diese Skriptentscheidung mag anfangs noch weise erscheinen, da das bekannte Handlungselement schnell durch ein zweites, stabileres unterstützt wird; aber die Abkehr vom Hauptthema zeigt dann auch ersten Drehbuchschwächen auf. Auf radikaler Weise vollziehen sich hierbei nämlich nur einige Gewaltszenen – und deren Schnitte in der deutschen Fassung -, der Film selber breitet sich aus, divergiert und verliert einen Teil der anfangs aufgestellten Spannung.

Duncan reitet mit seiner Bande in die nächste Stadt, die er nach unfreundlicher Begrüßung flugs übernimmt, den Sheriff abknallt und die Häuser nieder brennt. Die Zeiten haben sich geändert; seine Skalps – für die er je 1$ bekommen hat – sind nicht mehr erwünscht. Seine Tätigkeit war solange geduldet und entlohnt, wie er sich an Aufrührer und Ausbrecher aus dem Reservat hielt; das Abschlachten friedlicher Stämme wird hierbei auch von den Amerikanern nicht gern gesehen.
Duncan findet aber schnell eine neue Geldquelle, er trifft in Dr. Chester Lynne
[ Pierre Cressoy ] einen alten Kompagnon, der ihm gegen eine Zusammenarbeit einen Tipp gibt: In nächster Zeit soll ein Zug mit 500.000$ an Bord durch die Gegend fahren, Lynne weiss Zeit, Ort und die Kombination des Safes. Duncan willigt ein.
Navajo Joe [ Burt Reynolds ] bekommt auch Wind davon und macht sich auf, das Massaker zu verhindern...

So geht das eine Weile, Joe kümmert sich erstmal um alles Mögliche ausser eben den Tod von Duncan, so dass die Intensität zwischen Protagonist und Antagonist wirklich erst im Showdown wieder aufkommt.
Es folgt ein langer Prozess der Auflösung und Spaltung von Duncan’s Bande, um den Kopf der Schlange wird sich zuletzt gekümmert. Dabei erweist sich die Struktur des Filmes als leicht brüchig; er erzählt mehrere Episoden ohne wirkliche Höhepunkte zu setzen. Die Abfolge der Ereignisse hat dabei durchaus Potenzial, aber scheint immer wie beiläufig zu passieren; weder Zugüberfall noch Angriff einer weiteren Stadt noch der Showdown sind so effektiv inszeniert wie es hätte möglich sein können. Das liegt aber nicht unbedingt an der Art der Bilder, die vorzüglich im farbenprächtigen Techniscope fotografiert sind; sondern an der Tatsache, dass man nur den Blick hat und kein Konzept. Kameraführung und Musik peitschen öfters auf, als das sie Grund dazu haben; Joe ist erstmal anscheinend nur motiviert, jeden Weißen zu beschützen, der Duncan in die Quere kommen könnte und dann erst irgendwann zu seiner Rache zu kommen. So wird beinahe ein strategisch-militärisches Denken entwickelt, dass wohl kaum Zeit für Gefühle und Emotionen hat und deswegen auch so unbewegt wirkt. Der archaische Kampf "Mann gegen Mann" weicht desöfteren Verhandlungen und Täuschungen auf mehreren Seiten, weil das Drehbuch nicht den eigenen Konsequenzen traut.

Dabei wird der Stoff noch mehrmals unangenehm trivial, was sich vor allem in mehreren Dummheiten der Beteiligten zeigt. Die einzige Zeugin des geplanten Zugüberfalls wird wegen einer Schussverletzung ausgerechnet von dem verräterischen Doktor behandelt und sagt ihm inmitten der Operation auch noch, dass sie ihn erkennt. Weswegen sie natürlich nicht lange am Leben bleibt. Joe bekommt immer nur 2 Mann von Duncan auf den Leib gehetzt; aber revanchiert sich mit der Tatsache, dass er sich zugunsten einer gerade getroffenen Frau ergibt.

So bleiben nur die grandiosen Bilder, die durchaus einen eigenen dramatischen Reiz auslösen können sowie die Ansätze einer simplen und dafür umso stringenten Erzählung der Geschichte, die ausgerechnet nur in den ersten und letzten 10min stattfindet. Dort agiert und attackiert Joe, anstatt Unterhändler, Verhandlungsführer und Mein großer Freund Shane in einem zu spielen.

Details
Ähnliche Filme