Ich, der andere Geschmack und die Rezension dazu…
Da freute ich mich neulich, dass ich mich nicht an „Revenge of the Warrior“ durch eine Sneak rantrauen musste und nun werde ich mit „Born to Fight“ beglückt. Durch Kritiken schon relativ gut vorgewarnt, was hier nun folgen mag (sinnlose Action ohne einen Funken Anspruch), habe ich das nahende Unheil so stark nicht aufkommen sehen. Denn was einem hier geboten wird, ist wohl nur was für hartgesottene Fans des Genres.
Der Polizist Deaw (hatten die Leute überhaupt Namen oder wurden selbst die weggelassen, um gar keine Charakterzeichnung aufkommen zu lassen? Ich musste den Namen jedenfalls nachschlagen, da ich mich nicht erinnern kann, ihn irgendwann gehört zu haben…) lässt seinen Chef bei einem Einsatz im Stich und verhaftet stattdessen auf dessen Befehl lieber einen Gangster, Yang, woraufhin sein Chef bei einer Explosion ums Leben kommt. Traumatisiert fährt er dann zur Ablenkung mit seiner Schwester auf Sportfreizeit in ein kleines Dorf, wo sie Geschenke verteilen, bis dann Terroristen das Dorf stürmen, die Hälfte niedermetzeln, dann die Regierung erpressen, um Yang freizubekommen. Eine Atomrakete in der Hinterhand, rechnen sie nicht mit dem Gegenschlag der Gefangenen…
Ja, da habe ich schon ordentlich ausgeschmückt, denn viel mehr als „traumatisierter Cop will entspannen und landet in den Händen von Terroristen“ ist das nicht. Das Erschreckende hierbei: es gibt sonst auch nichts Positives zu berichten.
Die Anfangssequenz macht schon deutlich, mit welchem Anspruchsvakuum wir es hier zu tun haben: alles ballert, kämpft und/oder hampelt an zwei parallel fahrenden Trucks herum, die Kugeln verursachen blutige Einschusslöcher und jeder minimale Akrobatikansatz wird in Slow Motion gezeigt, was dann ein wenig an Videospiele wie „Max Payne“ erinnert – nur nicht so düster. Grundsätzlich ist das hier eher ein Kurzfilm (inhaltlich sowieso, aber auch von der Laufzeit), da praktisch alles, gerade zum Schluss, in Zeitlupe gezeigt wird und der Film bei normalem Tempo höchstens die Hälfte der Laufzeit besäße. Hier wäre wie so oft weniger mehr gewesen.
Nachdem man sich dann an das niedrige Niveau gewöhnt hat, das obligatorische Trauma des „Helden“ wurde uns nun präsentiert (hätte eigentlich auch in Erzählungen gereicht, da das nicht der große Innovationssprung ist; aber dann gäbe es nur eine Actionsequenz, so sind es immerhin zwei, wenngleich recht lange) und schon befinden wir uns zum Abschalten auf einer Sportfreizeit, zu der Deaw von seiner Schwester animiert wurde. Es folgen 15 Minuten, in denen der Film wie ein RTL-Spendenmarathon wirkt, Geschenke, Kuscheltiere, Decken etc. werden unter den Einwohnern eines kleinen Dorfes verteilt, es werden thailändische Lieder gesungen und wo die Funktion dieses Abschnittes liegt (man erfährt nicht mal etwas über die Charaktere, abgesehen davon, welche Sportarten praktiziert werden sollen… sehr spannend), weiß man nicht, Spannung wird keine aufgebaut, obwohl man sich fragt, was denn nun noch kommen mag, sofern man das nicht weiß, da das bisher Gesehene nicht alles sein kann. Und dann kommen plötzlich von überall Terroristen, ballern alle Trainer, Kinder und Dorfbewohner nieder, die vor die Flinte laufen und lassen einen Teil als Geiseln leben. Von nun an wird nur noch sinnlos abgeschlachtet, alle zwei Minuten mal wieder eine Hand voll Leute, und die Fragwürdigkeit der gezeigten Szenen wird überdeutlich, gerade bei der Tötung der Kinder.
Mit diesem langweiligen Erschießen, bisher passierte seit einer Stunde nichts von Interesse, ist aber noch lange nicht genug, der Blödsinn nimmt erst im Schlussdrittel bis heute unerreichte Dimensionen an.
Als das Radio den nächsten Morgen die thailändische Hymne spielt, beginnen die Gefangenen unter der Führung Deaws, zu rebellieren und zurück zu schlagen. Anstatt taktisch vorzugehen, springen sie, nachdem sie die Hymne erstmal lauthals mitgesungen haben, auf und laufen brüllend und unbewaffnet auf die mit Gewehren ausgestatteten Soldaten zu, woraufhin erstmal zwei Dutzend Tote zu beklagen sind. Ab jetzt wird eine knappe halbe Stunde nur noch geschossen, gekloppt, gesprungen, etwas geschlichen und der Bodycount kommt dem eines „Hard-Boiled“ nahe. Aber was nützt das, wenn das alles so inszeniert ist, wie in „Born to Fight“?
Zuallererst werden alle Baumstämme und dergleichen als Turngeräte missbraucht (die auch immer genauso dort herumliegen), so dass die sportlichen Teenies natürlich einige Vorteile den Soldaten gegenüber haben. Wirkt die Anordnung der Gegenstände schon sehr konstruiert, kommt dann noch ein Fußballer, der die Soldaten mit Fußbällen und allem möglichen Runden abschießt und damit außer Gefecht setzt. Der größte Lacher im Kinosaal war ein Schuss, der einen Soldaten auf einem knapp 15m hohen Aussichtsturm trifft und dieser daraufhin herunterfällt, dicht gefolgt von einem kleinen ca. 7 Jahre alten Mädchen, das den Mörder seines Vaters zusammenschlägt…
Unser Held kämpft sich mittlerweile alleine durch die Gegnerhorden und in noch keinem Film fiel die Tatsache, dass der Schauspieler immer genau weiß, aus welchen Ecken die Gegner springen, so negativ ins Auge wie hier. Deaw stellt sich manchmal schon in Position, bevor der Gegner aus seiner Deckung springt. Lassen wir das unkommentiert so stehen.
Nebenbei gibt es noch ein paar Explosionen, die wirklich nicht schlecht aussehen, da man im Abspann sieht, dass das alles nicht aus dem PC stammt (das schreiende Gefühl nach PC hatte ich öfter bei den blutigen Einschüssen) und wirklich in die Luft fliegt – genauso wie die Stunts an sich. Wären diese alle nicht in blödsinnigen Szenen untergebracht, könnte man die Choreographie wirklich loben.
Vielleicht auch noch einen Tick erträglicher wäre die Action, wenn sie mit passender Musik unterlegt wäre, doch der Technosoundtrack während der Ballerorgie, der das ganze Treiben fast schon spaßig unterlegt, ist so gänzlich unpassend, dass man sich eher an Filme wie „Tomb Raider“ erinnert. Der nahm sich aber nicht so ernst, wie der thailändische Actioner. Hier wird das alles wirklich todernst genommen, ohne Sprüche und Oneliner, die das Geschehen auflockern, was an sich ja nicht schlecht ist, wenn der Rest der Umsetzung auch ernst wäre; bei genannten Szenen kann aber von Ernsthaftigkeit keine Rede sein.
Dazu ein weiterer Negativpunkt, der den Pluspunkt der anhaltenden 30 Minuten-Daueraction wieder mindert: alles wird bis zum Erbrechen wiederholt, Fußbäll-Abschüsse gibt es mindestens 4-5x, Deaw läuft auch mehrere Male durch die Gegend und wirkt wie in einem Third Person-Shooter mit jeder Menge Gegnern, Akrobatikeinlagen auf Baumstämmen, über Dächer, mit Salti und Rollen kann man nicht mehr zählen, so dass die Szene ohne Wiederholungen der Kunststücke nur sehr kurz ausgefallen wäre – ohne Slow Motion noch mal deutlich kürzer.
Dass dann zum Schluss auch auf mehrmalige Zeitlupen gewechselt wird, weswegen die Szenen wie eine Stuntshow anmuten, bei denen gewagte Stunts aus unterschiedlichen Perspektiven gezeigt werden, nimmt dem Film dann den letzten Funken Glaubwürdigkeit.
Der Patriotismus der betrieben wird (hier wird eine thailändische Flagge nicht zum Kämpfen benutzt, als sie von der Stange geschossen wird, sondern zum nebenbei mit sich herumtragen!!!), stellt selbst amerikanische Produktionen in den Schatten.
Die Motivation der Terroristen ist mir immer noch nicht ganz klar, welche Rolle genau die Atomrakete spielt, weiß ich auch nicht genau und zum Schluss sind alle Überlebenden glücklich und es zerfließt fast noch gänzlich in Kitsch bei der Verabschiedung der Sportler, immerhin darf man als Zuschauer sich freuen: die Qual ist überstanden.
Der Kinosaal konnte geschlossen nicht mehr und kam aus dem Grölen nicht mehr raus - nach diesem Feuerwerk der stumpfsinnigen und dabei äußert dämlichen Action; alle beteiligten Charaktere kämpfen um ihr Leben, bedienen sich dabei den ungewöhnlichsten Mitteln, sind den Soldaten sowieso überlegen und dass das Trauma schlussendlich überwunden wird, dürfte klar sein.
Nein, beim besten Willen nicht. Was uns hier für ein durchgängiger Blödsinn präsentiert wird, ist fast schon eine Frechheit. Hielt ich letzte Woche noch „The Fast and the Furious: Tokyo Drift“ für den intellektuellen Tiefpunkt, wurde ich jetzt eines Besseren belehrt. Mehr als eine unfreiwillige Komödie gespickt mit banalen Kampfkunststückchen und Ballereinlagen ist das nicht und da das alles so bierernst über den Bildschirm flimmert, konnte ich nicht mal drüber lachen. Soldaten, die von 7jährigen Mädchen verdroscht werden oder mit Fußbällen von den Beinen (oder von einem Aussichtsturm) geholt werden, ist nichts anderes als lächerlich. Dazu gesellt sich die doch recht fragwürdige Gewaltdarstellung, wenn Kinder erschossen werden; blutige Einschüsse sind ja nichts Neues mehr, wenngleich diese doch relativ billig aussehen, wofür der halb abgeschossene Arm ein gutes Beispiel wäre. Der übertrieben Patriotismus (das Fahnenhalten ist das Highlight) stört da schon nicht mehr weiter, die schlechten, ausdruckslosen Schauspieler schon eher, aber nach diesem geistigen Ausfall hat auch niemand etwas anderes erwartet. Auch wenn ich denkbar wenige Filme von Chow Yun-Fat kenne, erinnerte mich der Hauptdarsteller Dan Chupong an ihn, dass er es aber zu ähnlich großem Erfolg schafft, darf hiernach bezweifelt werden. Kampfsport und Action zum Abgewöhnen ohne Highlights oder positive Seiten, abgesehen von den passablen Explosionen und der an sich guten Choreographie…
Der blödsinnige Tiefpunkt eines bisher schwachen Kinosommers…