Einen neuen Namen hat der "Stuss", er nennt sich diesmal "Octopus!"
Dieser Kalauer sei eingangs erlaubt, aber bei dem Film "Octopus" handelt es sich wirklich um ausgemachten cineatischen Blödsinn, der allenfalls für "Trashliebhaber" erträglich ist. Da ich mich mit meiner Frau zu den letzteren zähle, haben wir einen durchaus amüsanten Abend beim Betrachten dieses Machwerks gehabt, wobei wir ob der Unzulänglichkeiten und logischen Brüche manche Träne gelacht haben.
Der Film beginnt mit einem Rückblick auf die Kubakrise und einer Auseinandersetzung im Ozean, wobei ein US-U-Boot ein russisches U-Boot versenkt, das mysteriöse Fässer dabei verliert. Auf diesen Umstand wird aber nicht näher eingegangen, denn danach befindet sich die Handlung in der Gegenwart und der Zuschauer wird Zeuge eines Bombenanschlags auf die amerikanische Botschaft in Bulgarien. Der Attentäter wird trotz einiger Probleme gefasst und soll mithilfe eines U-Bootes in die Vereinigten Staaten gebracht werden. An Bord befindet sich eine Meeresbiologin, die eigentlich das so genannte "Teufelsauge" untersuchen will, wo schon viele Schiffe verschwunden sind. Komplizen des Attentäters heuern derweil auf einem Kreuzfahrtschiff an, mit dem Ziel während der Überfahrt ihren Kollegen zu befreien (man bedenke dieser befindet sich unter dem Meer in einem U-Boot). Bei der Durchfahrt durch das "Teufelsauge" begegnet das U-Boot dann einem gigantischen Octopus und das Verhängnis nimmt seinen Lauf...
So weit ein kurzer Blick auf die Handlung, die schon mitunter krude wirkt. Weshalb sollten die Amerikaner einen Attentäter umständlich mit einem U-Boot von Bulgarien in die USA bringen? Wieso schafft es der CIA-Agent es nicht wirklich, den Attentäter selber zu stellen, sondern braucht dafür einen Verkehrsunfall? Und wie um alles in der Welt wollen die Terroristen auf dem Kreuzfahrtschiff über Wasser einem U-Boot gefährlich werden? Diese und noch viele weitere Fragen stellt sich der Zuschauer schon bald. Vor allem ist es erstaunlich, mit was für einer Geschwindigkeit es das Schiff schafft, vom Schwarzen Meer in die Mitte des Atlantiks zu kommen (es braucht nicht mal einen halben Tag dafür) - Geographie scheint nicht die Stärke der Filmemacher gewesen zu sein (aber für den amerikanischen Markt ist das vielleicht ausreichend, wer weiß dort, wo Bulgarien liegt). Distanzen spielen sowieso keine Rolle. So kann ein Hubschrauber der Terroristen mitten auf dem Atlantik aus dem Nichts auftauchen und über dem Kreuzfahrtschiff kreisen. Interessant auch die Zustände an Bord des U-Bootes. So unterbricht der Kapitän, als er seine neuen Gäste herumführt, auf der Brücke des Schiffs eine Partie Strippoker, an der auch sein erster Offizier beteiligt ist. Vor solchen Schiffsbesatzungen braucht sich eine feindliche Armee nicht zu fürchten. Nett ist auch die Abholung in Bulgarien. Der Agent mit seinem Gefangenen fahren in einen Stadtpark mit einem See - Schnitt - man sieht wie das U-Boot auftaucht - meine Herren, die Amerikaner können was.
Die Schauspieler agieren fast die Bank durch unterirdisch, allen voran Jay Harrington, der einen der unfähigsten CIA-Agenten mimt, die ich bisher gesehen habe, man könnte glauben, dass seine Rolle als Parodie angelegt wurde. Ravil Isyanov als Attentäter trägt in seiner Boshaftigkeit ein bisschen zu dick auf und kann sich immer wieder selber befreien, was aber auch seinen trotteligen Bewachern geschuldet ist. Einzig Ricco Ross als erster Offizier Brightman kann ein wenig dadurch überzeugen, dass er ständig die Gesichtsausdrücke von Denzel Washington in "Crimson Tide" immitiert. Er verkörpert im Film leider auch den "Quotenschwarzen": nett, sympathisch-menschlich, hält bis kurz vor dem Ende durch, um dann doch noch zu sterben. Richtig gut agieren können die Schausdpieler aber auch aufgrund des schlechten Drehbuchs an keiner Stelle. Nicht nur die Handlung ist mitunter wirr, auch die Dialoge sind immer wieder zum Abgewöhnen. Hier hätte zumindest im Synchronisationsprozess für Abhilfe gesorgt werden müssen. Zwei Beispiele sollen dies dokumentieren:
1) Als der Kapitän nach einer Actionsequenz auf die Brücke kommt, findet er dort nur seinen ersten Offizier. Kapitän: "Wo ist die Mannschaft hin?" Erster Offizier: "Keine Ahnung, weiß ich nicht!" [Ja, wo soll die Mannschaft auf einem engen U-Boot schon hin - vielleicht sind sie ausgestiegen?]
2) Der Kapitän und der Agent verfolgen den Attentäter durch die engen Gänge des U-Bootes. Agent: "Ich lauf jetzt mal vor, wenn ich nicht (!) zurückkomme, dann machen wir (!) die Tür zu." [Wie will er das jetzt machen?]
Regiesseur John Eyres liefert mit "Octopus" ein wahrhaftiges Trashfeuerwerk, das sich aber letztenendes leider auch noch selber ernst nimmt und kein Filmklischee auslässt. Dabei ist der Film stellenweise gar nicht mal so unaufwendig produziert - die Trickaufnahmen sind gelungen und die Unterwasseraufnahmen könnten (könnten, aber sie können es nicht!!) Spannung erzeugen. Auch hält sich der Film nicht mit irgendwelchen Charakterdarstellungen oder Liebesgeschichten auf, sondern kommt stets zur Sache und das mitunter durchaus brutal. So übergibt ein kleines Mädchen in der Botschaft ihrer Mutter die Bombe ("Was ist in dem Paket, Mami?"), bevor diese dann explodiert. Solche Momente greift der Film aber nicht auf, sondern er eilt gleich zur nächsten (Jahrmarkts-)attraktion weiter. Wahrscheinlich hätte die Asylum-Schmiede mit dem gleichen Budget mehr aus dem Stoff gemacht.
So bleibt am Ende keine Warnung vor dem Film, sondern nur der Hinweis darauf, nicht zu viel oder überhaupt etwas Sinnvolles zu erwarten. Trashfans mögen den Film lieben, andere Zuschauer werden wahrscheinlich nach einer halben Stunde abschalten.