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„Blair Witch Project“ ist eigentlich nicht nur irgendein Film, sondern ein Mythos.
Rund um den Amateurstreifen wurden Dinge erzählt, die sich von Behauptung zu Behauptung in ihrer Unglaublichkeit steigerten. Alles ist wahr, die Hexe von Blair existiert und treibt ihr Unwesen. Es sollte das Original verwendet werden, aber die schlechte Qualität veranlasste die Produzenten zu einem Neudreh……………..

Wer diese Gerüchte gestreut hat, weiß keiner, wenn es die Herren Produzenten Daniel Myrick und Eduardo Sanchez persönlich waren, dann darf man ihnen zu einer der erfolgreichsten Marketingstrategien aller Zeiten gratulieren, denn nahezu niemand konnte sich diesem Hype entziehen. So pilgerten weltweit Millionen sensationsgeil in die Kinos und ließen sich von einer Portion Mystery fesseln. Das Kostenverhältnis von 1:10.931 bei Einnahmen von rund 488,2 Mio. DM gegenüber dem Budget von 44.600 DM wirkt dann nur mehr wie ein Traum.

Drei Studenten möchten einen Dokumentarfilm über die Legende von Blair-Witch, mit der eine Hexe in Verbindung gebracht wird, drehen. Deshalb forschen sie direkt in ihrem Revier, einem gruseligen Wald in der Nähe von Burkittsville, Maryland. Das Vorhaben wird zu einem Horrortrip.
Kurzum, war es das auch schon.

Reduziert man „Blair Witch Project“ auf die Machart, dann wirkt das Ganze natürlich amateurhaft, was auch nicht anders zu erwarten wäre. Gleichzeitig ist es aber komischerweise die größte Stärke des Films.

Das Geheimnis, warum „Blair Witch Project“ funktioniert, ist die Einfachheit der Sache. Es gibt objektiv nichts, was erstaunen könnte. Im Gegenteil, es werden viele Aspekte, die bei der Bewertung eines Films eine Rolle spielen, nicht ausreichend erfüllt. Erstaunlicherweise stört die Tatsache nicht einmal im Geringsten, weil eigene Maßstäbe gesetzt werden, denn im Grunde ist das Projekt „Blair Witch“ nicht etwas, was man durch eine Bewertungs-Schablone pressen kann. Der Horror an der ganzen Sache ist keine Prämisse, eher Zufall und deshalb kann ein Vergleich mit konventionellen Kriterien gar nicht in Betracht kommen.
Perspektivisch wird dem Betrachter stets mit einer billigen Heimkamera alles vorgetragen. Irgendwie entsteht dadurch faktisch, trotz einer laienhaften Darstellung, eine groteske Authentizität. Am Anfang erinnern die Interviews mit Leuten, die ihnen Infos über die Hexe liefern sollen, an ein billiges Schulprojekt, bei denen Zeitzeugen interviewt werden. Später erzeugen die wackeligen Bilder eine Art Zerstreutheit.
Kombiniert man diese Dinge mit einem äußerst mysteriösen Wald und einer Gruppe, die aufgrund der Geschehnisse in psychische Grenzsituationen manövriert worden sind, entsteht eine zutiefst dunkle, suggestive Atmosphäre. Im Wesentlichen ist Spannung deshalb stets garantiert, zumal sich auch hier die Perspektive als äußerst interessant erweist, denn nur die Handkamera liefert Bilder. Mit beschränkter Sicht darf der Zuseher oftmals nur die Töne bzw. das Geschrei in vollen Zügen wahrnehmen, so dass, basierend auf Unwissenheit, ein gewisser Thrill erzeugt wird.

Eng verbunden mit einem Mythos ist selbstverständlich die fehlende Auflösung, der schwarze Fleck. Da die Herren Myrick und Sanchez auch hier ihre Genialität unter Beweise stellen, bieten sie den nötigen Raum für sagenumwobene Spekulationen, welche selbstverständlich folgen sollten. Beste Promotion für eine Fortsetzung!

Grundsätzlich muss jeder für sich entscheiden, ob er sich als Opfer des Hypes sieht oder den Produzenten Genialität attestiert. Ich neige zur zweiten Variante, denn die Tatsache, dass 45.000 DM ausreichen, um mit dem großen Hollywood konkurrieren zu können, lässt mich Beifall klatschen. Zudem erweisen sie einige Aspekte des Films als nette, gelungene Innovationen, auch wenn laienhafte Grundzüge nicht negiert werden können. Trotzdem ist „Blair Witch Project“ eine geniale, erfrischende Abwechslung zu den geldgeschwängerten, hochglanzpolierten Produktionen. (7,5/10)

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