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Eastwood ist der Beweis dafür, daß Männer besser werden, wenn sie älter werden...

Normalerweise muß man skeptisch sein, wenn ein mit Oscars überhäufter Film in die Kinos kommt. Andererseits ist die Frage doch die, ob Clint Eastwood jemals einen schlechten Film gedreht hat...Also auf ins deutsche Kino, weibliche Begleitung dabei, schon allein wegen der Thematik einer Boxerin und der anderen Sichtweise entscheidend, leider nur synchronisiert, und mal schauen, ob die Ehrungen berechtigt waren. Die Story ist so umwerfend neu ja nicht, weiblicher Underdog mit Trashfamilie ( hier Klischee en masse ) hat im Leben nichts, nur das Boxen. Alternder Trainer, der sich von seiner Tochter entfremdet hat, will das Mädel zunächst nicht betreuen, läßt sich aber dann irgendwann überzeugen, gibt sein bestes und verschafft ihr den selbst lang ersehnten Titelkampf. Als in diesem dann die Gegnerin scheinbar besiegt ist, nimmt der Film jedoch eine ganz und gar unvorhergesehe Wendung. Erzählt wird die Story aus dem Off vom Hausmeister des Boxclubs, der seit ewigen Zeiten mit dem Trainer freundschaftlich verbunden ist..

Wie gesagt, gerade die Story um das Boxen, die talentierte und unbeugsame Kämpferin und den väterlichen Betreuer ist nichts neues, aber Eastwoods große Kunst liegt wohl darin, selbst einer alten Geschichte durch großartige Regiearbeit neues Leben einzuhauchen. Er macht überhaupt nichts falsch, läßt sich in den entscheidenden Passagen Zeit, glorifiziert das Boxen nicht, achtet auf Licht und Schnitt und hat, neben Morgan Freeman, natürlich noch einen absoluten Trumpf am Start - sich selbst als Trainer. Der Mann ist 75 Jahre alt und wirkt noch topfit, da kann man neidisch sein - oder sich ein Vorbild nehmen. Mit seiner wie aus Stein gehauenen Mimik, den Falten und Kerben, gelingt ihm ein wundervolles Porträt eines einsamen Mannes, der in der Boxerin seine verlorene Tochter zu sehen glaubt und dennoch gerade dadurch vor der schwierigsten Entscheidung seines Lebens steht.

Es ist ein ruhiger Film, gefüllt mit kleinen Weisheiten aus dem Boxsport, mit einem sehr traurigen Ende ( das Kino war auf einmal sehr ruhig,nur hie und da ein Schluchzen ), der aufgrund seiner virtuosen Regie und der vielen kleinen Details gewinnt. Nur zum Ende hin läßt sich Eastwood ein ganz klein wenig zuviel Zeit, und daher ist die Höchstnote verwehrt. Alle Oscars aber sind berechtigt, und wer auch nur ein bißchen was für Sport im allgemeinen übrighat, sollte sich diesen Film ansehen. Wer allerdings meint, daß Frauenboxen fast so daneben ist wie Schlammcatchen, hat nichts verstanden, wird aber gerade im letzten Drittel des Films wie betäubt an seinem Sessel kleben. Ich bin sicher, daß niemand das Kino enttäuscht verläßt und jeder nachdenklich nach Hause gehen wird. Es ist ein großer Verdienst Eastwoods, das heikle Thema der Sterbehilfe in einen ganz anderen Rahmen nachvollziehbar verpackt zu haben. Und ganz zum Schluß ist man froh, jemanden dabeizuhaben, dessen Hand man halten kann... Großes Kino, große Gefühle, 9/10

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