Review
von Leimbacher-Mario
Der Cabischreck des Dr. Tromagari
Troma brüstet sich mit „Screamplay“ oft als einen ihrer besten, feinsten und untrashigsten Filme - dabei haben sie ihn nur rechtzeitig gekauft und den Macher frustriert weit weg von der Filmbranche getrieben. Aber die Rechte liegen nunmal schon lange bei ihnen, sie haben diese Showgeschäft-Satire groß gemacht und unter's Volk gebracht, sie schätzen „ihr“ Werk völlig zu recht so hoch und prestigeträchtig ein - denn „Screamplay“ ist eine famose Abrechnung mit der Traumfabrik mithilfe der Stilistik des Deutschen Expressionismus ala Caligari, Nosferatu oder dem Golem, wie er auf die Welt kam. Alle drei Klassiker werden übrigens sogar kurz gezeigt, als der Protagonist direkt nach seiner Ankunft vor den berühmten Hills in ein schäbiges Kino/Triple Feature rennt. Erzählt wird nämlich von einem jungen Drehbuchschreiber, der mit großen Hoffnungen und Ambitionen nach Hollywood kommt, dort allerdings erstmal als Hausmeister ausgenutzt wird und sich sein Zimmer verdienen muss. Doch seine Scripte scheinen plötzlich real zu werden, als einige skurrile Mordfälle die Polizei und Stadt in Aufruhr versetzen...
„Screamplay“ ist ein verkannter Kultfilm, hier und da splattert es auch mal etwas - dennoch könnte er insgesamt nicht weiter vom sonstigen (von mir ebenfalls sehr geschätzten) Troma-Output entfernt sein. „Screamplay“ spielt künstlerisch und was Idee, Stil, Talent angeht, einfach in einer anderen Liga als Sgt. Kabukiman und Co. - ohne von deren Qualitäten etwas wegreden zu wollen! „Screamplay“ und die Geschichte seines Machers, Herr Seder, passen leider zusammen, der Film sieht richtig stark aus und die Liebe zu alten schwarz-weißen Horrorschinken wird in jeder Filmpore allzu deutlich, sehr elegant mit dem Film Noir und einer bitteren Parodie des Filmgeschäfts verwoben. Als ob „Sunset Boulevard“ auf Bahnhofskino trifft. Mit dem guten Edgar Allen hat man Mitleid, die Bilder bieten immer Details zum Entdecken, der Mittelfinger ans dreckige Geschäft ist bissig und endgültig genug. Es gibt Augenzwinkern und Schmunzler, doch insgesamt bleibt es eine traurige Geschichte voller Liebe, Leidenschaft und Enttäuschung. Sollten mehr Leute entdecken!
Fazit: objektiv, thematisch und künstlich gesehen wahrscheinlich deutlich eines der drei besten Werke, die Troma je rausgehauen/vertrieben hat. Wenn aus Trash auf einmal Kunst wird, wenn Hollywood mit deutschem Expressionismus (!) Feuer unterm hochnäsigen Hintern gemacht wird. Und das „von“ Troma... Wow! Eine ansehnliche Anomalie!