Nach einem von ihrem Vater verursachten Autounfall in ihrem 12. Lebensjahr, bei dem ihre Mutter starb, sitzt Ippolita im Rollstuhl, gelähmt und unglücklich - fernab von jeder Chance auf ein normales, aktives Leben. Die hochintelligente und sehr empfindsame Frau entwickelt jedoch nach einem Wachtraum seltsame Charakterzüge einer vom Teufel Besessenen und fängt an, ihre Umwelt zu terrorisieren. Sie versetzt diverses Mobiliar in den Schwebezustand, brüllt mit düsterer Männerstimme Obszönitäten und geifert ihre Familie zusammen. Offenbar gab es in der Familie schon einmal vor 400 Jahren den Fall einer Ippolita, die sich einer Dämonensekte verschrieb und sich mit dem Teufel paarte. Ein Priester macht sich schließlich an einen Exorzismus, doch der Horror fängt nun gerade erst an...
Nachdem nur ein Jahr zuvor William Friedkin's "Der Exorzist" erschien der übrigens immer noch einer der besten Horrorfilme aller Zeiten ist, präsentierte Alberto De Martino 1974 mit "Schwarze Messe der Dämonen" eine italienische Produktion, die sich ebenfalls der Thematik der Besessenheit widmete. Nun wird dieser Film von nicht wenigen Leuten als Rip Off des amerikanischen Vertreters bezeichnet und rein thematisch gesehen trifft das auch durchaus zu, doch die Geschichte lediglich als billige Imitation abzutun, würde ihr absolut nicht gerecht werden. Liegt hier doch eine eigenständige Story-Line vor, die zwar ganz bestimmt mehrere Ähnlichkeiten zu Friedkin's Werk aufweist, aber dennoch keinesfalls als Plagiat erscheint. Wie dem aber auch sein, im Prinzip stellt sich ausschließlich die Frage nach der Qualität des vorliegenden Filmes und diese kann sich allemal sehen lassen. Martino nimmt sich genügend Zeit, den Zuschauer ausführlich in das Geschehen einzuführen und legt sein Hauptaugenmerk dabei auf eine tiefer gehende Beleuchtung der Hauptfigur Ippolita, die von einer glänzend aufgelegten und sehr spielfreudigen Carla Gravina, die in meinen Augen eine absolut glänzende Performance an den Tag legt. Kommt dies schon in den ersten gut 60 Minuten zum Ausdruck, so verstärkt sich dieser Eindruck noch zusehends, als im letzten Drittel der Geschichte die Besessenheit der jungen Frau so richtig zum Ausbruch kommt.
Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Erzählweise der Abläufe eher recht bedächtig, man bekommt etliche Rückblenden in einen Teil von Ippolita's Familiengeschichte geboten und wird zusätzlich auch noch mit Bildern konfrontiert die sich um den tragischen Autounfall drehen, der für ihren Gesundheitszustand verantwortlich ist. Manch einem mag es in dieser Phase eventuell etwas am Tempo fehlen, doch benötigen die darauf folgenden Ereignisse sehr wohl diesen ruhigen, aber jederzeit äußerst intensiven Aufbau, damit das letzte Filmdrittel auch seine volle Kraft und Wucht entfalten kann. Und so erfährt das Ganze nach ziemlich genau einer Stunde dann nicht nur eine sehr ordentliche Temposteigerung, denn mit einem Schlag verdichtet sich auch die schon zuvor exzellente Atmosphäre zusehends und das unheilvolle Treiben hält den Zuschauer bis zur wirklich letzten Minute stetig bei Atem. Ganz besonders der Umschwung im Erzählstil und das damit verbundene höhere Tempo treffen einen dabei mit nicht geahnter Wucht, die durch die Veränderung im Wesen der Ippolita noch zusätzliche Schärfe erfährt. Auf einmal ist nämlich nichts mehr von der intelligenten, aber aufgrund ihrer Behinderung in sich gekehrten jungen Frau zu sehen. Der nun in ihr vorhandene Dämon übernimmt die Regie und nun kommen insbesondere die Anlehnungen an Friedkin's Werk sehr stark zum Ausdruck. Verbale Entgleisungen und übernatürliche Fähigkeiten prägen die Szenerie, die aber dennoch vollkommen anders erscheint als in "Der Exorzist". Die dabei verwendeten Effekte halten natürlich auf keinen Fall den heutigen Maßstäben stand sind aber dennoch sehr schön anzusehen und verleihen den Abläufen schon eine durchaus starke Faszination, die sich auch auf den Betrachter überträgt.
Für die Kameraarbeit zeichnete hier übrigens der allseits bekannte Joe D'Amato verantwortlich, der ja ansonsten vielmehr durch seine zumeist umstrittenen Filme von sich reden machte. Und der gute Joe erledigt seine Arbeit sehr gut, bekommt man doch teils eindrucksvolle Bilder und mehrere gelungene Kamerafahrten präsentiert, die die vorhandene Klasse dieses Werkes durchaus unterstreichen. Was mir persönlich jedoch am meisten zugesagt hat, ist die von Beginn an vorhandene Grundstimmung, das im letzten Drittel ausbrechende Unheil schon die ganze Zeit über ankündigt. Von der ersten Einstellung an wird man dabei mit einer kirchlichen Thematik konfrontiert und die dabei gezeigten Bilder versetzen einen sofort in die genau richtige Stimmung, um diese wunderbare italienische Produktion auch wirklich genießen zu können. Zwar kommt das Werk nicht ganz an das Meisterwerk "Der Exorzist" heran, das wohl im Bezug auf die vorhandene Thematik auf ewig unerreicht bleiben wird, doch meiner persönlichen Meinung nach siedelt sich "Schwarze Messe der Dämonen" gleich dahinter an und ist weitaus besser gelungen, als manche Kritik es eventuell vermuten lässt.
Vor allem im Vergleich mit heutigen Besessenheits-Filmen schneidet Martino's Film ganz hervorragend ab und bietet Spannung von der ersten bis zur letzten Minute. Dabei sollte man der Geschichte auch keinesfalls diverse Ähnlichkeiten zum Exorzisten zum Vorwurf machen, denn dieser Aspekt ändert überhaupt nichts daran, das hier ein in allen Belangen stimmiger und sehr gelungener Genre-Beitrag vorliegt, der vollends zu überzeugen weiß. Zudem beinhaltet das Szenario genügend Elemente um als eigenständiges Gesamtwerk daher zu kommen und die gut agierende Darsteller-Riege tut ihr Übriges, damit man zu einem erstklassigen Gesamteindruck gelangen sollte. Herausragend ist sicherlich Carla Gravina, denn ihre Darstellung der Besessenen ist schon ein absoluter Höhepunkt in einem Film, den sich kein Horror-Fan entgehen lassen sollte.
Fazit:
Eine tolle-und absolut faszinierende Geschichte, sehenswerte Effekte und in erster Linie eine grandiose Atmosphäre sind die hervorstechenden Merkmale dieses Werkes, das einen hohen Qualitäts-Standard an den Tag legt. Gerade im Vergleich mit etlichen in der heutigen Zeit eher lauwarm gestalteten Vertretern kann "Schwarze Messe der Dämonen" im Bereich der Besessenheits-Thematik massiv punkten und siedelt sich für mich persönlich gleich hinter dem Meisterwerk "Der Exorzist" an.
9/10