Alberto de Martino strikes again.
Wie immer, wenn in den 70ern irgendwo ein Blockbuster sein Haupt erhob, waren sofort die Italiener und ihre B/C-Filmindustrie dran, wie die Fliegen an der...Marmelade.
So auch an Friedkins „Exorzist“, der hier gerip-offt wurde.
Die Story orientiert sich dann auch stark am Vorgänger, wickelt die geklauten Teile aber noch in ein Storyderivat aus den 60ern ein, um wenigstens etwas Neues zu bieten.
Diesmal trifft es die arme Ippolita, die seit ihrem 12.Lebensjahr im Rollie sitzt, ob sie ihn wirklich braucht, darüber streiten sich die Experten. Auf jeden Fall war Daddy mittels Autounfall inclusiven Muttertod Schuld, der jetzt seine neue superblonde (deutsche) Assistentin ehelichen möchte. Ergo ist Ippolita extrem wütend, was dazu führt, daß ihre eh angeborene Hellsichtigkeit ihr selbige Tatsache per Vision mitteilt.
Alsbald bekommt sie den seligen Kontakt zu einer Vorfahrin (die auch, wie originell, Ippolita hieß), die vor 400 Jahren gepflegt eingescheiterhaufend wurde, nachdem the devil himself sie in einer prächtigen, einem Wald nachempfundenen Studiokulisse georgelt hatte. Der Gehörnte trägt eine Plüschmütze mit Öhrchen, macht sonst aber einen eingeölten Eindruck, hat aber die nachtragende Wirkung, daß Ippolita von nun komplett abdreht. (Eine erhobene Augenbraue extra übrigens für die - nicht gezeigte, aber deutlich angedeutete - Szene, in der die phantasierende Ippolita einem Ziegenbock den Anus schleckert!)
Sie macht sich an das Brüderlein ran, läßt die Möbel schweben, kotzt grünen Schleim, löst ihre Hände vom Körper, schwebt durchs Fenster raus und durchs Nächste wieder rein, läßt einen Wolkenbruch im Zimmer los und fackelt die Teppichböden ab. Dabei senkt sich ihre Stimme in ein kräftiges Männerorgan ab (die Synchronstimme hat knuddeligerweise sonst Bud Spencer intus!) und benutzt ein farbiges Vokabular der sexuellen (Ab-)Art.
Natürlich greift ein wackerer Gottesmann am Ende zum Exorzistennotfallpaket, als sich die liebe Wissenschaft endlich aus der Problemlösung verabschiedet.
„Der Antichrist“ ist zwar nirgends zu sehen und die Dämonen fahren auch keine schwarze Messen ab, aber sonst ist das ein eindringliches Beispiel für "nett gewollt, aber nicht geschafft".
Dabei ist es verblüffend, daß der Film in einigen Aspekten durchaus funktioniert und zwar dort, wo man es am wenigsten erwartet. Die Effekte z.B. sind durchaus fetzig und trotz zeitweiser Billigkeit (schwebende Möbel und Menschen) überzeugend und schön eklig wird’s auch mal zwischendurch. Neben einigen Möpsen zum Sehen sind einige nette Obszönitäten zu hören.
Dazu jagt uns ein Soundtrack der haaraufstellenden Art brauchbar in die Flucht: die Violinen kreischen dissonant, die Orgel orgelt und Vanessa May verschluckt dabei glatt ihr Arbeitsgerät. Auch die Sets sind geschmackvoll gewählt, alte Paläste und Ruinen mit Atmo, am besten der Gang vor Ippolitas Zimmer, wo in 1001 Nische zahlreiche Büsten dem Geschehen zusehen, die jedoch alle vorgeneigt zur Zimmertüre gucken.
Ansonsten macht man schon mal einen Satz, wenn einem von einer Heiligenkarte ein dämonischer Jesus entgegengrinst oder in der Satanssequenz eine Echsenkröte geknackt wird (lecker!).
Regie und Darsteller machen aber das Meiste davon schnellstens wieder kaputt: de Martino übertreibt es mit den langen Einstellungen, läßt Personen Nichtigkeiten austauschen und zeigt Abgänge ohne Schnitt, als wären wir im Theater. So gesehen ist der 107-Minüter mindestens 20 Minuten zu lang für seinen Plot.
Und das Line-Up der Prominenten kann dem nichts entgegensetzen. Alida Valli muß immer besorgt und bestürzt dreinschauen, Arthur Kennedy bringt seinen Pater nur brüchig rüber und Mel Ferrer hat als Daddy wohl gar kein Interesse, den Gesichtsausdruck zu wechseln.
George Colouris als Bettelmönch reißt da am Ende einiges raus, während Carla Gravina bombig geifert und grunzt, während die Maske Erstaunliches mit ihr anstellt.
Trotz allem zieht sich das Ergebnis aber zu sehr und selbst wenn es zur Sache geht, übertreibt es der Film mit epischer Länge, was ganz schön Weile macht.
Deswegen ist das zwar kein Totalflop, darf aber dem Original nicht mal den Wagen parken.
Für alle, die mal sehen wollen, was so alles möglich ist, wenn man mal einen guten Film gesehen hat. (4/10)