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An einer Kunsthochschule geht ein Killer um. Um dem blutigen Treiben zu entkommen, nisten sich Jane und ihre Freundinnen in einem entlegenen Landhaus ein. Doch der Killer ist ihnen hinterher gereist…

In der Blütezeit des italienischen Giallos – Argento war bereits mit DIE NEUNSCHWÄNZIGE KATZE und VIER FLIEGEN AUF GRAUEM SAMT erfolgreich, Mario Bava hatten schon seinen BAY OF BLOOD heraußen – produzierte der Italiener und Sophia Lorens Ehegatte Carlo Ponti, der auch bei Fellinis LA STRADA, DOCTOR SCHIWAGO und dem Beatnik-Thriller BLOW UP die Produzentenrolle eingenommen hatte, TORSO, der nach bekannten Mustern des Giallo-Kinos vorgeht, einige seiner Klischees sogar mitbegründet. Der Killer ist ein stylischer Maskenmann, der mit Sturmmütze und Lederhandschuhen ins Gefecht zieht und den Ladys nach dem Abstecher an den Busen grabscht. Eine ziemlich coole Sau, wenn ihr mich fragt, der teilweise schon auftritt wie ein Michael Myers oder Jason. Seine Opfer sind blutjunge Damen, die meist völlig unmotiviert mit offener Bluse durchs Moor waten, Sexorgien und Drogenpartys feiern oder laszivem Lesbensex frönen. Die Bezüge zum späteren Slashergenre schimmern bei TORSO überdeutlich durch. Ins Gras beißen meist nur Charaktere, die gegen die Moral oder die Keuschheit verstoßen haben. Die Morde sind mindestens so blutig wie die bei Argento. Es wird geschlitzt, wobei kleine Splattereinlagen eingebaut wurden, Augen werden eingedrückt, ein Kerl wird brutal mit dem Auto zerquetscht, gegen Ende zersägt der Killer seine Opfer sogar, um die Leichen zu beseitigen.
Die Lüftung der Identität des Killers ist typisch Giallo, also reichlich weird. Der Film bietet einem mehrere Lösungsmöglichkeiten, die er eine nach der anderen verwirft. Die Handlung an sich und insbesondere das Vorgehen der Charaktere ist dann wieder ganz Slasherfilm. Die Dialoge fallen reichlich dümmlich aus und ein flüchtendes Opfer stolpert schon mal im ungünstigsten Moment, wobei es sich die Bluse zerfetzt. Der Film bietet einen ordentlichen Spannungsbogen, wie so oft im Giallogenre einen überaus stimmigen Soundtrack und viele hübsche Darstellerinnen, darunter Suzy Kendall, bekannt aus DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN HANDSCHUHE und Umberto Lenzis SPASMO.

Regisseur Sergio Martino (DER KILLER VON WIEN, WEIßE GÖTTIN DER KANNIBALEN, FLUSS DER MÖRDERKROKODILE) gelang mit TORSO ein fieser, sleaziger Killerstreifen, sowohl als astreiner Giallo, aber auch als Frühform des Slashers zu verstehen, wie er in den 80er-Jahren Schule machen sollte.
Fazit:
Geil weil doof. Unter den vielen italienischen Killerfilmchen gewiss nicht der Intelligenteste, sein Spagat zwischen Giallo und Slasher weiß aber zu begeistern. Schlitz It, Baby!

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