Review

Liebe & Kreativität

Es gibt zwei Meinungen zu "Shakespeare in Love" - absolut genial oder totaler Mist, der ungerechtfertigste Oscar-Steal aller Zeiten oder ein stilvoller Gewinner, Shakespeare dreht sich im Grab oder er wäre stolz... Ich tendiere eher zur dem Film positiv gestellten Seite, denn die freie, moderne, vielschichtige Meta-Geschichte über die Entstehung von Shakespeares berühmtesten Stück, "Romeo & Julia", ist sehenswert. Sei es nur weil man es liebt ihn zu hassen. Aber eher auf Grund toller Kulissen & Kostüme, einem großen Cast oder der aberwitzig kitschigen, liebenswerten Geschichte.

Die quirlige, fantastische Geschichte dreht sich um den begabten, aber recht armen William Shakespeare, der sich in einer Schreibblockade befindet & seine Muse sucht. Diese findet er in einer adeligen, schlauen, theateraffinen Schönheit, wodurch sein Leben sozusagen die Blaupause für die größte Liebesgeschichte aller Zeiten abgibt & sich Fakt, Fiktion & Theater überschneiden. Es gibt hier kitschige Liebe, wahre Liebe, gespielte Liebe, falsche Liebe, missverstandene Liebe - selten kombinierte ein Film so viele Arten vom größten Gefühl der Menschheit. Auf mich machte das Eindruck, erst recht wenn das so locker & leicht, unvorhersehbar & doch allseits bekannt, vorgetragen wird. Für Kitsch-Hasser & Faktenfanatiker ein ähnlicher Gräuel wie Luhrmanns Interpretation der Liebesgeschichte - für Romantiker aber oft traumhaft & bezaubernd! Es gibt Liebe, Schwertkämpfe, Tod, Trauer, eine sehenswerte Königin & sogar einen süßen Hund - was will man mehr ;)

Meine Probleme mit dem Film sind eher klein bis verschmerzbar, etwa die Länge oder der nicht immer ganz passende Joseph Fiennes als verwirrt-genialer Schreiberling. Die Konturen zwischen Fakt, Fiktion, Fantasie & farbenfrohem Theater verschwimmen auf beeindruckende Weise & direkt nach dem Film ist das ganze Theater etwas schwer einzuordnen. Man fragt sich manchmal, was das jetzt sein sollte. Ich habe für mich eine einfache Antwort darauf gefundenen: fantastische Romantik, die man nicht allzu ernst nehmen sollte! Und da auch W.S. bekanntlich Sinn für Humor hatte, wird er sicher auch nichts gegen John Maddens Interpretation seiner Musenfindung haben. Aber der beste Film seines Jahres? Sicher nicht!

Fazit: interessante Kombi aus Shakespeare-Historie, Meta-Liebesschnulze & modernem Interpretationstheater. Nicht jedermanns Sache, mir hat's aber weitgehend gefallen!

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