Ein Mädcheninternat, unberechenbare Lehrerinnen und Schülerinnen, die spurlos verschwinden?
Das riecht stark nach Argentos „Suspiria“ und Weirs „Picknick am Valentinstag“ und tatsächlich greift Regisseur McKee die Duftnote der bekannten Vorbilder auf und konstruiert daraus eine ansprechende Geschichte.
Angesiedelt hat er sie im Jahr 1965, Schauplatz ist die „Falburn Acedemy“, ein Mädcheninternat im Wald, fernab jeglicher Zivilisation.
Neuankömmling Heather (Agnes Bruckner) muss schnell feststellen, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht, sie nimmt flüsternde Stimmen wahr, die Rektorin benimmt sich eigenartig und vom umliegenden Wald scheint eine unsichtbare Bedrohung auszugehen.
Schon bald verschwinden zwei ihrer Mitschülerinnen spurlos, was Heather dann auch versucht, doch Lehrkräfte und Wald scheinen etwas dagegen zu haben.
McKee hat sein inszenatorisches Talent bereits mit „May“ unter Beweis gestellt und zeigt auch hier ein geschicktes Händchen für ansprechende Szenen.
Das Setting ist schlicht, aber atmosphärisch, innerhalb des Internats kalt und düster, außerhalb eingebettet in natürliche Farben, aber im Zusammenspiel mit einer gelungenen Sounduntermalung scheint der Wald recht bedrohlich, wie eine unüberschreitbare Grenze zur Außenwelt.
Das erzkonservative Internat wirkt wie ein Gefängnis, geführt von einer exzentrischen Rektorin, unterstützt von nicht weniger vogeligen Lehrerinnen. Die Schülerinnen tapern recht eingeschüchtert durch die Säle und mittendrin Heather, die mit ihrem leicht rebellischen Einschlag zunächst überall aneckt und im Verlauf immer tiefer in die mysteriösen Ereignisse hineingezogen wird.
Anfangs hört sie nur Stimmen, die „Befreie uns, erlöse uns“ zuflüstern, dann kommen Alpträume hinzu und die Legende von drei Hexen, die vor über 100 Jahren die Schule übernommen haben sollen. Als diese eines Tages bei einem merkwürdigen Ritual angetroffen wurden, beschimpften die Schülerinnen sie, so dass die Hexen den Wald um Rache anriefen, was auch prompt geschah.
Sollte das Internat noch immer im Bann der Waldhexen stehen oder treiben überaus penible Lehrkräfte ein böses Spiel mit den Schülerinnen?
Zumindest nimmt Heather, als sie eines Nachts kurz durch die Wälder streift, Stimmen und Gekicher wahr und sieht scheinbar Geisterschatten einstiger Schülerinnen.
KcKee dreht geschickt an der Spannungsschraube, baut Suspense und eine mystische Atmosphäre auf, die durch den kraftvollen Score wunderbar getragen wird.
Zudem werden ein paar typische 60er Songs eingebaut, während Szenen des Schulalltags optimal integriert werden.
Er setzt insgesamt weniger auf Schockmomente, sondern auf atmosphärische Szenen, wie Nebel im Schlafsaal oder das Laub im Bett der verschwundenen Schülerin, - auch wenn man im Nachhinein nicht wirklich erfährt, welche Bedeutung das hat.
So wartet der Zuschauer gespannt auf eine überraschende Auflösung, doch die kommt dann leider mit der Brechstange.
Die ruhige Atmosphäre schwenkt abrupt über in ein turbulentes Hexenritual, plötzlich fließt Blut in Form von Axthieben und Äste führen ein mörderisches Eigenleben (immerhin gute CGIs), mitten drin auf einmal Bruce Campbell, der zuvor kaum Screentime hatte und mit seinem finalen Auftritt deutlich an „Tanz der Teufel“ erinnert.
Ein ziemlicher Stimmungsbruch, der aber keine besonderen Plot-Twists mit sich bringt, die nicht schon nach Hälfte der Laufzeit zu erahnen wären.
So tun sich im Nachhinein auch einige Lücken innerhalb der Story auf.
Es wird nicht deutlich, warum die Mädchen unbedingt täglich ihre Milch trinken sollen und warum Schülerin Oberzicke Heather ständig mobbt, um sie aus dem Internat zu bekommen, es ihr anschließend aber auf die liebe Art nahe legt.
Einige Gegebenheiten bleiben der fantasievollen Interpretation des Zuschauers überlassen.
Den Darstellerinnen muss man hingegen Lob aussprechen, die jüngeren spielen gekonnt und natürlich, Agnes Bruckner ist als Heather eine gute Besetzung, Patricia Clarkson als undurchschaubare Rektorin richtig gut und sehr charismatisch.
Dagegen wirkt Bruce Campbell reichlich müde, als würde ihm der Kampf gegen die Teufel noch in den Knochen stecken.
Am Ende hat man ein atmosphärisches Mysterydrama, mit etwas unbeholfenem Finale, aber eine paar schönen Bildern und guten Darstellern.
Letzten Endes erinnert „The Woods“ auch ein wenig an „The Village“, nur dass mir dieser Beitrag um einiges besser gefällt.
7 von 10