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Mari Collingwood ist gerade 17 geworden und fährt mit ihrer Freundin Phyllis zu einem Konzert. Auf dem Weg dorthin wollen sie noch etwas Gras kaufen und geraten in New York an vier Ausbrecher, die wegen Mord, Rauschgifthandel (tolles Wort, lange nicht mehr gehört) und Vergewaltigung inhaftiert waren. Die bösen Buben (und eine Frau!) halten die beiden gefangen und verschleppen sie in einen Wald, vergewaltigen und töten sie bestialisch. Als sich die Bande unter dem Vorwand einer Autopanne ausgerechnet bei Maris Eltern einnisten, dauert es nicht lange, bis diese hinter das Schicksal ihrer Tochter kommen und blutige Rache nehmen. Was Wes Craven 1972 mit diesem Schocker drehte war für die Zeit ungemein brutal und brach mit einigen Tabus. Dafür muß er sich heute noch anfeinden lassen, was wenig verwundert. Natürlich ist es filmisch gelungen, wenn er z.B. die beiden Opfer scheinbar entkommen lässt, damit die Entführer danach umso brutaler mit ihnen umgehen. Und natürlich ist es legitim, triebgesteuerte Morde mit der Härte zu präsentieren, die solchen Verbrechen Authentizität verleihen, was hier offensichtlich gelang. Dafür sorgen vor allem der sadistische, skrupellose Krug (Glanzleistung von David Hess) und der psychopathische Weasel (Fred Lincoln, ebenfalls großartig). Jedoch setzt Wes Craven diesen äußerst harten Szenen immer wieder regelrecht komödiantische Einlagen gegenüber, besonders die beiden Sherriffs dienen durchweg als Witzfiguren. Das betrifft übrigens ebenso den albernen Country-Soundtrack, den David Hess höchstpersönlich verbockt hat. Als erster Rape & Revenge-Film seiner Art aus den USA hat „Last House On The Left“ allemal seinen Stellenwert, alleine schon, weil er selbst heute noch betrachtet, zweifelhaft und unbequem ein unbequemes Tabuthema angeht. Angesichts der Comedyeinlagen kann der Gesamteindruck nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser Low-Budgert-Streifen keine leichte Kost ist, zu ausgeklügelt funktioniert der Thrill, den Krug mit seiner Bande inszeniert. Ein kleiner Wermutstropfen ist das Rachefinale der Eltern, die so allerlei Murks in ihrem Haus präparieren, um die fiese Brut zu überlisten. Da kommt dann sogar noch die Kettensäge (im Off) zum Einsatz, glaubhaft ist das nicht mehr und diente wohl eher als Schocker zum ebenso fragwürdigen Thema Selbstjustiz. Das hätte, der Komplettheit halber, brutaler ausfallen können, dafür ist die ausgebreitete Gewalt hier nicht ganz so in der Schußlinie von Selbstzweck wie in „Ich Spuck Auf Dein Grab“ oder jüngst in „Irreversibel“. Die Atmosphäre ist durchwachsen, mal mit erniedrigenden, demütigenden Bosheiten, die die sonst sonnige Umgebung sofort verdunkeln, und mal wie in einer billigen Komödie. Machen wir uns nichts vor, auch wenn der Ruf diesem Debüt von Wes Craven vorauseilt wie ein Donnerhall, ist er nicht ein durchgehend düsteres Werk wie beispielsweise Tobe Hoopers „TCM“, der zwei Jahre später erschien. Sehenswert ist das bereits deutlich erkennbare Talent von Craven, der die Kamera gut benutzt, um die Intimität der gewalttätigen Auseinandersetzungen in Close-Ups zu visualisieren, der Zuschauer wird, den Opfern gleich, ohnmächtig in die Situation gepresst, wenn die Knackis wie schwanzgesteuerte Tiere über die Frauen Macht ausüben. Es verleiht gerade den Szenen, in denen sich David Hess, ähnlich wie später in "Der Schlitzer", mit seinem intensiven Spiel austobt, fast schon einen dokumentarischen Charakter. Die Nebenrollen sind auf üblichem Billigfilmniveau besetzt aber annehmbar dafür, dass es sich überwiegend um Filmneulinge handelte. Produziert wurde das Werk übrigens von keinem geringeren als Sean S. Cunningham (Freitag der 13.).

Fazit: Streitbarer Rape & Revenge Streifen, der durch das brachiale Durchbrechen einiger Tabus Filmgeschichte schrieb. Brutal allemal, in der Umsetzung genau so gelungen, wie fragwürdig. Nichts für zarte Gemüter. 7/10 Punkten

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