Review
von Leimbacher-Mario
Eckt an und weidet aus
"The Last House on the Left" hat alle berühmt-berüchtigten Titel inne, hat auf so gut wie jeder Verbotsliste gestanden (oder steht dort noch immer), hat weltweit einen Ruf weg, als ob der Film selbst ein paar Menschenleben auf dem Gewissen hätte... Videonastie, indiziert, verboten, verpöhnt, kassiert, kastriert... Wie hat sich Wes Cravens beeindruckendes und bedrückendes Regiedebüt gehalten? Nimmt der Skandal-Rape&Revenger einen immer noch mit? War David Hess je fieser? Und hat dieser Terrorbrocken vielleicht nicht nur das Bahnhofs- und Horrorkino mehr beeinflusst, als man ihm zugesteht?
So oder so: solche Dampfhammerdebüts gibt es selten bis nie. Wes Craven ging hier aufs Ganze und verschob die Grenzen von Gewalt, Perversität und bitterem Realismus ein ganzes Stück Richtung "Geht's noch???". Der ultraharte Thriller erzählt von zwei jungen Frauen, die sich auf den Weg zu einem Konzert machen. Auf dem Weg ignorieren sie die Radiomeldungen, dass eine Gruppe Mörder und Psychopathen im Gebiet um New York auf der Flucht ist. Und natürlich geraten sie in deren schmierige Hände als sie Drogen kaufen möchten und durchleben vor ihren Enden noch die Hölle auf Erden... doch selbst dann ist die höllische Geschichte um verlorene Unschuld und Moral, umfängliche Rache und Blutgeilheit noch lange nicht vorbei!
"Das letzte Haus links" ist wie ein Tritt in die Weichteile und schockierte damals so gut wie jeden, hat auch heute noch das Zeug dazu. Nicht unbedingt auf Grund seiner gezeigten Brutalität, die aber ebenso nicht ohne ist, sondern eher weil nur wenige Filme derart böse und hoffnungslos und unbequem sind. Das tut weh, da fällt das Hinsehen schwer, das Ruhigbleiben ebenso. Zartbesaitete schalten (trotz Abhärtungen durch "Scream", "Saw" und Co., die dagegen witzig und soft wirken) noch immer vorzeitig ab - das Ding hat keinen Humor und kein Augenzwinkern, keine Erlösung und keinen Spaß, keine Tricks oder Atempausen. Es kennt keine Farben außer Rot. Straighte Rohkost und Abschreckung. Spuckt, tritt und schlägt um sich, hat viele Messer, viele Drogen, wenig (positive) Menschlichkeit und gar kein Erbarmen. Danach hält man Abstand von Konzerten, von Drogen, von der kompletten linken Straßenseite. Auch nach all den Jahren: noch immer der Alptraum aller alleinreisenden Frauen! Danach war kein Stein mehr auf dem anderen. Egal ob man ihn hasste oder liebte. Wirkt nach. Das Remake gelang gut - doch das hier ist das schockierende Original.
Fazit: Wes Cravens Debüt ist noch immer einer der unangenhemsten Filme, die je gedreht wurden. Gnadenlos, brutal und längenlos, hinterlässt er Schock, Ekel und Sprachlosigkeit. Gemeiner, das Spiel verändernder Stich in den Unterleib!