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Zwei junge Frauen geraten in die Hände einer Verbrecherbande, von der sie gequält und schließlich getötet werden, doch ein Zufall führt die Peiniger in das Elternhaus einer der beiden Opfer, wo sie blutige Rache erwartet.

Das Horrorthrillerregiedebüt "Das letzte Haus links" von Wes Craven, der sich beim Schreiben des Drehbuchs von Ingmar Bergmans "Die Jungfrauenquelle" aus dem Jahre 1960 inspieren ließ, ist einer der Klassiker des "Rape & Revenge"-Subgenres, der viele Nachahmer nach sich zog und dem jüngst ein Remake zu Teil wurde.
Die Geschichte ist, wie bei dieser Art von Filmen üblich, sehr einfach gehalten: Eine junge Frau aus wohlbehütetem Hause möchte mit ihrer Freundin ein Konzert besuchen und beide geraten auf dem Weg dorthin in die Finger einer vierköpfigen Verbrecherbande, die die Mädchen quält, vergewaltigt und tötet. Nach einer Autopanne finden die Gauner dann Unterschlupf im, wie sich bald herausstellt, Haus einer der Getöteten und als deren Eltern herausbekommen, was die Besucher mit ihrer Tochter angestellt haben, kommt es zum blutigen Revengeshowdown.
Die schauspielerischen Leistungen von Sandra Cassell als Mari und Lucy Grantham als deren Freundin Phyllis sind äußerst glaubwürdig und man nimmt ihnen die Angst und Verzweiflung vollkommen ab, wobei ich besonders gelungen die Darstellung finde, in der Maris Widerstand bei der Vergewaltigung bricht und man förmlich sieht, wie sie sich in ihr Schicksal fügt und mit dem Leben abschließt. Auch die Darstellung der vierköpfigen Bande ist erschreckend echt, wobei David Hess als Kopf der Truppe schauspielerisch positiv hersticht und seine Rolle als Krug Stillo ist es wohl auch, an die man als erstes denkt, wenn man sich nach Jahren an den Film zurückerinnert. Leichte Abstriche muss man bei der Darbietung der Eltern machen, denn deren Übergang von Trauer zu Rache ist nicht gänzlich gelungen gespielt.
Bei der Umsetzung dieser ernsten Geschichte ging man ungewöhnliche Wege, denn immer wieder werden dramatische Szenen durch humorvolle Sequenzen abgelöst oder es kommt zu stimmungsferner Musikuntermalung. So wird bei der ersten Begegnung der beiden Frauen mit den Peinigern und den ersten Gewalttätigkeiten zu den Eltern gewechselt, die vergnüglich die Geburtstagsfeier ihrer Tochter vorbereiten und zwischen den Greuelszenen wird man Zeuge, wie die beiden Polizisten tolpatschig durch die Gegend flanieren und beispielsweise versuchen, mit einem Hühnerlaster mitzufahren, da deren Wagen liegen geblieben ist.
Die Musik stammt von David Hess und ist besonders in den Vergewaltigungs-, Fluchtversuch- und Tötungsszenen gegenteilig zu dem was man gerade sieht, denn anstatt Spannung oder Dramatik zu erzeugen, klimpern die Melodien mal fast schon idyllisch mal beschwingt vor sich hin, was dem grausamen Geschehen eine besondere Note verpasst.
Hinsichtlich der graphischen Gewaltdarstellung hält sich der Film entgegen seines Rufes zurück. So wird im Finale zwar unter anderem ein Penis abgebissen und eine Kettensäge kommt zum Einsatz, jedoch finden die blutigen Details im Off statt.

Insgesamt ist "Das letzte Haus links" ein ungewöhnlich inszenierter, kleiner schmuddeliger "Rape & Revenge"-Klassiker, dessen Sichtung zum Pflichtprogramm des Genrefreundes gehört.

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