Review

Als erstes muss ich sagen, dass ich den Film bisher nicht kannte, ihn nur
durch Zufall entdeckte und schwer begeistert bin.

"Leise weht der Wind des Todes" erzählt die Geschichte vom Ende einer Ära.
Im Film prallen 2 Welten aufeinander:
Die oft romantisierte Ära der Wild-West-Revolverhelden und der unaufhaltsame,
gnadenlose Fortschritt in Form des sadistischen Großfarmers Brandt Ruger
mit seinen modernen Scharfschützengewehren.

Zur Story muss man nicht mehr viel sagen:
Die Bande des Gesetzlosen Frank Calder entführen die Frau des Großfarmers Ruger. Dieser ist zur gleichen Zeit auf einem Jagdausflug unterwegs und nimmt kurzerhand mit einer Gruppe betuchter Freunde und bewaffnet mit modernen Jagdgewehren die Verfolgung auf.
Ruger sieht die Gesetzlosen dabei nicht mehr als menschliche Wesen, sondern als seine Beute. Während sich seine Mordlust immer mehr steigert, erkennen seine Freunde nach und nach den Wahnsinn der ganzen Jagd. Ruger's "Rettungsaktion" steigert sich in einen persönlichen kompromisslosen Rachefeldzug, bei dem das Interesse an seiner Frau, die sich in den Anführer der Banditen Frank Calder verliebt hat, schnell Nebensache wird und an dessen Ende letztendlich kein Sieger stehen kann.

Don Medford's Film gehört zu den härtesten Western, die ich bis jetzt
gesehen habe. Die Gewaltdarstellungen sind stellenweise extrem naturalistisch und erbarmungslos, so dass man sich an damalige Werke von Filmemachern wie Peckinpah, Arthur Penn (Bonny und Clyde), oder Robert Altman (Diebe wie wir) erinnert fühlt. Obwohl es sich um eine britische Produktion handelt sind deutliche Einflüsse des New Hollywood vorhanden. Mit gnadenlosem Naturalismus räumt auch dieser Film in seinem Verlauf mit verklärten Hollywood-Klishees auf. Schauspielerisch bis in die Nebenrollen top besetzt, besticht vorallem der grandiose Oliver Reed, dessen Blick einem mehr als einmal Schauer über den Rücken jagt.
Die Filmmusik des Italieners Riz Ortali ist sehr markant, ohne Kitsch, aber
mit dem Biss der Italowestern-Soundtracks der 60er und frühen 70er,
vergleichbar mit den Werken Ennio Morricone's.

Den Film als menschenverachtend zu bezeichnen, nur weil er eine kompromisslose Härte aufweist, ist meiner Meinung nach komplett falsch. Ganz im Gegenteil setzt sich der Film sehr kritisch mit dem Thema Waffen und Gewalt auseinander.
Die Gewaltdarstellungen und Todesszenen schmerzen den Zuschauer, da die
Sinnlosigkeit vergeudeter Menschenleben bewusst aufgezeigt wird. Ebendiese schonungslose Darstellung wurde dem Film bei seiner Premiere von vielen Kritikern als selbstzweckhaft angelastet, wodurch er völlig missverstanden unterging.

Fazit:
Erbarmungsloser, großer Anti-Western, der schockiert und zum Nachdenken anregt. In jeder Beziehung perfekt umgesetzt und zu Unrecht vergessen.

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