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Ach ja, endlich mal wieder ein Remake made in Hollywood. Dieses Mal hat es Robert Aldrichs („The Dirty Dozen“, „The Longest Yard“) starbesetzter Abenteuerklassiker „The Flight of the Phoenix“ erwischt. Am amerikanischen Boxoffice mit einem enttäuschenden Einspiel von 20 Millionen Dollar gefloppt, erfährt der Film drüben schon seine DVD-Auswertung, während man bei uns immer noch auf den bald anstehenden Kinostart wartet. Das Warten wird in diesem Fall jedoch nicht belohnt, denn an das Original kommt dieses seichte Remake nie heran.

Dominierten 1965 noch solche Namen wie James Stewart („Rear Window“, „Vertigo), Richard Attenborough („The Great Escape“, „Jurassic Park“), Hardy Krüger („Hatari!“, „The Wild Geese“) und Ernest Borgnine („Convoy“, „Escape from New York“) das Geschehen, so hat man es jetzt mit Hollywoods zweiter Garde zu tun.
Allein Dennis Quaid („Any Given Sunday”, „Savior”), der dieses Jahr mit „The Day after Tomorrow“ endlich wieder Blockbusterqualitäten zeigte, vermag hier als an sich selbst zweifelnder, in die von ihm ungeliebte Rolle des Anführers gedrängter Captain Frank Towns schauspielerische Akzente setzen.
Die beiden Musiker und Möchtegernschauspieler Tyrese („2 Fast 2 Furious“) und Kirk Jones alias Sticky Fingaz („In Too Deep“, „Ride or Die“) sind Totalausfälle, die entweder zwischen grimmiger Motherfucker und „Jetzt packen wir aber alle an“ – Motivationschirurgen umschalten oder ihren gestählten, schwitzenden Oberkörper der Kamera präsentieren, während Giovanni Ribisi („Gone in Sixty Seconds“, „Sky Captain and the World of Tomorrow“) als zunächst schüchterner und undurchsichtiger Flugzeugkonstrukteur Elliott chronisch unterfordert bleibt. Miranda Otto (bekannt als Eowyn aus „The Lord of the Rings“) muss die renitente, ehrgeizige gute Seele geben, Tony Curran („The 13th Warrior“, „Blade II“) und Jacob Vargas („Traffic“) sind die konturlosen Mitflieger und der Brite Hugh Laurie („Stuart Little 2“) das hochnäsige, eitle, sich für wichtig haltende Arschloch.

So formelhaft wie diese Truppe zusammengestellt wurde, läuft auch der ganze Film ab. Regisseur John Moore, der sich nun schon bei „Behind Enemy Lines“ nicht mit Ruhm bekleckerte und auch hier wieder zeigt, dass er nicht mehr als ein mindertalentierter Auftragsregisseur ist, inszeniert „The Flight of the Phoenix“ wie einen Abenteuerurlaub. Ohne sich lange an einer Einleitung aufzuhalten, lässt er Towns mitten in der Wüste Gobi die erfolglos nach Öl suchende Kelly (Otto) mitsamt Equipment und Team verladen, um völlig überladen in einem gewaltigen Sandsturm abzuschmieren. Zig Meilen ab vom Kurs, vermutlich in chinesischen Hoheitsgebiet und ohne ein Mayday abgesandt zu haben, sitzen sie auf, bei Rationierung für höchstens einen Monat reichenden, Nahrungsmitteln und warten auf den Tod, bis Elliott die zündende Idee hat und aus den Resten des alten Flugzeugs ein neues gebaut wird.

Leider besitzt Moore nicht ansatzweise die Fähigkeiten, um so eine Extremsituation spannend und packend zu erzählen. Deshalb versucht er das ganz offensichtlich mit optischen Spielereien zu kaschieren. Immer wird in Hochglanzlook um das glänzende Wrack mit der Kamera gefahren und Richtung aufgehende oder untergehende Sonne geblickt. Wunderschöne Wüstenaufnahmen werden eingefangen und Pläne geschmiedet, wie man dem aus dem Malheur herauskommt. Wenn es zu eintönig wird, passieren halt mal explosive Unfälle, Unwetter ziehen auf oder niederträchtige Nomaden schauen vorbei – alles im Dienste der flachen Unterhaltung.

Weder entwickeln sich hier die Charaktere, noch scheinen sie in dieser Extremsituation wirklich an ihre Grenzen zu gehen. Moore spielt hier unter anderem Outkasts „Hey Ya“ und lässt das Szenario aussehen, als wäre das Ganze ein Vergnügungstrip. Reibereien innerhalb der Gruppe halten sich bis zum Schluss genauso in Grenzen, wie das Gefühl hier um ihr Leben kämpfende Menschen zu sehen. Zu visuell verliebt und auf einfache Unterhaltungsmittel konzentrierend kommt „The Flight of the Phoenix“ daher. Packende, hitzige, durstige Abenteuerkost sieht definitiv anders aus. Streitereien um die knapper werdenden Vorräte verkommen hier schnell zur Nebensache. Ist ja auch viel wichtiger zu zeigen, wie ein Mitglied in Superzeitlupe von einem Schuss getroffen wird und stirbt oder bedeutende Aussagen, vor allem zu Beginn, mit jeder Menge Verfremdungseffekte dem Zuschauer im Zeitraffer näher zu bringen.

Das optische Highlight sollte wohl der Absturz im Sandsturm sein, doch der seelenlose CGI-Terrorismus geht mit seinem Pseudo-Gigantismus der Marke „The Day After Tomorrow“ fürchterlich nach hinten los. Auch weil die Diskrepanz zwischen Außenaufnahmen (CGI) und Cockpit extrem groß ist und deswegen kaum mitgefiebert wird.

Nicht alles an „The Flight of the Phoenix“ ist schlecht. Er hat durchaus seine Szenen. Wenn Elliott urplötzlich einen schwer verletzten Nomaden erschießt und auf die knappen Wasservorräte verweist, springt der Film urplötzlich auf das dramatische Niveau, auf dem ich ihn gern während der gesamten 106 Minuten gesehen hätte. Auch die finale Startsequenz mit nur fünf möglichen Starts ist von Moore überraschend spannend inszenierter Nervenkitzel.
Doch die Oberflächlichkeit dominiert ganz eindeutig in diesem ganz auf möglichst einfach konsumierende Unterhaltung ausgelegten Film.

Schlussendlich lässt sich konstatieren, dass hier einmal mehr ein völlig unnötiges Remake aus dem Boden gestampft wurde, das hinten und vorn nicht an das Original heranreicht. Das fängt bei den schwachen schauspielerischen Leistungen an, geht über die fehlende Dramaturgie und mündet in der schicken, aber kaum atmosphärischen Inszenierung. Ich will bei einem Überlebenskampf in der Wüste nicht ständig wunderschöne Aufnahmen der Wüste, schwitzende Oberkörper oder Auseinandersetzungen mit Nomaden zu sehen. Das ist zu billig und zu einfach. Die wirklichen Herausforderungen sind in der Ausgangslage zu finden. So eine Extremsituation geht schließlich an die Nieren, an die Grenzen der Psyche, soll Verzweiflung wie Hoffnung rüberbringen und meinetwegen auch Konflikte innerhalb der Gruppe heraufbeschwören oder eskaliseren lassen, die final dann zu einem eisernen Zusammenhalt führen. Doch davon ist hier, wenn überhaupt, nur etwas in Ansätzen zu sehen.


Fazit:
Überflüssiges Remake made in Hollywood, das zwar über einen guten Dennis Quaid und eine schicke Optik verfügt, ansonsten aber alles vermissen lässt, was so einen Überlebenskampf in der Wüste eigentlich ausmachen sollte. Schwache Darstellerleistungen, eine Regie, die mit ihrer Fokussierung einfachster Unterhaltungsmittel ihre Inkompetenz zu kaschieren versucht und ein völlig unpassender Score, der mehr gute Laune fabriziert, als der Situation gut tut, führen „The Flight of the Phoenix“ zum unteren Durchschnitt.

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