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Mit harter Hand führt Bex seine Hooligan-Truppe. Wer aus der Spur läuft, macht das nur einmal, und auch der Nachwuchs lernt die Regeln schnell. Neuerdings hat Bex einen Traum: Zur kommenden Fußball-Europameisterschaft in Deutschland will er die rivalisierenden Truppen der verschiedenen Vereine zu einer einzigen schlagkräftigen Firma zusammenschmieden - natürlich unter seiner Führung. Und dann geht's rüber zum Kontinent, wo allein schon 4.000 Gegner aus Holland in den Startlöchern sitzen. Das wird eine einzige geile, brutale Gewalt-Party! Vorher muss aber zuhause die Position des "Top Boy" mit brutaler Entschlossenheit beansprucht werden ...


Im Jahre 2009 erschien mit dem Film "3. Halbzeit" das Remake zu dem hier vorliegenden Klassiker der Hooligan-Thematik. Der 1988 unter der Regie von Alan Clarke entstandene Film wird nicht selten als Non plus Ultra genannt, wenn es um Werke geht die sich mit dieser immer brisanten Thematik beschäftigen. Nun gibt es sicherlich etliche Vertreter dieser Sparte, die rein visuell gesehen weitaus mehr explizite Gewaltdarstellungen zu bieten haben, doch darf dies nicht allein ausschlaggebend für die Qualität und Klasse eines Filmes sein. "The Firm" lebt hauptsächlich von seinem Haupt-Charakter Bex, der hier von einem jungen Gary Oldman absolut brilliant dargestellt wird und dem Szenario ganz eindeutig seinen persönlichen Stempel aufdrückt. Nahezu perfekt bringt Oldman dem Zuschauer den fanatischen Charakter eines Mannes rüber, der unbedingt alle Hooligan-Gruppen vereinigen will, um danach bei der Fußball-EM 1988 in Deutschland einzufallen. Natürlich soll dies unter seiner Führung geschehen, doch sorgt dieses Ansinnen bei den anderen Gruppierungen nicht unbedingt für Zustimmung. Der daraufhin Kampf untereinander soll eine Entscheidung bringen, endet jedoch am Ende mehr als tragisch und verleiht dem Geschehen in der Schluß-Sequenz eine schon fast makabere Note.

Clarke ist es hier hervorragend gelungen, bei einer Spielzeit von gerade einmal knapp 66 Minuten einen tiefen Einblick in den sozialen Hintergrund der Hooligan-Bewegung zu präsentieren, handelt es sich doch um Männer, die im Prinzip alle einem geregelten Job nachgehen und in der Gesellschaft anerkannt sind. Die Hauptfigur ist beispielsweise verheiratet und hat zudem noch ein kleines Kind. Auch optisch gesehen treten hier keineswegs glatzköpfige Schläger auf, sondern vielmehr gut gekleidete Personen, in denen man im ersten Augenblick niemals einen Hooligan sehen würde. So arbeitet Clarke hier nicht mit so oft verwendeten Klischees, sondern schockt den Zuschauer zur damaligen Zeit regelrecht mit dem Aspekt, das die üblen Randalierer keinesfalls eine optisch sofort zu erkennende Randgruppe sind, sondern das es sich um jeden unter uns handeln könnte. Dadurch entsteht irgendwie der Eindruck des Wolfes im Schafspelz, was die Sache noch sehr viel interessanter macht. Doch auch unter den Schlägern gibt es kritische Stimmen, denn nicht jeder ist mit dem Verhalten von Bex einverstanden, der seine Macht durch eine wahre Schreckensherrschaft erlangt hat.

Wer nicht mitziehen will wird eingeschüchtert und bedroht, wobei gerade dieser Aspekt in einigen Szenen eindrucksvoll-und intensiv herausgearbeitet wird. Auch der immer stärker ansteigende Fanatismus wird excellent zum Zuschauer transportiert, wobei man logischerweise wieder beim herausragenden Schauspiel von Gary Oldman angelangt ist. Seine ausdrucksstarke Performance ist der absolute Höhepunkt der Geschichte, er wirkt in jeder einzelnen Einstellung extrem authentisch und trägt Sorge dafür, das einem in diversen Passagen eine gepflegte Gänsehaut über den Rücken jagt. Teilweise ertappt man sich selbst dabei, das ein Gefühl der Einschüchterung entsteht, denn Oldman's Interpretation des Anführers ist so dermaßen dominant, das einfach keine Widerworte möglich erscheinen. Das merkt man zwangsläufig auch seinen "Untergebenen" an, die aus Angst fast alles machen was ihnen gesagt wird. So begibt man sich selbst in die hoffnungslosesten Situationen und muss körperliche Schmerzen über sich ergehen lassen. Das alles erscheint als kleineres Übel, denn mit Bex möchte sich nun wirklich keiner anlegen.

Trotz seiner verhältnismäßig kurzen Laufzeit bietet "The Firm" einen absolut erstklassigen-und tiefen Einblick in die Szene der Hooligans und beleuchtet dabei ebenso den sozialen Hintergrund wie auch den puren Fanatismus, der erwachsene Männer dazu antreibt, sich gegenseitig körperliche Schmerzen zuzufügen. Selbst die eigene Familie gerät dabei in den Hintergrund, wenn es darum geht die wahren Machtverhältnisse abzustecken. Das die Ereignisse dabei mit einem tödlichen-und äußerst dramatischen Showdown aufwarten, ist letztendlich nur eine vollkommen logische Folge der Ereignisse. Alan Clarke hat hier ein wirklich beeindruckendes Mahnmal geschaffen, an dem sich folgende Vertreter der Materie orientiert haben. War schon das Remake "3. Halbzeit" ein imponierender Film, so ist dieses Original noch einmal eine Stufe höher anzusiedeln.


Fazit:


Ein herausragender Gary Oldman und eine faszinierend umgesetzte Geschichte verleihen diesem Film eine unglaubliche Faszination. Die Intensität des Szenarios ist trotz relativ weniger expliziter Gewaltdarstellungen extrem hoch und lässt einen phasenweise richtiggehend erschauern. Wer Filme mit der vorliegenden Thematik mag, sollte sich diesen Klassiker keinesfalls entgehen lassen, der einem spürbar unter die Haut geht.


9/10

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