Alles an „Pay it forward“ (der deutsche Titel ist Schrott hoch drei) schreit danach: hallo...hier...ich bin der nächste Anwärter für die kommende Oscarverleihung. Ich habe drei dicke Stars an Bord, alle oscarprämiert oder nominiert in kontroversen Rollen und eine Story rund um eine interessante Idee in punkto Nächstenliebe!
Das ging leider derbst in die Hose, denn selten wurde in einem Film so dick aufgetragen und so weit am Thema vorbeigeschossen.
Was wirklich interessant ist, ist die Idee an sich: man tut etwas für drei andere Personen, etwas Schweres, daß selbige nicht allein schaffen können, alles ohne Gegenleistung und die müssen das dann „weitergeben“. So soll ein Schneeballprinzip alle Mitmenschen glücklicher machen. Im Prolog mag das noch ganz reizvoll sein (einem Reporter wird ein Jaguar geschenkt, als sein Wagen demoliert wird), dann aber verliert der Film die Idee zunehmend aus dem Auge.
Es wird zurückgeblendet, wie es zu diesem Prozeß kam: eine Jahresaufgabe an einer Grundschule durch den neuen, von starken Brandnarben verzierten, Sozialkundelehrer (Spacey) führt zu der bahnbrechenden Idee durch den Sohn (Osment) einer Casinobedienung (Hunt).
Leider konzentriert sich der Film dann auf das brüchige, von vielen Lebensnarben geprägte Band, das sich zwischen Lehrer und Mutter entwickelt. Beidseitig arbeiten sich Hunt und Spacey wahrhaft den Allerwertesten ab, auch wenn Spacey streckenweise nur Standard liefern muß und die under-middle-class-near-to-white-trash-Frau Helen Hunt auch schon einen Oscar einbrachte (Besser geht’s nicht). Leider wirkt die Inszenierung aber so uneben wie eine Offroad-Strecke, da tummeln sich die Klischees, die Annäherungen, persönlichen und seelischen Wunden (Hunt ist auch noch Alkoholikerin), die Zerwürfnisse. Zwischendurch blendet man immer mal wieder Jay Mohr als den Reporter aus dem Prolog ein, der sich langsam die Kette zurück zum Glücksbringer, damit man nicht aus den Augen verliert, weswegen man eigentlich den Film schauen wollte.
Haley J. Osment, der da noch in der „Sixth Sense“-Euphorie schwamm, ist zwar wieder akut weinerlich-verzweifelt dabei, aber mehr kann aus ihm hier noch nicht rausgeholt werden.
Spacey hat eine herzerreißende Szene, in der er die Herkunft seiner Narben schildert, aber Hunt ist deutlich überfordert, obwohl man sie gut (=schlecht) herausgeputzt hat.
Doch allenthalben spürt man die Bemühungen um Ernsthaftigkeit, Wahrhaftigkeit und Tiefe, hier soll großes Drama produziert werden und weil man es spürt, wirkt es so penetrant und aufgesetzt, eine Verschwendung sondergleichen.
Gänzlich problematisch wird’s dann am Schluß, als das Geschehen vollkommen unforciert auch noch in Tragik abdriftet. Das ergibt eine der klebrigsten und aufgesetztesten Schlußszenen aller Zeiten, die nicht nur so eine Art modernen Quasi-Messias generiert, sondern deren Sirupfaktor alle Grenzen überwindet.
„Pay it forward“ ging nach gutem Start an der Kasse schnell komplett unter und man muß es wohl dem Publikum honorieren, daß es diese Berechnung aus dem Hause Hollywood mit Ablehnung quittierte. (3/10)