Jennifer Garner bekommt mit dieser aus dem "Daredevil"-Universum bzw. -Kinofilm entlehnten Figur die Möglichkeit mit ihrem eigenen Film als Action-Darstellerin zu überzeugen - und sie erfüllt durchaus die Erwartungen, die mit der TV-Serie "Alias" geschürt wurden. Nach Geena Davis hat keine Schauspielerin eine ansehnlichere Amazone abgeben, umso schmerzvoller ist es mitanzusehen, wie die Gute in dieser uninspirierten Comic-Verfilmung verheizt wird, in die Auftragskillerin Elektra einen alleinerziehenden Vater und seine Tochter vor allerlei Bosheiten beschützt.
Es ist schon bemerkenswert, mit welcher Einfallslosigkeit seit "Catwoman" Comic-Drehbücher geschrieben werden - als wenn mit bunten Kostümen und den üblichen Stereotypen die Arbeit schon getan wäre. "Elektra" ist also Fliessband-Ware auf Direct-to-DVD-Niveau. Das spartanische Budget offenbart sich in den launigen CGI-Effekten (...abgemurkste Badguys werden nicht "Blade"-like zerbröselt - sie verpuffen einfach...und diese Photoshop-Blendenflecke gehören ein für allemal verboten!) sowie einer ungewöhnlich unspektakulären Kampf-Choreographie. Die Regie versucht es mit einer düsteren Kamera-Arbeit und einer schnellen Montage zu kaschieren, es gelingt ihr jedoch nur selten - wie z.B. in der Fight-Szene mit den herumfliegenen Tüchern. Das hat'n netten Asia-Touch, kommt aber natürlich nicht mal ansatzweise in die Regionen eines "Hero".
"Elektra" bleibt bei allem Wohlwollen bezüglich der Figur, der Darstellerin und dem Umgang mit den beschränkten Möglichkeiten enttäuschend. Das wird in den wenigen Momenten deutlich, in denen man nicht meint irgendwelche Kuriositäten aus dem Comic-Film-Kabinett auffahren zu müssen, sondern sich auf den realistischen Aspekt von "Elektra" beschränkt. Wenn Garner die mehr oder weniger alltäglichen Neurosen einer Killerin ausspielen darf, bekommt sie bemerkenswerte Anleihen an den filmtypisch überhöhten Mythos dieses Berufsstandes und man erkennt in ihr die legitime Besetzung der Mathilda-Figur eines möglichen "Léon"-Nachfolgers.
Weniger wäre bei "Elektra" mehr gewesen. Weniger Show, weniger "Comic" im Sinne von "Cartoon"...vielleicht sogar weniger Budget, um einfach mehr Kreativität und Bodenständigkeit zu erzwingen...
"Elektra"-Fans kommen an der DVD trotzdem schwerlich vorbei. Im Bonus-Menü versteckt sich eine fast einstündige "Elektra"-Comic-Retrospektive, in der natürlich u.a. Frank Miller und Illustrator-Gott Bill Sienkiewicz ausführlich zu Wort kommen.