"Elektra" gehört zu jenen Filmen, von denen man mehr erwartet hatte, als man geboten bekam. Der "Daredevil"-Spin-Off verlässt sich zu sehr auf das Charisma von Hauptdarstellerin Jennifer Garner (Alias) und bietet zwar optisch ordentliche, aber nicht effektive, Action. Besser als eine "Catwoman" ist "Elektra" aber auf jeden Fall.
Elektra (Jennifer Garner) ist eine eiskalte Profikillerin. Als sie jedoch herausfindet, dass ihre nächsten Opfer, der Witwer Mark Miller (Goran Visnjic) und dessen Tochter Abby (Kirsten Prout) von dem mächtigen Kirigi (Will Yun Lee) und dessen mysteriösem Geheimbund gejagt werden, erkennt Elektra ihre wahre Bestimmung und stellt sich dem Kampf...
Wie gesagt, ist Jennifer Garner eindeutig das Zugpferd dieses Films, weshalb den anderen Charakteren nicht allzu viel Platz eingeräumt wird. Leider fightet Garner hier nicht mehr in ihrem sexy "Daredevil"-Outfit, sondern kleidet sich hier eher nach der Comic-Vorlage. Zwar wird Elektras Charakter nur stellenweise vertieft, aber Garner bringt diese Szenen passable rüber. Jedoch wird hier nicht auf Charakterdarstellung gesetzt, stattdessen auf Elektras kämpferischen Fähigkeiten. Ihr Gegner wird von Will Yun Lee (007 - Stirb an einem anderen Tag) dargestellt, der auch größtenteils nur in Kampfeinlagen glänzen kann. Ansonsten bekommt man von ihm kaum was geboten. Natassia Malthe (Devil's Highway) hat als Leben aussaugende Typhoid eine gewisse Aura, die sie allerdings nur stellenweise ausnutzt. Eine verschwendete Figur. Wie so viele Darsteller unterhalb der 15 nervt auch Kirsten Prout (Santas Weihnachtswunsch) in ihrer Rolle als "Schatz". Ihre Kampfeinlagen nimmt man ihr eh nicht ab. Da waren wohl Drahtseile und Stuntfrauen im Einsatz gewesen. Goran Visnjic (Spartacus) wirkt blass und fällt auch nicht allzu sehr auf. Terence Stamp (Star Wars: Episode 1 - Die dunkle Bedrohung) und Cary-Hiroyuki Tagawa (Mortal Kombat) hocken bzw. stehen meistens nur in der Gegend rum und klopfen pseudokluge Sprüche. In der Eröffnungsszene ist dann noch Jason Isaacs (Der Patriot) als Elektras Zielobjekt zu sehen.
Hatte Regisseur Rob Bowman (Akte X - Der Film) mit "Die Herrschaft des Feuers" noch einen ansatzweise ordentlichen Endzeit-Actioner hervorgezaubert, so setzt er "Elektra" mehr oder weniger uninspiriert und irgendwie lustlos in Szene. Die Kämpfe sind zwar schön anzusehen, mehr aber auch nicht. Hier fehlt die Härte von "Daredevil" und ein Gegner wie Colin Farrells Bullseye, der Elektra nicht nur gewachsen, sondern auch überlegen war. Die lokalen Gegner werden hier einfach zu schnell und ideenlos abserviert. Besagte Gegner sehen dann auch wie eine dunkle Alternative der X-Men aus. Die Spannung hält sich ebenso in Grenzen, da die Story im Prinzip nur von einer Kriegerin handelt, die von einem Kampf zum nächsten hetzt. Weder wird auf Elektras Vergangenheit genauer eingegangen, noch bleibt man über die Hintergründe, Motivationen und wahren Ziele von "Der Hand" im Dunkeln gelassen. Aus dem Charakter sowie der Comicvorlage selbst hätte man eine Menge machen können. Ich will jetzt nicht behaupten, dass Rob Bowman ein schlechter Regisseur ist, doch für "Elektra" hätte man auch einen finden können, der in Sachen Comicverfilmungen mehr Erfahrungen hat. Stephen Norrington (Blade) wäre hier z.B. eine gute Wahl gewesen, obwohl er mit "Die Liga der außergewöhnlichen Gentleman" genauso baden ging wie hier Bowman. Im Notfall hätte es auch Paul Anderson (Resident Evil) getan, der aber wahrscheinlich, was weiß der Geier, mit einer weiteren Konsolenspielverfilmung beschäftigt war. Erotik ist durch Elektras knappe Outfits zwar durchaus vorhanden, doch kommt sie nicht übermäßig vor. Man muss ja auch an die pupertären Kinogänger denken. Denn das schien bei "Elektra" der oberste Befehl seitens des Studios gewesen sein. Darum wurde die Action auch nicht so hart und düster inszeniert, dass der Film eine Freigabe ab 16 bekommen hätte. Besser wärs aber gewesen. Genau wie die "Tomb Raider"-Filme wurde auch "Elektra" kindergerecht in Szene gesetzt und verärgert so die Fans härterer Actionkost. Wenn es wenigstens eine etwas brutalere Fassungen auf DVD geben würde, wie das bei "King Arthur" und "Daredevil" der Fall war. Doch das kann man wohl auch vergessen. Humor ist nur teilweise vorhanden und Stellen, wie Elektras Meditations-Szene mit Abby wirken allzu aufgesetzt, schmälern das Vergnügen aber kaum.
Alles in allem kann "Elektra" mit einer optisch reizenden Hauptdarstellerin sowie Action punkten, den Rest kann man aber vergessen. Denn Garner und ihre Kämpfe retten den Film vor dem kompletten Untergang. Dafür ist "Elektra" ein Paradebeispiel dafür, dass Hollywoods Studiobosse mehr an Bares als an die Interessen der Zuschauer interessiert sind. Auch wenn das Werk nur Durchschnitt ist, Hauptsache die Kasse stimmt. Mit dem schnellen Geld durch "Elektra" ist aber dann auch nichts geworden, da der Film in den Kinos floppte. Schade, um so einen tollen Comic-Charakter.