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Es ist nichts Neues, dass Hollywood so langsam die Marvel-Helden ausgehen, weshalb man nun wie im Fall von „Catwoman“ auf Nebencharaktere oder wie im hier vorliegenden Fall von „Elektra“ auf unbekanntere Comics zurückgreift. Schon kurz nach ihrem Tod in „Daredevil“ (2003) kursierten Gerüchte, dass der tragische Charakter sein Soloprojekt erhalten soll.
Trotz der bekannten Produzentenriege um Marvels Urgesteine Stan Lee und Avi Arad stellt sich „Elektra“ nun aber als eine der schlechtesten Adaptionen der jüngeren Filmgeschichte heraus und floppte demzufolge auch zurecht in den USA.

Enttäuschend ist vor allem das Drehbuch, welches das Autorenteam um Zak Penn („X2“, „Suspect Zero“) hier zusammengewerkelt hat. „Elektra“ ist zu überladen und schafft nie den Spagat zwischen Comichintergrund, Figurenetablierung und einfacher Unterhaltung. Dabei vermittelt das den ultimativen Kampf zwischen Gut und Böse ankündigende Intro gar monumentale Unterhaltung. Davon ist im Film nur noch wenig übrig.

Leider gehört Rob Bowman („The X Files“, „Reign of Fire”) zu den Regisseuren, die überhaupt kein Gefühl für diesen phantastischen Stoff haben, weswegen „Elektra” sehr emotionslos und kalt daherkommt.
Anschließen tut der Film genau dort, wo „Daredevil“ aufgehört hat – mit dem Tod von Elektra. Die von Meister Stick (uncharismatisch und nah an einer Parodie: Terence Stamp, „The Real McCoy“, „Red Planet”) wiedererweckte Kämpferin verdingt sich nun als Auftragskillerin im Dienste der Verbrecherorganisation „Die Hand“.

Wer hier infolge Elektra total bekommen möchte wird bestens bedient, nur leider ist das wenig unterhaltsam, wenn sich ein Film eigentlich nur um seine Titelgeberin kümmert – noch dazu wenn er sich jedes Mal mit Rückblicken in die Vergangenheit selbst ausbremst. Elektra (Jennifer Garner, „Dude, Where's My Car?“, „13 Going On 30“) ist hier ein sehr einsamer, von ihrem Mentor aufgrund ihres Hasses ausgestoßener Charakter, der, ohne Ziel im Leben, nach sich selbst sucht und das am besten tut, was sie am besten kann: Töten. Der Job ist zumindest lukrativ, auch wenn sie sich nichts daraus macht, was ihr Agent McCabe (Colin Cunningham), der mich ständig an Lara Crofts Butler erinnerte, stets bemängelt.

Auf ihren nächsten Auftrag wartend, freundet sie sich in einer abgelegenen Bucht mit ihrem Nachbarn Mark Miller („ER“ - Doc Goran Visnjic, „Doctor Sleep“, „Spartacus“) und dessen Tochter Abby (Kirsten Prout) an. Die laden die kontaktscheue Frau zu Weihnachten ein. Am nächsten Tag trudeln die Informationen ein: Ausgerechnet Mark und Abby sollen ermordet werden. Elektras Gewissen verbietet ihr schließlich diese Liquidierung, weshalb sie sich auf ihre Seite schlägt und vor den Zugriffen diverser Handlanger und Killerkommandos schützt.

Es mutet schon reichlich seltsam an, wenn ein Geheimorden ein kleines Haus mitten in der Stadt auf einem Hochhaus bewohnt oder Stick in einem Billardclub anzutreffen ist. Doch solche Kuriositäten sollten in einer Fantasywelt weniger Anlass zur Kritik finden. Viel wichtiger ist da die Inszenierung und die schleppt sich leider.

Die Essenz der meisten Comicverfilmungen waren stets immer die Charaktere und die Action. Von letzter gibt es leider erstens wenig und zweitens ist sie dann stets schlecht gemacht. Die einfallslose Fight-Choreographie taugt leider gar nichts, leidet unter viel zu schnellen Schnitten und fehlender Attraktivität. Die Bullettime-Spielereien sind inzwischen ebenfalls wieder außer Mode, aber Bowman meint sie halt noch mal bringen zu müssen. Beim Kampf gegen ein Ninja-Assassin-Team gibt es daher schon mal ein dickes Minus. Viel besser sieht es bei den Konfrontationen mit den exotischen, aber ausstrahlungsarmen Gegnern aber auch nicht aus.

Während Cary-Hiroyuki Tagawa („Rising Sun”, „Mortal Kombat”) als böser Obermotz gnadenlos verheizt wird, darf das mit einer Haut aus Stahl gesegnete Ungetüm Stone (K 1-Fighter Bob Sapp) sich nahezu direkt nach seinem ersten Auftritt wieder aus der Handlung begeben. Typhoid (Model Natassia Malthe) kann als alles verwelken lassende schwarze Witwe zumindest ein paar bedrohliche Sekunden für sich verbuchen kann. Richtig peinlich sind aber der seine Tiertattoos aus seinem Körper extrahierende und lenkende Tattoo (Chris Ackerman) und Will Yun Lee („Die Another Day“, „Torque“) als Elektras Erzfeind Kirigi. Bei dieser illustren Schar mit all ihren Fähigkeiten kommt einfach nichts bei rum. Kein Vergleich zu beispielsweise solch erbaulichen Gegnern wie Magnetos Mutantenbande in „X-Men“. Selbst der eigenartig anmutende Endkampf ist schlicht und einfach ärgerlich unspektakulär, langweilig und schwach inszeniert.

Wenn hier noch jemand die Kohle aus dem Feuer holen kann, dann ist das Jennifer Garner, sie dich redlich müht ihren Charakter glaubwürdig darzustellen und nebenher noch sündhaft gut aussieht. Stil, Eleganz, Charisma – sie bringt von „Alias“ alles mit. Wenn man aber so von Drehbuch und Regisseur verlassen wird und sich in Wirework-Kämpfereien aufreiben muss, steht man jedoch auf verlorenen Posten. Schade eigentlich...

Alles nicht so schlimm, wenn „Elektra“ denn zumindest mit ein wenig spaßige Unterhaltung bedienen würde. Doch selbst die wird dem Publikum verweigert, denn der Film nimmt sich nun mal leider todernst. Hinzu gesellen sich dann einige unerklärliche dumme Verhaltensweisen (Glaubt Elektra etwas am Ende wirklich, dass wäre keine Falle?) und wirre Locationwechsel (Wald? Kloster? Irrgarten? Wie nu?)


Fazit:
„Elektra“ gehört ganz eindeutig zu den schwächsten Comicadaptionen. Die Bemühung hier alle Facetten der Titelheldin unterzubringen, ist zwar ehrenhaft, letztlich jedoch zum Scheitern verurteilt. Zu uninteressant und zäh und eigentlich auch schon zu oft da gewesen ist ihre Geschichte. Dafür werden dann alle weiteren Charaktere (die Beziehung zwischen Abby und Elektra bleibt unausgegoren) und „Die Hand“ vernachlässigt. Leblos plätschert der Film ohne eigene Ideen, Esprit und bitter notwendiges selbstironisches Augenzwinkern vor sich hin. Die Action ist selten und mau und der Plot vorhersehbar. Irgendwann möchte man halt nicht nur mit einer tragischen Figur konfrontiert, sondern auch mal unterhalten werden. Keinesfalls elektrisierendes Abenteuer... Daran wird auch der möglicherweise später folgende R-Rating-Cut nichts mehr ändern können.

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