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Leser dieser Zeilen, Du bist einer dieser Leute die bei Unfällen Schritttempo fahren, sensationslüstern, gierig nach dem Schäbigsten. Es sei denn Du bist OFDB Admin und quasi verpflichtet diesen Text zu lesen; der Rest von Euch ist wie ich: angelockt durch Provokation, aus auf filmische Extreme. Und ja - man wird nicht enttäuscht, wer “Spaß” an den Filmen von Andreas Bethmann hat der kommt hier sicher auch auf seine Kosten, richtet sich die extreme Gewalt doch vor allem gegen Frauen. Der Film hatte es schwer, er wollte es schwer haben. Angeblich dutzend Male verweigerten Cutter den Film zu schneiden, veröffentlichen will ihn augenscheinlich auch keiner. Jeder spricht von ihn, Allegorien zu “American Psycho” werden aufgetan, der Film scheint “was zu haben”. Naja, WAS er hat - das ist mehr als Geschmackssache.

Zur “Geschichte” - Geschichte, ein Lieblingsthema des Hauptprotagonisten. Vorwiegend die deutsche interessiert ihn: 3tes Reich, Hitler, Ausrottung von Minderheiten. Er selber blond, blauäugig, (blöd) - ein echter Arier eben der seine Wohnung mit Reichsflaggen schmückt, gespannt Reden des Führers lauscht und extremen HASS schiebt. Auf Frauen, ausgelöst durch ein Kindheitstrauma. So zerstückelt er schon in jungen Jahren Puppen, seine Bilder vorwiegend mit dem roten Stift gemalt. Soso, nun als erwachsener Mann lebt er seinen Hass gegen echte Frauen aus, erklärt die monatliche Regel der Frau als Rache des Lebens dafür, das sie den Rest des Monats die Männer bluten lassen. Das erklärt er so der Tochter seiner “Freundin”, deren Beziehung bleibt aber so gut wie alles extrem oberflächlich. Tief gehend wird es hauptsächlich bei den sadistischen Morden die sich neben dem Hanteltraining und Auto fahren als Hauptaspekte des Films erweisen.

Denn viel kann der Film nicht, viel passiert nicht. Der Typ stemmt Gewichte, düst mit seinem Auto durch die Stadt, gabelt Nutten auf, fickt sie, schlägt sie, tötet sie - nicht unbedingt immer in dieser Reihenfolge, was zu manch harscher Situation führt. So sind atmosphärisch die Szenen in seinem “Hobbykeller” am dichtesten. Der Raum in all seiner derben Dreckigkeit wird extrem gut eingefangen: blutverspritzte Wände, Körperteile verstreut, Zähne liegen rum und so was. Durch den düsteren Look des Films und der klinisch-kalten Beleuchtung (sehr viel blaue Ausleuchtung) kommt hier echte Bedrohlichkeit auf, die Vergewaltigungen und Morde kommen schon sehr extrem rüber, wenn auch auf echte Splatter-Szenen vergebens gewartet wird. Mal die Kehle durchgeschnitten, oft werden die Frauen vom übelsten zusammengeschlagen so das ihre einst schönen Gesichter nur noch Brei sind. Dagegen sind die Szenen aus “Ichi the Killer” noch harmlos gegen, das Make-Up ist hier extrem gut gelungen. Obwohl oft auch weggeblendet wird oder einfach “nur” minutenlang schreiende, gequälte Frauen gezeigt werden - hart kommt es schon rüber, hier bekommt der Zuschauer schon seine niederen Instinkte befriedigt. “Höhepunkt” des Treibens ist die Jagd auf die Tochter der “Freundin” die ahnt das der Typ schon Gaga ist - Hallo?! Hier werden Kinder gejagt und massakriert! In einer Szene wird gar ein heulendes Kleinkind von ca. 2 Jahren mit seiner zerstückelten Mutter konfrontiert. Irgendwo sind Grenzen und die bricht der Film. Bewusst, legt es darauf an. Im Gegensatz zu “American Psycho” bleibt aber alles oberflächlich, als Satire kann der Film nicht ausgelegt werden - nein das will er auch nicht, scheitert leider an seinem durchgehenden Stilbrüchen ohne Hand und Fuß. Wie gesagt Hitler-Reden, das brennende World-Trade-Center, die dutzenden sicken Rapes - kann man so was gut finden?

Auch frage ich mich was solche Leute wie Gunnar Hansen (Leatherface aus dem “Texas Chainsaw Massacre”) und vor allem Tony Todd (der “Candyman”) in dem Film zu suchen haben. Öh, der Typ ist Farbiger - hat er das Drehbuch nicht gelesen? Darstellertechnisch kommen die beiden auf jeden Fall zu kurz, wenn auch die Szene mit Todd ganz okay ist. Von einem szenischen Highlight kann man zwar nicht sprechen, aber zumindest von etwas Abwechselung. Denn spannend wird es kaum, weil eben nix aufregendes passiert. Zurück den Darstellern. Manchmal frage ich mich was Eltern dazu bewegt ihre Kinder in solchen Filmen mitspielen zu lassen. Ich hatte da schon ernsthafte Diskussionen drüber: “ist ja alles nur ein Film” meinen manche Leute. Dennoch, so was gehört sich einfach nicht, vor allem nicht bei solch einer Thematik. Jedenfalls der Hauptakteur Sven Garett schien seinen Spaß zu haben; richtig schön lebt er seine Rolle aus, redet oft deutsch - wenn sich dies zumeist aber auf Flüche und verbales Kotzen beschränkt. Das die recht ansehbaren Mädels “Spaß” hatten bezweifele ich, aber man weiß ja nie. Selbst S/M Freundinnen werden sicher dennoch ungern an Stühle genagelt, mit Kettensägen & Hammer bearbeitet - da kann die Schweinemaske noch so schick aussehen; ein Verweis auf “Judenschwein”?

Der Bodycount mit seinen knapp 30 Opfern ist recht beachtlich, ebenso die Optik des Films - für einen 35 mm Fan-Film und das kleine Budget von 2,2 Millionen $ recht gelungen. Stimmig die Rückblenden in die Vergangenheit, wenn auch wie gesagt nicht viel Background vermittelt wird. Da helfen die “Schnittgewitter” und andere optisch schöne Spielereien nicht über die fade Story hinweg.

Eine Bewertung lasse ich mal außen vor! Fans wird der Film finden, allein die dutzenden Kommentare in der IMDB sprechen für sich…

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