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Ein ehrenhaftes Anliegen und vor allem auch das Streben nach einer gewissen Selbständigkeit und Souveränität wenigstens im kreativen Prozess und Produktionsverlauf kann man dem multifunktional auf allen Ebenen tätigen James Ha ja vielleicht gar nicht absprechen und zumindest nicht negativ ankreiden. Immerhin sprang er gerade auch in der Ebbe, der allgemeinen Krise samt fortschreitender Niederkunft der heimischen Filmbranche mit den letzten verfügbaren Mitteln und die Bresche und sorgte – bis es denn gar nicht mehr ging – in resolut dynamischer Manier trotz aller Querelen als Reservekraft für ständigen Nachschub; und auch wenn dies oft Aushilfsjobs als "Action Director" bei DTV Sexfilmen betraf: Der Wille zählt.

In Killing Betrayer hat man sich mit der Last der übertragenen Aufgaben allerdings heillos übernommen; Ha managt den Datenkanal komplett allein, agiert als Director, Action Director, Writer, Editor, Actor und zeichnet sich zuallerletzt auch noch für die Musik verantwortlich [bzw. der Zusammenstellung dessen, reicht das originale Material doch von Eric Serra bis hin zu Brad Fiedel]. Ein heldischer Ausführungsakt, der schnell extensiver Unbegrenztheit mit entwürdigenden Begleiterscheinungen bis hin zur totalen Demontage weicht.

Denn das, was Ha hier erzählen will und auch entsprechend einem Leitmotiv gleich als Vorwort in den Prolog packt, übersteigt seine Fähigkeiten. Das Begehren individueller Kontrolle über Fragestellung und Aussagen und ausschließlich in seinem Namen autorisierten Handelns kollidiert rasch mit seinen Geheimnissen der Kunst, insbesondere mit der Ungewissheit der Rhetorik und den Unterschieden zwischen seiner Vorstellungskraft und ihrer Prägung im Ausdruck:

Der Triade Jone [ Vincent Wan ] muss auf Geschäftsreise zusammen mit seinem Boss Tang [ Ricky Yi ] in Shenzhen feststellen, dass ihm der Kollege Tai [ Karel Wong ] währenddessen in den Clubs in HK Drogen unter geschoben und diesbezüglich auch die Polizei informiert hat. Während so seine Heimreise aufgrund des Fahnungsbefehls verhindert ist, quartiert er sich trotz seiner zuhause wartenden Ehefrau Mam [ Lily Chung ] bei einer Hostess [ Kwok Kai-kai ] ein und harrt der Dinge, die da kommen werden. Erst als er den in die Legalität abgewanderten Sing [ Vincent Lam Wai ] auf der Straße trifft und sich sowohl Informationen einholt als auch für einen Nebenjob anheuern lässt, geraten die Angelegenheiten wieder in Bewegungen. Nicht nur, dass die allein gebliebene Mam nun Ärger mit der ehemaligen Bruderschaft hat, auch verfangen sich beide Männer über Sings Cousin Wu [ Chu Sui-fu ] in die Netze des lokalen Gauners Snake [ Tommy Wong ].

Die Nebenabsichten, die Einwirkung vom Leben in der Triade auf den Menschen darin und ihre gleichfalls direkte Beeinflussung auf die Menschen außerhalb des kriminellen Bundes kommen dabei getreu der Eingangssätze durchaus zum Tragen, aber fern jeder intensiven Dringlichkeit. Die umgekehrte chronologische Reihenfolge, in der immer erst das oft fatale Ergebnis präsentiert wird und dann erst der verhängnisvolle Weg dahin, ist merkwürdig auf Geratewohl kombiniert, aber theoretisch so ungeschickt auch nicht; gibt es doch den Charakteren die Möglichkeit der Entfaltung pluralisierter Subjektivität, in der man sie je nach Geschehen aus durchaus anderen Blickwinkeln betrachtet.

Erzählt wird das alles hübsch häppchenweise, episodisch, visuell genußunempfindlich und primär überflüssig. Grob ausgehauene Storysäulen, die dem Tenor und den Inbildern des Genres zwar genug Raum für die eigene Entwicklung verschaffen, aber nicht mit Zierraten ausgeschmückt werden. Mal als Erinnerungsfetzen im Schnellvorlauf, mal als ausschweifende Rückblende in allerkleinsten Gedankensplittern, dann ausnahmsweise wieder in der Vorwärtsbewegung, die aber abrupt mit einer zweiten Rückblende unterfüttert wird. Der aufklärende Blick in die Vergangenheit ist dabei nur genau einmal als Programm zur narrativen Erziehung und der Sichtweise vom Werden im Vergehen förderlich, und das ausgerechnet bei einer eigentlich gar nicht zur Handlung gehörenden Einlage von Sings Bruder James [ James Ha ], dessen Frau, dem mißliebigen Geschäftsmann und Cousin Wai [ Kwai Chung ] und dem damals noch harmlosen Tai in seinen Anfangszeiten. Dass dessen Werdegang vom hilflos buckelnden Straßenhändler zum großmäuligen Arsch vom Dienst nachgereicht wird, funktioniert dabei löblich nicht nur in der Auswahl der Gedanken, sondern auch ihrer Umsetzung und der Ausbildung differenter Begriffe, Urteile und Schlüsse.

Ansonsten ist leider nur ein Scheitern der Cine-Century Company / Tomorrow Dragon Ltd. Produktion zu vermelden, deklassierend zwischen enormen Anspruch und außerordentlicher Billigkeit. Der Film ein Patient für das Notarztlazarett. Aktion oder anderweitiges Leben Fehlanzeige, nicht nur in drei sexuellen Übergriffen ähnlich low life scum in substanzieller Erstarrung wie seine Protagonisten und Antagonisten, deren lautes Gebaren mit gleichzeitiger Apathie und höchst routiniertem Desinteresse jegliche Daseinsfreude ebenso aussaugt wie es mit hochkonzentrierten Ermüdungserscheinungen die Umwelt kontaminiert. Die Dialoge sind lang und zäh, das Leiden groß, das Mitgefühl erlahmt, die Skala der Bedürfnisse gleich Null und das sittliche Ideal entbehrlich. Ein, zwei von Kern der Erleuchtung her patente Szenen und deren gleichfalls fingerfertige Montage reichen ebenso wie die ein, zwei soliden Darsteller [Lily Chung + Vincent Lam Wai] eben nicht aus, um dem Werk ein herrlicheres Ansehen zu verleihen.

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