Mad End (1985)

In früheren Zeiten zählte noch das Gesetz der Rache, was cineastisch in etlichen B-Movies umsetzt wurde: "Death Wish", "Last House on the Left", "Vigilante", "Savage Street" und wie sie alle heißen mögen. Mit "Naked Vengeance" (OT) lieferte Trash-Filmer Cirio H. Santiago einen reichlich verspäteten Nachklapp zu "I Spit on your Grave" ab, der in gewissen Momenten fast schon wie eine unfreiwillige Verballhornung des besagten Rape´n Revenge-Klassikers daherkommt.

Manchmal auch wie ein Klon des Ganzen, denn die Story - insofern man überhaupt davon sprechen kann - wurde nahezu eins zu eins übertragen. Statt vier rutschen gleich fünf Männer über die arme Frau drüber und bringen auch noch einen Teil der Verwandtschaft um. Die Geschundene sieht nach ihrer Tortur jedoch erstaunlich frisch aus und bläst postwended zum tödlichen Rachefeldzug.

Dieser ist bisweilen ziemlich albern umgesetzt worden: Einer der Vergewaltiger muss sich selbst mit alkoholischen Spirituosen übergießen und wird dann angezündet. Ein anderer wird nach einem kurzen Techtelmechtel im See entmannt und von einem auf Automatik umgeschaltenen Motorboot endgültig ins Jenseits befördert. Santiago rippt wo es nur geht, lässt allerdings die Spannung und Intensität des Originals schmerzlich vermissen. Die Betroffene agiert, als hätte man ihr gerade eben die Vorfahrt genommen.

Ewig passiert in dem Film ohnehin erstmal rein gar nichts, bis aus heiterem Himmel die Gruppenvergewaltigung ins Haus bricht. Die wurde erschreckend harmlos und banal umgesetzt. Die Gepeinigte ist danach sogar noch von der Polizei vernehmbar, während die Frisur bis zum bitteren Ende sitzt.

Weil der Plot so dermaßen vorhersehbar ist, halten sich die Spannungsgrade und Unterhaltungswerte in argen Grenzen. Schauspielerisch macht jeder Beteiligte Dienst nach Vorschrift - ohne, dass man jemals wieder irgendwas von jemandem gehört hätte.

Alles in allem ist "Naked Vengeance" eher ein dumm-dreistes Plagiat denn fetziges Grindhouse-Kino. Eine Fußnote des Exploitation und längst vergessener Direct-to-Video-Release. Garantiert nicht ohne Grund...