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Cirio H. Santiago war nie darum verlegen Requisiten oder sogar Stock Footage aus früheren Filmen wiederzuverwenden, weshalb sollte es bei Drehbüchern anders sein? „Firecracker“ von 1981 ist ein etwas umgeschriebenes Quasi-Remake seines 1974er Blaxploitationfilms „TNT Jackson“. Für das „Firecracker“-Drehbuch zeichnet Santiago selbst zusammen mit dem „TNT Jackson“-Co-Autoren Ken Metcalfe verantwortlich.
Schon die Auftaktszene unterscheidet sich nur marginal vom Vorbild: Anstelle chinesischer Tanzakrobatik bildet dieses Mal ein Arena-Match den Hintergrund für das Auffliegen einer Person: Anstelle eines schwarzen Mannes, der noch vor Ort gekillt wird, ist es hier eine weiße Frau, die von den Übelwichten entführt wird. Aber es dient erneut als Anlass die Heldin in die Handlung zu holen, in diesem Falle Susanne Carter (Jillian Kesner), deren Schwester die entführte Reporterin ist. Interessantes Detail: Obwohl dieses Mal sichtlich mehr Budget im Spiel war, sollen die Philippinen dieses Mal auch tatsächlich die Philippinen darstellen und nicht Hongkong doublen.
Auch hier kommt die Heldin bei einem freundlichen Kneipen- und Hotelbesitzer unter, dem sie ihre Durchsetzungskraft relativ schnell in einer Kneipenschlägerei beweisen darf. Der ist allerdings nicht mehr der weise Sensei; stattdessen kurvt Susanne immer mal wieder in die Pampa, um bei einem Meister den philippinischen Stockkampf Arnis zu lernen, zumindest als Tarnung. Ob sie das tatsächlich tut oder ihn schon beherrscht, das macht der Film nicht klar – später schwingt Susanne die Stöcke jedenfalls wie ein Profi, aber drehbuchtechnische Sorgfalt war eh noch die Stärke von Santiagos Filmen.

Jedenfalls schleicht sich Susanne beim örtlichen Gangstersyndikat ein, das sie hinter dem Verschwinden ihrer Schwester vermutet. Vor allem Chuck Donner (Darby Hinton), seines Zeichens rechte Hand des Kartellchefs und Rekrutierer von dessen Schergen, ist auf mehr als eine Weise von der schlagkräftigen Blondine beeindruckt…
Was folgt, orientiert sich im Groben an „TNT Jackson“, ergänzt ein paar Plotstränge (immerhin ist „Firecracker“ auch minimal länger als der 70-minütige Vorläufer) und verändert Details. So werden immer noch Drogenlieferungen des Kartells überfallen, aber „Firecracker“ macht wesentlich früher klar, dass Donner dahintersteckt, der Mittelsmänner ausbooten und weiter aufsteigen will. Viel klarer oder komplexer ist der Plot jedoch auch im zweiten Anlauf nicht: Plotstränge wie die erwähnte Sensei-Handlung laufen ins Leere, wirklich spannend oder überraschend ist hier nichts und das klapprige Handungsgerüst dient in erster Linie als Folie für die Kloppereien des Films.
Die sind nicht immer mit viel Sinn und Verstand eingebaut, denn immer wieder springen unmotiviert irgendwelche Diebe oder Wannabe-Vergewaltiger aus der nächsten dunklen Ecke, ehe die sich dann als Belohnung eine tüchtige Ladung Fressegeballertes abholen. Immerhin funktioniert das Konzept in der ersten Hälfte recht gut, ehe Santiago dann die Wemmserei-Dichte in Hälfte zwei merklich runterdreht, was dem Film nicht gut tut. Auch eine bizarre Liebesszene zwischen Susanne und Chuck, bei der sie sich mit dem Messer die Klamotten vom Leib schnippeln, ist eher langweilig als sehenswert skurril, so wie auch der neu aufgelegte Halbnacktkampf (hier in einem Sägewerk anstelle eines Hotelzimmers) wenig Exploitationflair hat und eher stumpf bleibt. Auf den eher funky Soundtrack des Vorgängers muss eher verzichtet werden, doch die Untermalung erinnert hier an 2D-Prügelspiele auf alten Nintendo-Konsolen, was auch irgendwie Flair hat.

Doch es gibt einige Verbesserungen im Vergleich zu „TNT Jackson“. Vor allem das Budget gab mehr her, weshalb der Film edler aussieht und sich diverse hübsche Dschungelaufnahmen leistet. Aber auch in Sachen Action legt „Firecracker“ zu: Die Hauptdarstellerin ist erneut kein Martial-Arts-Profi, langt aber überzeugender zu als Jeannie Bell im Vorgänger und muss nicht so oft und so überdeutlich gedoubelt werden. Die Choreographie ist etwas besser, zwar von der Referenzklasse entfernt, aber das langt für ordentliche Hausmannskostaction, die noch für ein paar derbe Effekte mehr Platz hat als „TNT Jackson“: Ein vom Speer aufgespießter Fighter, eine Sense durch die Brust, eine unangenehme Bekanntschaft eines Gesichts mit einer Kreissäge sowie – als Grande Finale – zwei Stöcke in die Augen gehören den Exploitationschmankerln des Films, der vor allem auf Schlägereien setzt. Ein paar kurze, unspektakuläre Schusswechsel sind kaum der Rede wert.
Darstellerisch ist hier dagegen wenig zu holen. Jillian Kesner agiert bestenfalls durchschnittlich, während Darby als gelackter Genregroß mit Pornoschnäuzer eher unfreiwillig komisch rüberkommt. Kent Metcalfe, Santiago-Stammschauspieler und Co-Autor sowohl dieses Films als auch des Vorgängers, gibt sich als Arenaboss die Ehre, während der Rest vom Fest nicht der Rede wert ist.

„Firecracker“ ist schwach erzähltes Klopper-Entertainment vor schicker Kulisse, das den Quasivorläufer „TNT Jackson“ dank höherer Production Values und besser choreographierter Kickerei hinter sich lässt, vor allem in der actionreichen ersten Hälfte. Durch die drögere zweite Hälfte, den unmotivierten erzählten Konfusplot und mäßige Darstellerleistungen ist das immer noch weit weg vom B-Actiongeheimtipp, als Hausmannskost-Exploitation-Action aber in Ordnung.

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