Review

Einer der überschaubaren, da einzählig gehaltenen Versuche aus dem Hause Cirio H.Santiago, sich abseits des Zeitgeistes und entsprechend auch eingeschränkt zeitlichen und reduziert gehaltenen Publikumskreises in Sachen Actionfilm zu bewähren und eventuell auch außerhalb der jeweiligen Nische (Blaxploitation, Namsploitation, Post-Nuke usw.) zu rehabilitieren. Der Fall ist nicht, eher umgekehrt eingetreten, der Film ist weniger bekannt, aber wesentlich besser als die sonstigen Vertreter, hat aber diesmal auch keinen Star in der Hauptrolle und ist relativ beliebig besetzt und auch von Prämisse und Marketing so produziert. Geschrieben von zwei jahrelangen Begleitern des Filmemachers, wovon Frederick Bailey bspw. auch für das vorherige Beispiel der Abweichung, dem Silk zuständig war und hier immerhin mehr Anlass und Spielraum für die spektakulären Szenen installiert:

Um südamerikanische Rebellen zu unterstützen, lässt CIA Colonel Harper [ Kaz Garas ] im eigenen Lande Armeestützpunkte überfallen und die Waffen- und Munitionsbestände plündern, wobei er die Attacken auf die Sicherheit des Landes auch noch selber aufklären soll und von Washington den entsprechenden Auftrag kriegt. Die bislang unblutigen Raubzüge werden durch seinen eigenen Mann Ebb Nelson [ Robert Dryer ] eines Nachts allerdings durchbrochen, wobei dieser nicht nur ein Massaker hinter sich lässt, sondern sich mit seiner Splittertruppe auch absetzt und ins Ländliche nach Granite Lake, Nordkalifornien zurückzieht und dort eigene Pläne mit dem herangeschafften Arsenal und dem kriminellen Geschäftsmann Rupert Jessup [ Ken Metcalfe ] samt rechter Hand Ramirez [ Frank Diaz ] schmiedet. Währenddessen wird er nicht nur von den früheren Kameraden gejagt, sondern auch vom lokalen Sheriff Rick Hill [ Jack Steiger ], der allerdings noch nicht weiß, mit welchen Größen er sich da während seiner Pflichterfüllung und der Ausübung des Berufes anlegt. Bald gerät auch seine Freundin Julie Comstock [ Brenda Bakke ] und sein Assistant Deputy Cowboy Phelps [ Morgan Strickland ] in Gefahr.

Die erste Viertelstunde als großteils technisches Manöver, werden angefangen von Fort Bennings, Missouri bis hin zu Fort Sharp in Pusemuckel eine ganze Reihe von Armeestützpunkten in nächtlicher Dunkelheit und fast ohne Gegenwehr ausgeraubt und an Waffen und Munition entleert; eine Beschaffungsmaßnahme mehrerer Dutzend maskierter Männer, die ebenso militärisch vorgehen und im Operativen trainiert und ausgiebig geschult sind. Bis zur letzten Örtlichkeit klappt auch alles wie am Schnürchen, nur dort trifft man nicht nur auf einige aktive Wachleute, sondern hat auch schon vorher selber die Schießeisen gezückt und sich im Töten bewährt. Ein kurzes Verteidigungsbemühen schließt sich an, bevor mitsamt der Beute die Flucht ergriffen und das Lager noch per Handgranaten zerstört sowie nutzlos gewordene Verletzte dezimiert werden; Cirio H. Santiago inszeniert das immerhin mit einem Aufgebot an Fahrzeugen und einem koordiniert wirkenden Team, von denen laut Credits die Meisten hinter der Kamera philippinischer Herkunft sind – darunter die halbe Sippschaft vom Regisseur und Produzenten, Vetternwirtschaft im großen Stil quasi – und die englischen Namen der Darsteller (bis auf Brenda Bakke) nicht nur ausgedacht wirken, sondern sowieso gänzlich unbekannt sind.

Wir schreiben das Jahr 1987, etwa im August, Reagan ist noch an der Macht und stabil im Sattel, sodass der Blick nach Washington zum Stand der Dinge ein "Kein Kommentar" seitens des Verteidigungsministeriums beinhalten, die Schlagzeilen der sensationsträchtigen Presse aber dennoch auf Alarm und einem befürchteten Bürgerkrieg gehalten sind. Helfen und retten kann die freie Welt da nur ein Mann des Volkes, ein richtiger Amerikaner, ein Sheriff aus der Pampa, der nicht nur im Zickzacklauf Kugeln ausweichen kann, sondern sich auch schon in der Einführung furchtlos mit einer Bande Drogendealer, einer Bazooka und einem Helikopter anlegt und allesamt mit drei Schüssen zur Strecke und das Fluggerät zum Explodieren bringt.

Leider wird unser Sheriff – und mit der Pistole schneller als die Maus von Mähchiko – von ganz oben nicht so richtig gewürdigt und leider nehmen die Feds die Ehrung in Empfang, während zwischen dessen nicht nur insgeheim die Rebellentruppen sich gegenseitig am Suchen und am Verstecken sind, sondern u.a. auch noch eine kleine Horde Rocker in das beschauliche 'Städtchen' am Lake Granite einfällt. Viel los also, langweilig wird es trotz Actionarmut im Mittelteil nicht, zumal einige der auserwählten Darsteller wie Protagonist, Freundin und Antagonist (eine Type wie Robert Patrick, der leider nicht Robert Patrick selber, aber trotzdem mit Kopf durch die Wand ist) durchaus passabel und mit etwas Leben im Leibe anwesend sind und die Geschichte samt ihrer Behandlung, ob man es glauben mag oder nicht, tatsächlich in Richtung 12 Uhr Mittags respektive One False Move geht und sich narrativ dazwischen platziert. Dass die asiatische Lokalität hier nur mühsam eine Stätte der Vereinigten Staaten von Amerika doubeln muss und niemals annähernd echt und glaubhaft aussieht: geschenkt. Die sandigen Straßen, die karge Natur und ein paar aufgehängte oder angeklebte Schilder sowie die einheimischen Bauten aus Pappmaché und Sperrholz selber (es gibt sogar eine 'Videothek'!) samt vielen einheimischen 'westlich aussehenden' und zusätzlich eingeflogenen Statisten oder vielleicht auch Touristen hat überhaupt eine gewisse seltsam verquere Wirkung, die dem ganzen Plot um Verschwörung, Landesverrat und schießwütiges Double-crossing gegenüber eher noch gewinnend als abträglich ist. Im langen Showdown, der die Gegend in ein Brandloch und die Videothek in eine Druckwelle verwandelt, werden den hochgekochten Emotionen Gebühr geschenkt, erst ein westernartiges Schießduell auf der 'Hauptstraße' von Faketown, die bald darauf wie ein Hühnchen gerupft wird und dann auch gegrillt. Gebäude explodieren per Raketenwerfer, die Ortschaft wird mit Patronenhülsen und Leichen eingedeckt, während der Helfershelfer mit der Tommy Gun vom Dillinger durch die Gegend sprintet und der Sheriff erst im verschwitzten Muscleshirt den Rambo macht und bald mit nacktem gestählten Oberkörper, weil er mit seinem Kleidungsstück vorher noch einen Feuerstunt auswedelt.

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