"Alone in the Dark", das war dieses Spiel, dieser Klassiker des Genres, der den Grundstein für "Resident Evil", "Silent Hill" und sämtliche atmosphärischen Horrorgames legte, die aus der 3rd Person Sicht ihre Wirkung entfalteten.
Mann, was habe ich mich damals eingeschissen als sich Edward Carnby mit seiner Thompson-Gun durch ein düsteres von Geistern und Zombies bewohntes Herrenhaus kämpfen musste. Nie zuvor und nur selten danach konnte diese unheimliche Atmopshäre wieder erreicht werden.
Und dann kam also Uwe Boll an. Offensichtlich muss er wohl bei einem Einkauf im Media-Markt seines Vertrauens dein Titel "Alone in the Dark 4 - The new Nightmare" in die Finger bekommen haben. Doch als vielbeschäftigter Regisseur hatte er wohl nicht die Zeit sich eingehender mit dem Spiel zu beschäftigen, sondern machte das was alle Menschen mit wenig Zeit und noch weniger Interesse für die Substanz ein Computer-Games machen: Er las sich den Klappentext durch.
"Hmm", muss er sich darauf wohl gedacht habe "Das klingt ja ganz gut. Da gibt es also einen Detektiv für paranormale Phänomene. Der läuft da rum und findet etwas über so komische Abkani-Rituale herraus - Das müssen wohl so Indianer oder sowas sein. Ah, super, ne Frau kommt auch vor, ebenso wie eine Menge komischer Monster. Perfektes Szenario, alles dabei: Eine Romanze, Horror, Action und eine Prise Mystery. Also wenn das nicht auch den letzten Hund hinterm Ofen hervorholt weiß ich auch nicht. Naja zumindest die Fans der Spiele-Serie werden sich meinen Film schon ansehen."
Schon in den ersten Minuten des Films wird klar, Uwe Boll hat von "Alone in the Dark" soviel Ahnung wie ein Veganer von Schweinsbraten. Da versetzt er mir nichts, dir nichts die Handlung aus den 30er Jahren in die Neuzeit. Dass damit schonmal ein Großteil der Atmosphäre des Games flöten geht kann ihm ja herzlich egal sein, denn gespielt hat er es ja nie, woher sollte er es also wissen. Wenn ich es mir recht überlege sind die einzigen Gemeinsamkeiten zwischen der Kinoadaption und dem Original die Namen der Protagonisten, die Abkani und die Monster, von denen er allerdings nur eine einzige Gattung übrigließ.
Obwohl "Alone in the Dark 4" definitiv der schwächste Tital der reihe war, muss man sich jedoch nach Sichtung des Boll-(ach verdammt ich wollte es eigentlich vermeiden, aber klingt so gut in den anderen Reviews)-Werks eingestehen, dass AitD tatsächlich doch einiges an Handlung zu bieten hatte. Zumindest im Gegensatz zum Film. Die Vorgeschichte der Personen, vor allem Mrs. Cedrac´s, die gegen Ende des Games immer mehr an Bedeutung gewann wird aussen vor gelassen. Auch die unheimliche Mansion in der wüste Rituale und Experimente zu Gunsten der Unsterblichkeit verübt wurden spielt keine Rolle mehr. Von der - bei allen Teilen - von H.P.Lovecraft inspirierten Storyline ganz zu schweigen. Nein, Boll reduziert dies alles auf einen Action-orientierten Ableger von "Das Relikt", ohne jedoch dessen eher zweifelhafte Klasse zu erreichen.
Über Tara Reids schauspielerisches Unvermögen möchte ich mich an dieser Stelle mal nicht auslassen. Sattdessen eher über Christian Slater, der mich hier erstmals richtig enttäuscht. Seit "True Romance", "Very bad things" und, ja, sogar "Robin Hood" hielt ich ihn eigentlich für einen etwas unterschätzten Schauspieler, der viel zu selten die Gelegenheit bekommt zu zeigen was er wirklich kann. Aber dass es nach diesem Desaster nur noch abwärts gehen kann ist nicht nur logisch sondern auch verdiehnt. Da war wohl die Gier nach dem Gehaltscheck größer als das Hirn. Sind Drogen wirklich so teuer in Hollywood ?
Aber bekanntlich hat ja kein Film, ausser vielleicht "In the name of Gore", nur schlechte Seiten, und so ist es auch bei Uwe Bolls Adaption. In der Director´s Cut wirds zumindest recht gewalttätig und blutig, und das ist verglichen mit den handzahmen "Resident Evil" Teilen ja zumindest schonmal etwas, dass ihn über das Groß der Game-Verfilmungen herraushebt. Und ich kann ihm nicht einmal vorwerfen die Gore-Szenen wären schlecht gemacht. Bis auf das etwas an "Starship Troopers" erinnernde End-Gemetzel sind die anderen Action-Sequenzen gut inszeniert und auch recht spannend.
Eine bescheuerte Story also, ein Schlag ins Gesicht jedes AitD-Fans und Schauspieler die sich lustlos unter Wert verkaufen (ausser Tara Reid, denn deren Wert ist tatsächlich nicht höher als der einer Bahnhofsnutte - trotz Kurzauftritt in "Big Lebowski"). Dafür aber recht martialische und bloody Action. Macht unterm Strich einen Film den keiner braucht, der auch nur leidlich unterhält aber bei einem bierseeligen Abend mit Freunden, die durch Zwischenkommentare sowieso jegliches Verstehen einer komplexeren Handlung zunichte machen, sicher nicht die schlechteste Wahl ist. Eben ein typischer Boll-ywood Film (den lass ich mir schützen !).
3,5/10 und damit´s besser aussieht runde ich auf Vier auf !