„Alone in the Dark” sollte der große Durchbruch des Herrn Dr. Uwe Boll werden: Nach einigen mäßigen B-Filmchen (“Blackwoods“/“Heart of America“) sowie der Trash-Supernova „House of the Dead“ (welchen ich persönlich als sehr amüsant und der Vorlage angemessen ansehe, und der bis heute neben „Beowulf“ meine spaßigste Wahl beim alljährlichen Fantasy-Filmfest markiert), wollte sich Boll mit dieser weiteren Videospiel-Verfilmung, einem passablen Budget von rund 20 Millionen Dollar (hauptsächlich über seine eigene „Boll KG“ finanziert) sowie dem Genre-erfahrenen Verleih „Lions Gate“ im Rücken im filmischen Mainstream etablieren – und doch kam alles ganz anders:
Bereits lange im Vorfeld in diversen Internet-Foren verrissen, kassierte das Werk bei seinem US-Kinostart fast ausschließlich vernichtende Kritiken (mein Lieblingszitat stammt aus dem „Slant Magazine“: „Director Boll remains mainstream cinema´s most awesomely incompetent living filmmaker“) und stieg letztendlich nur auf dem katastrophalen 14.(!) Platz der Charts ein…
Selbstverständlich wollte ich es mir jedoch nicht nehmen lassen, mir selbst ein Bild zu machen – zumal man großen Trash nur selten in deutschen Kinos zu Gesicht bekommt, sich die Combo Slater/Dorff/Reid zumindest nett anhörte und der Trailer (wie auch das „Nightwish“-Video) eine wüste Mischung aus „das Relikt“ und „Starship Troopers“ versprach – außerdem war es mir möglich, die Sache unvoreingenommen anzugehen, da ich kein Spiel der Reihe je in Angriff genommen habe (der Film selbst basiert ja auf den vierten Teil). Ist Uwe Boll nun bloß ein verkannter Egomane, legitimer Nachfolger von Albert Pyun oder gar der neue Ed Wood (nur ohne dessen Herzblut)…?
Nach sehr (!) langen, am Anfang eingeblendeten Hintergrundinformationen zur Story geht es dann endlich los:
Vor 22 Jahren führte Schwester Clara (Karin Konoval) ein Internat, in welchem sie es zuließ, dass der Regierungsbeamte Hudgens (Matthew Walker) biologische Experimente an den Jungen durchführte, um so mutierte „Schläfereinheiten“ zu erschaffen. Damals gelang einem der Probanden, Edward Carnby, jedoch noch vor der entscheidenden Phase die Flucht, worauf die Forschungsarbeit eingestellt wurde…
Inzwischen arbeitet Carnby (Christian Slater) nach einer Ausbildung bei der geheimen Spezialeinheit „Bureau 713“ als Detektiv in paranormalen Angelegenheiten, wobei er Artefakte der verschollenen „Abakani“-Zivilisation sammelt, mit denen sich ein Tor zwischen der Welt des Lichts und jener der Dunkelheit öffnen lässt. Als er bei seinem aktuellen Einsatz von einem der „Schläferwesen“ attackiert wird, wendet er sich an seine Freundin Aline (Tara Reid), der Assistenzkuratorin des örtlichen Museums: Zusammen versuchen sie, das Puzzle zu lösen, bevor Hudgens weitere Kreaturen auf die Menschheit loslassen kann, wobei sie von Commander Burke (Stephen Dorff) und dessen „713er“-Einsatztruppe unterstützt werden…
Uwe Boll den „schlechtesten Regisseur der Gegenwart“ zu nennen ist angesichts der „Leistungen“ eines Albert Pyun oder Fred Olen Ray sicher überzogen, doch jene Vertreter ihrer Zunft arbeiten auch nicht mit zweistelligen Millionenbudgets – aus diesem Grund muss ich dem oben erwähnten Zitat wenigstens teilweise zustimmen. Boll sollte sich wieder auf B-Filme konzentrieren, wo ihm ein angemessener Platz sicher wäre, und den Traum von großen Erfolgen mit Videospielverfilmungen besser aufgeben – auf dem Thron hat sich der wesentlich talentierte Paul Anderson ohnehin mit Werken wie „Mortal Kombat“, „Resident Evil“ oder „AvP“ fest eingenistet…
Manchmal ist es einfach sinnvoller, sich trotz vorhandener Mittel in Zurückhaltung zu üben, da der Einsatz bestimmter Techniken in Boll-Filmen doch etwas uninspiriert wirkt: Bei „House of the Dead“ wurden die 360-Grad-Kamerafahrten sowie der Einsatz von „Bullet-Time“ (= auch wieder bei „A.i.t.D.“ mit von der Partie) trotz des Unterhaltungsfaktors schlichtweg überreizt. Hier sind es vornehmlich die mäßigen, „CGI“-lastigen Actioneinlagen – beispielsweise findet ein Feuergefecht bei vollständiger Dunkelheit statt, wobei nur die aufblitzenden Mündungsfeuer die Szenerie erhellen, jedoch nicht ohne einer ausführlichen technischen Nachbearbeitung. Wie gesagt: Es sieht alles ganz lustig aus (jene Szene war schon irgendwie cool), wäre aber so gar nicht nötig gewesen (was uns „Equilibrium“ eindrucksvoll bewiesen hat). Ein weiterer Grund, der dafür spricht, sicher eher im „low Budget“-Bereich zu profilieren…
Insgesamt wirken die Actionszenen des Films etwas uninspiriert und teilweise gar unbeholfen, doch da ständig etwas passiert, kommt wenigstens keine Langeweile auf. Freunde einfach gestrickter Actionfilme oder Ego-Shooter sollte das Gebotene einigermaßen zufrieden stellen. Das Hauptproblem des Films liegt zudem gar nicht mal bei Regisseur Boll, sondern beim ziemlich schwachen Drehbuch: Eine Zeichnung oder Entwicklung von Charakteren sucht man vergebens – dafür wird man aber in Sachen Logikfehler und extrem platten Dialogen schnell fündig (ein Highlight – Tara Reids Erkenntnis: „Das ist ein Schlüssel!“). Einige argumentieren, dass man die Szenenabfolgen unübersichtlich aneinandergereiht hätte – dem kann ich mich nun wirklich nicht (!) anschließen, denn man kann dem Zuschauer ja wahrlich ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit abverlangen.
Christian Slater (“Heathers“/“Windtalkers“) kann in der Hauptrolle einigermaßen überzeugen, was seiner stagnierten Karriere aber auch nichts nützen wird. Stephen Dorff (“Cold Creek Manor“/“Fear dot com“) ist lässig wie immer, scheint jedoch während des Drehs erkannt zu haben, in was er da reingeraten ist – er wirkt ständig angespannt und innerlich brodelnd … und dann wäre da noch Partymaus Tara Reid (“American Pie“/“Crow IV“): Es reicht einfach nicht, sich die Haare zurückzubinden und eine Brille aufzusetzen, um glaubhaft eine Wissenschaftlerin zu verkörpern – Tara ist hier vollkommen fehlbesetzt. Über die anderen Darsteller sollte man besser schweigen, wie auch über die „Chemie“ zwischen Slater und Reid oder die aus dem Nichts auftauchende „Liebesszene“ der beiden…
Der Film ist zweifelsohne ziemlicher Unfug, der außer goldenen Himbeeren wohl nie einen Preis gewinnen wird, doch neutral betrachtet gibt es eine Vielzahl weitaus schlimmerer Werke da draußen. Ich bin der Meinung, dass ein Kinostart keine gute Idee war – mit einer Videopremiere wäre man besser beraten gewesen, und so ist „A.i.t.D.“ für einen lustigen sowie feuchtfröhlichen DVD-Abend sicher nicht die schlechteste Wahl. Es wäre also ratsam, sich nicht einfach nur der allgemeinen Kritikerschelte anzuschließen, sondern auch mal etwas objektiver das Gesamtbild zu betrachten. Aus diesem Grund stehe ich noch heute zu meiner letztjährigen Bewertung des Films „Torque“, welcher zudem auch besser als dieser hier war…
Fazit: „Alone in the Dark” ist eine wüste Ansammlung bekannter Film- und Genre-Versatzstücke, die man mit reichlich Action und Trash-Appeal zu einem immerhin einigermaßen unterhaltsamen „No-Brainer” zusammengestückelt hat – trotzdem lassen sich initiatorische Schwächen und ein mieses Skript nicht einfach übergehen, weshalb ich gerade noch „3 von 10” mit Tendenz nach oben vergebe.