Leberegel greifen an!
Das ist jetzt vielleicht nicht der reizvollste DVD-Titel, den man sich vorstellen kann, insofern haben sich die Jungs aus der preisbewußten Schnellschußschmiede "Nu Image" dann doch für "Larva" entschieden - klingt lateinisch, wissenschaftlich und irgendwie seriös.
Die Firma, die sich mit Tier- und Pflanzenmutationen und flott am PC zusammengeklöppelten Riesenmonstren verdammt gut über Wasser hält, greift hier mal klassisches 70er-Jahre-Material auf, also Monstren auf kleinerer Skala, dafür ein bißchen Zivilisationskritik auf der Basis verdienten Mißtrauens gegenüber großen Firmen.
Im Kern geht es um eine Fleischfabrik, die mit neuen Mittelchen experimentiert, um die Fleischmenge an Kühen anwachsen zu lassen - dummerweise wachsen die Parasiten in den Kühen gleich mit. Was natürlich nicht erklärt, warum die Parasiten dann einen Meter lang werden, aber die Kühe nicht zwanzig Meter groß, aber das ist natürlich Mosern auf höchstem Niveau.
Neu in der Stadt ist ein Tierarzt, nachdem der Vorgänger plötzlich verschwunden ist und es braucht genau einen Besuch bei einer Kuh, um das Problem schon bald an den Eutern zu haben.
Natürlich will niemand etwas von dem Problemchen wissen, das sich da durch das Milchvieh frißt und die ominöse Kamerafahrt über die Barbequeue-Hamburger läßt Böses ahnen, also kann man zurecht davon ausgehen, daß dem fiesen Fabrikbesitzer, dem zweifelnden Wissenschaftler und dem kapitalhörigen Sheriff bald die Parasiten um die Ohren fliegen.
Das ist alles klassisch aufbereitet und genauso aufgebaut, aber mit gut 90 Minuten Laufzeit leider nicht ganz so stilsicher inszeniert. Die meisten Handlungselemente kennt man bereits, der Redneckfarmer mit dem Waffendepot wird natürlich zum großen Retter und die miesen Hunde, die der Natur ins Handwerk pfuschen, kriegen ihr Fett weg, aber dennoch ist das nie so straight inszeniert, wie man es sich wünscht, manche Episoden rund um eine zwischenzeitliche Verhaftung dienen offenbar nur der Laufzeitfüllung.
Schade vor allem, weil die üblichen Billig-CGI in diesem Fall gar nicht so urkomisch wirken. Die Egel mutieren fröhlich zu einer meterlangen Mantaform und bewegen sich anschließend mit rasender Geschwindigkeit durchs Geäst der nahen Vegetation oder über Zimmerdecken, um dann ihre Opfer auszulutschen. Ganz nah ran mit der Kamera geht Tim Cox mit seinem Team selten, läßt die Sache lange im Unscharfen und hält sich sogar bei alienesken Aus-dem-Körper-Platz-Sequenzen mit den blutigsten Details etwas zurück (immerhin war "Larva" ein TV-Film).
Dadurch, daß man dem mittleren Westen von Missouri auch noch einen zentimeterdicken Braunfilter auferlegte, der Mittagszeiten wie Marlboro-Reklamen wirken läßt und Sonnenuntergänge wie die dräuende Staubapokalypse, macht die Tricks natürlich noch etwas effektiver, beim großen Showdown aus dem Alienbaukasten (lock die Viecher und spreng sie alle zusammen in die Luft) wirds dann aber doch etwas enttäuschend.
Der Hit im Team ist natürlich Altmeister William Forsythe als Redneckfarmer Jacob, während unangenehm auffällt, daß Herzchen Rachel Hunter kein Profil hat und Hauptdarsteller Vincent Vetresca eine total blasse Qualle ist, der meistens den Ereignissen hinterherläuft, ohne wirklich produktiv zu wirken. Insgesamt bietet "Larva" aber zu wenig Charisma, Druck und Überzeugungskraft, um die Story so unangenehm zu gestalten, wie sie es verdient hätte und die leichten Genregags (der Wissenschaftler kündigt seinem Boss, wird aber nicht von diesem erschossen; ein Putzmann mit Eimer ist das angekündigte erste Kelleropfer) können nicht darüber hinwegtäuschen, daß Boaz Davidsons Drehbuchfabrik hier die Luft ausgegangen ist. Die 50er hätten dann auch gern ihre Autoren zurück. (3/10)