Schon der vierte Teil dieser nicht enden wollenden Horror-Reihe überzeugte nicht gerade durch einen spannenden und stringenten Plot. Er war nur streckenweise unterhaltsam, schockte aber immerhin mit einem überraschenden Ende und wollte mit Look und Musik durchaus an die ersten beiden Teile anknüpfen.
„Halloween 5“ (mit dem äußerst einfallsreichen Bei-Titel „Die Rache des Michael Myers“) nun versucht, direkt an diesem Ende anzusetzen und etwas Neues, Übersinnliches in die Story zu integrieren: Die kleine Jamie, die an jenem Schluss des vierten Teils so geschockt hatte, spricht seitdem kein Wort mehr und wird in einer Kinderklinik von Dr. Loomis umsorgt. Immer wieder wird sie von Alpträumen geplagt, doch auf einmal scheint sie in bestimmten Situationen nicht mehr sie selbst und wie von einer anderen Person besessen zu sein. Diese andere Person ist –Überraschung!– Michael Myers. Der hat doch –wer hätte das wohl für möglich gehalten– tatsächlich den vierten Teil überlebt und kehrt ein Jahr später pünktlich zu Halloween nach Haddonfield zurück, um seiner Lieblingstätigkeit zu frönen – dem Abschlachten von Teenies.
Es ist ja nun wirklich nicht sonderlich schwer, einen belanglosen, aber für Genre-Fans unterhaltsamen Standard-Slasher für die Katharsis zwischendurch zu produzieren: Man nehme einen maskierten Mörder, ein paar hübsch-doofe Teenies, umwickle das mit ein bisschen grober Handlung und garniere alles mit möglichst einfallsreichen Mordszenerien. Und wenn die Musik noch nett ist, die Schauspieler nicht sämtlich Daily-Soap-mäßig agieren und vielleicht sogar noch etwas Spannung und Atmosphäre eingebaut werden, dann kann bisweilen ein richtig guter Film draus werden. Schade, dass „Halloween 5“ noch nicht mal durchschnittlichen Standard erreicht.
Schon allein dieser übersinnliche Humbug mit der Göre nervt. Der wiederholt sich viel zu oft und steht viel zu stark im Vordergrund. Darüber könnte man eventuell noch hinwegsehen, wenn nicht auch die sonstige „Handlung“ so fade wäre: abgehangenes Krankenhaus- und Psychogelaber (samt unpassend weinendem Michael zum Ende!), willkürliche Schnitte auf einen irgendwo in den Kulissen erscheinenden Myers, irrelevantes Teenie-Gesabbel. Und Morde? Was für Morde? Es passiert praktisch nichts. Und wenn endlich mal was passiert, wird das quälend in die Länge gezogen.
Ein geistig wohl ziemlich zurückgebliebener Pennbruder wird am Anfang dahingerafft, bei dem Myers offenbar ein Jahr lang auf der Krankenbahre in der Privatbaracke lag und genas. Warum? Keine Ahnung. So nach knapp der Hälfte des Filmes endlich mal ein Mord an einem der Teenies. Dann wieder auf den nächsten Mord warten mit seichtem und langatmigem Geplänkel. Weitere drastische Logiklöcher, zum Beispiel: Da verschwinden Freunde und da spricht Klein-Jamie nach einem Jahr endlich wieder und was hat die Teenie-Garde Besseres zu tun? Feiert ausgelassen Halloween. In Haddonfield! Da fährt die ganze Zeit ein Auto hinter einer 9-Jährigen her und kriegt sie nicht. Da ruft ein Polizist stur über Walkie-Talkie seinen Kollegen im Auto, während der bereits lange laut und deutlich Todesschreie von sich gibt. Die Polizei stellt sich hier sowieso dümmer an, als die Polizei erlaubt (sorry fürs Wortspiel, stimmt aber). Wenn die Szenen wenigstens Spannung aufbauen würden! Grelles Kinderkreischen allein aber perforiert auf Dauer nur die Nerven. Und der unpassende Einsatz von Zeitlupe schafft keine Dramatik, sondern verlängert lediglich die Qual des Zuschauers.
Überhaupt die Teenies: Die Frauen wirken wie auf Ecstasy getunet, wenn sie quietschvergnügt durch Haus und Straßen hopsen, die Männer wie angetrunken kurz vorm mimischen Scheintod. Wo diese C-Knallchargenriege hergecastet wurde, ist noch das Unheimlichste an diesem Machwerk. Da die Teens dermaßen den Nerv töten, freut man sich, wenn Mr. Myers sich intensiv um sie kümmert und selbiges mit ihnen tut. Leider geschieht das eben viel zu selten. So bleibt der zeitweilige Härtetest diverser Gartenwerkzeuge an den Teenies durch Mr. Myers beim Zuschauer noch in bester Erinnerung. Warum denn aber nicht öfter? Was macht Myers eigentlich den ganzen Rest der Zeit? Und warum wird das Verkleidungsspielchen „Buh, ich bin der böse Michael!“ so lange eingesetzt, bis man selbst zur Harke greifen will?
Unter den Schauspielern muss freilich noch Donald Pleasance erwähnt werden, der hier schon zum vierten und nicht gerade besten Male Dr. Loomis darstellt. Hoffentlich hatte er dafür wenigstens genug Gage bekommen, um die Scham schnell verdrängen zu können, an diesem verschwendeten Stück Zelluloid mitgewirkt zu haben. Am überzeugendsten noch übrigens agiert ausgerechnet die Darstellerin der kleinen Jamie, der man Furcht und Schrecken durchaus abnimmt.
Auch den Machern ist der äußerst dürftige Plot offenbar schon bei der Produktion aufgefallen, sodass sie sich was gaaanz Tolles und totaaal Geheimnisvolles einfallen ließen: Den Schwarzen Mann… Boah! Wow! Welch eine Idee! Dieser Typ wird natürlich nie mit dem Gesicht gezeigt und taucht immer mal wieder zwischendurch auf, wenn der Zuschauer erneut wegzudämmern droht, um seine schwarzen Klamotten zu präsentieren. Warum? Keine Ahnung. Knisternde Spannung stellt man sich aber anders vor. Ach, etwas Humor sollte ja auch noch eingebaut werden, mittels der zwei tumben Dorfpolizisten. Weil durch ihre amateurhaften Auftritte jedoch nicht einmal ein Schmunzeln beim Zuschauer hervorgezaubert wird, musste extra noch Cartoon-Musik unterlegt werden, was den betreffenden Szenen jedoch auch nicht sonderlich weiterhilft. Und wenn wir schon bei der Musik sind: Die wurde auch noch verhunzt. Wenn man schon das geniale „Halloween“-Thema verwendet, dann bitte nicht so billig aufgedunsen wie hier. Die Düsternis des einfachen Klavier-Motivs Carpenters verflüchtigt sich völlig unter der neuen Instrumentierung.
Okay, zugegeben – die Grundstory gab schon im vierten Teil kaum noch was her, und was soll man von Hollywoods Geldschneidern auch anderes erwarten, wenn sie die Rechte an einer erfolgreichen Horror-Reihe halten und ausnutzen wollen. Aber warum kam man nicht eher auf die Idee, die Story in ihrer Sackgasse zu belassen und quasi von vorn anzufangen? Nein, vor dem wieder richtig guten „H20“ musste auch noch ganz dringend ein (mit dem Ende des fünften angedrohter) sechster Teil heruntergekurbelt werden, um die Story endgültig zu dem mehr als verdienten Tode zu reiten.
Nur völlig losgelöste „Halloween“-Komplettfans werden mit diesem Slasher-Schnulli noch was anfangen können. Filmfreunde, die den ersten Teil noch verehren, weinen.
Um die 3 von 10 Punkten (weil der Zuschauer jetzt weiß, was eine Harke ist, hihi).